Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
an, deine Wunschliste zu machen. Für deine Nachmittagstermine.« Mike öffnete die Tür. »Ich muss nur noch in der Gerichtsmedizin anrufen und fragen, wann Barr obduziert wird, dann schnappen wir uns Mercer und hauen ab.«
Jill, die in einer Nische im Vorzimmer wartete, stand auf, als sie uns kommen sah. Mike fragte sie, ob er ihr Telefon benutzen könne. Während Mike die Nummer wählte, starrte ich auf ein Porträt, das an der Stirnseite des schmalen Raums hing.
»Jasper Hunt«, sagte Jill. »Der Erste. Gemalt von dem berühmten Thomas Eakins, während er in den 1880er-Jahren an der hiesigen Art Students League unterrichtete.«
Aber es war nicht die eindrucksvolle Gestalt Hunts, die meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
»Schau dir das an, Mike«, sagte ich. »Schau mal, was er in der Hand hält.«
»Ich werd nicht mehr. Hunt und sein Armadillo.«
»Armillarsphäre, nicht Armadillo«, korrigierte Jill humorlos. »Die Messingringe stellen die Umlaufbahnen der Himmelskörper dar.«
Ich ging näher ran. Jasper Hunts Hand lag auf dem Messingskelett der Sphäre.
»Das ist sie.« An den Markierungen und verschiedenen Details erkannte ich, dass es die Sphäre war, mit der man Karla Vastasi getötet hatte.
»Sie kennen das Gemälde?«, fragte Jill. »Wir dürfen uns sehr glücklich schätzen, dass Mr Hunt es uns überlassen hat. Es gibt nicht viele Eakins-Gemälde außerhalb von Philadelphia.«
Ich konnte an nichts anderes denken, als dass es eine offensichtliche Verbindung gab zwischen Jasper Hunt und der todbringenden Antiquität. Aber Jill fuhr mit ihren Erläuterungen zu der künstlerischen Bedeutung des Gemäldes fort.
»Wichtige Männer ließen sich auf ihren Porträts oft mit Armillarsphären abbilden. Das Gerät war von einer solchen Komplexität, dass es als Sinnbild höchster Weisheit galt.«
»Sie rühren sich nicht vom Fleck, Jill. Wir rufen Sie später an.« Mike legte auf. »Sattel dein Pferd, Coop.«
Er lief los, und ich folgte ihm über die große Treppe hinab in die Eingangshalle. »Ich bin ganz durcheinander«, sagte er. »Wo geht’s zur Kartenabteilung?«
Ich zeigte zur Nordseite der Halle und versuchte mit ihm Schritt zu halten. Als er die Tür aufstieß, zuckte Bea an ihrem Computer erschrocken zusammen.
»Wie lange brauchen Sie, um einen historischen Fußabdruck zu erstellen?«
»Das hängt von der Örtlichkeit ab. Aber Sie haben sich einen guten Tag ausgesucht, Detective«, sagte sie mit einem Augenzwinkern. »Wie es scheint, habe ich ein bisschen Zeit. Wie lautet die Adresse?«
Mike gab ihr die Adresse des Brownstone-Hauses in der 93. Straße Ost, wo Tina Barr gewohnt hatte und Karla Vastasi ermordet worden war. »Es gibt da eine ganze Häuserzeile, die seit über hundert Jahren im Besitz der Hunt-Familie ist. Verraten Sie mir alles, was Sie mithilfe der Karten über diese Häuser herausfinden
können, Bea. Graben Sie mir so schnell wie möglich ein paar Fußabdrücke aus.«
24
Obwohl es erst halb zwölf Uhr mittags war, kam es mir vor, als wäre eine ganze Woche vergangen, seit Mike mich wegen Tina Barrs Leiche angerufen hatte.
Ein Streifenwagen war rückwärts in die Ladebucht der Bibliothek eingefahren, sodass wir alle drei ohne Zwischenfall den Horden der Fotografen, Reporter und Gaffer, die sich an Gerüchten über die Leiche im Park labten, entkommen konnten.
Mike begutachtete den Schlüssel, den ich in sein Taschentuch gewickelt hatte. Es war eine altmodische Ausführung - ein langer, zylindrischer Schaft mit gezacktem Bart und reich verziertem Griff. Er bat den Fahrer des Streifenwagens um einen Asservatenbeutel, tütete den Schlüssel ein und notierte sich den Namen und die Dienstnummer des Cops. »Bringen Sie das sofort zur Sicherstellung ins Labor. Fragen Sie nach Ralph Salvietti. Er ist dem Fall zugeteilt. Sagen Sie ihm, Chapman braucht es dringend, am besten noch gestern, okay?«
Nach einer kurzen Fahrt über die Park Avenue erreichten wir den neuen, luxuriösen Büroturm an der 59. Straße. Er war vor ein paar Jahren errichtet worden und überragte die imposanten alten Gebäude entlang der Avenue, die sich über fünfunddreißig Blocks aneinanderreihten.
Während wir zum Eingang gingen, hatten wir noch verschiedene Ideen, die unsere Aufgabenliste immer länger machten.
»Wer überprüft die Speditionen und Postämter, um herauszufinden, ob Tina einen Teil ihrer Besitztümer verschickt hat, an ihre Mutter vielleicht?«, fragte ich. »Sie muss ihre
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