Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy

Titel: Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
fest, um in den Kurven das Gleichgewicht zu halten.
    Der Weg wurde allmählich eben, bis der schmale Gang in einen vollgestellten Arbeitsbereich mündete, der als Schauplatz eines viktorianischen Schauerromans hätte dienen können - nüchtern, unpersönlich, feucht und kalt. Die Luft roch muffig und stickig.
    Mike blieb stehen und sah sich um - ein paar Schreibtische, Bücherstapel, die wieder eingeordnet werden mussten, und ansonsten vor uns und unter uns nur Bücher, endlos lange Regalreihen in diesem riesigen, versteckten Büchermagazin unter den Grünflächen von Bryant Park.
    »Wie eine Katakombe für vergessene Bücher«, sagte Mike, die Hände in die Hüften gestemmt.
    Ich ging an den Tischen vorbei bis zu der Stelle, wo sich nur noch mit Büchern dicht an dicht gefüllte Regale vor uns erstreckten, so weit das Auge reichte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand tatsächlich einen Überblick über die Bestände in diesem feuchtkalten Lager hatte.

    »Was suchen wir eigentlich?«, fragte ich.
    »Einen Ausgang.«
    »Wir sind doch gerade reingekommen. Bea sagte, das sei der einzige Zugang.«
    »Der einzige Zugang von der Bibliothek aus. Ab jetzt werde ich den Park mit anderen Augen betrachten«, sagte Mike. »Ich will herausfinden, ob es in der Nähe der Sixth Avenue noch einen Ausgang gibt.«
    »Warum warten wir nicht, bis uns jemand herumführt?«, fragte ich.
    »Du und deine verdammte Klaustrophobie. Komm schon, wir schauen uns schnell um, bevor die gesamte New Yorker Polizei hier rumschnüffelt.« Mike drückte sich an mir vorbei. »Wir suchen Blutspuren, Waffen, Klamotten. Irgendeinen Hinweis darauf, ob der Mörder hier entlang geflüchtet ist. Und einen zweiten Treppenaufgang.«
    Ich sah Mike hinterher, als er in die erste Reihe rechts von uns hineinlief. Er achtete nicht auf die Bücher, die sich zu beiden Seiten vom Fußboden bis zur Decke in den Regalen türmten, sondern hatte den Blick auf den Boden gerichtet. Er hob ein Stück Papier auf, inspizierte es und steckte es ein.
    Ich nahm mir die linke Seite vor und ging langsam durch die Reihen, um zu sehen, ob irgendetwas nicht an seinem Platz zu sein schien. Als ich das Ende der dritten Reihe erreichte, brachte mich der Staub so stark zum Husten, dass ich stehen bleiben und mich räuspern musste.
    »Alles in Ordnung?«, rief Mike.
    »Geht schon wieder. Warum klingst du so weit weg?«
    »Weil ich eine schlaue Idee hatte, Coop. Ich fange an der anderen Seite an, bei der Sixth Avenue, und arbeite
mich dann von dort aus zurück. Wir treffen uns in der Mitte. Mach einfach weiter.«
    Ich hob hin und wieder einen Bestellschein auf, der aus einem Buch gefallen war, aber keiner davon war beschriftet.
    Ich arbeitete mich durch die Slawische und Baltische Abteilung und war gerade inmitten von islamischen Handschriften aus der Sammlung Asien und Naher Osten, als zwischen zwei hohen Regalen etwas am Boden aufblitzte. Aus der Entfernung sah es aus wie eins der Skalpelle, die ich auf Lucy Tannis’ Schreibtisch gesehen hatte.
    Ich trat aus dem Gang zwischen den mechanisch betätigten, überfüllten Regalen, um aus der Nähe zu entscheiden, ob ich den Gegenstand für die Spurensicherung mitnehmen sollte. Als ich mich danach bückte, sah ich, dass es ein silberfarbener Kugelschreiber war, dessen dicke Staubschicht wohl bedeutete, dass er schon seit längerem da lag.
    Zwei Reihen weiter vor mir sah ich noch einen metallischen Gegenstand aufblitzen, der aber kürzer und flacher als der Kugelschreiber war.
    Er befand sich ein paar Meter innerhalb des langen Büchergangs, und ich bückte mich, um ihn aus der Nähe zu inspizieren. Es war ein kleiner Schlüssel, und er war nicht mit Staub überzogen. Ich hatte keine Ahnung, ob er für unsere Ermittlungen von Bedeutung war.
    Ich hielt mich an einem Trennelement fest und prägte mir ein, in welcher Reihe ich mich befand - zwischen großen Folianten über die Ausstattung des Royal Pavilion in Brighton und Aquarelldrucken zur Mode während der amerikanischen Kolonialzeit -, als sich plötzlich das gesamte Bücherregal hinter mir in
Bewegung setzte und sich schnell und unaufhaltsam dem Regal näherte, an dem ich mich abstützte.
    Jemand wollte mich zwischen den schweren beweglichen Regalen zerquetschen, und ich schrie nach Mike, als es mir den Arm verdrehte und ich auf die Seite fiel.

23
    Jurij - der Techniker, der uns am Morgen das Dachgeschoss gezeigt hatte - war als Erster bei mir. »War Unfall, Miss. War mein

Weitere Kostenlose Bücher