Toedliches Vorspiel - Roman
Gabe durch die Hintertür hereingekommen war?
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Ich berührte das Abwehrspray, das wie ein Pager aussah und das ich an meinem Rock befestigt hatte, und öffnete die Tür. Ich flüsterte: »Gehen wir.« Ali folgte mir hinein. Das Licht der Parkplatzlaternen schien ins Büro und ließ die Konturen schwach hervortreten. Kein Mensch, bloß Möbel.
Der Gedanke, wie Chad mit eingeschlagenem Schädel auf dem Fußboden lag, ließ mich erstarren. Wo war er ermordet worden? , fragte ich mich. An seinem Schreibtisch? Ich schüttelte den Gedanken ab. Ich musste weitermachen, um herauszufinden, ob Gabe hier war und warum.
Ich beugte mich nach unten und flüsterte: »Ali, sitz und bleib hier.«
Sie setzte sich. Mein Herz schlug schneller. Ich hatte Angels Empfänger überprüft und noch mal überprüft. Ich wusste, dass er funktionierte, denn wir hatten damit Gabe bei Chads Haus aufgespürt.
Gabe suchte nach etwas.
Aber mein Herz pochte. Diese verdammte Nachricht auf meinem Anrufbeantworter verfolgte mich. In meinem Kopf drehten sich viele »Was, wenn«-Fragen. Was, wenn der Mörder …
Hör auf , sagte ich mir. Ich brauchte Informationen von
Gabe, und ich musste ihm von der Morddrohung erzählen. Ich wusste, dass er sich bei seinen Informanten nach Chads Ermordung erkundigen würde, und ich würde diese Informationen von ihm bekommen. Ich musste meine Kinder und Grandpa beschützen. Ich bekam meine Angst unter Kontrolle, stellte mir den Grundriss des Büros vor, trat ein und schlich vorsichtig nach hinten.
Je weiter ich in das Büro hineinging, umso dunkler wurde es. Das Licht der Parkplatzlaternen reichte nicht weit. Dunkle Stille umgab mich und vermittelte mir ein unwirkliches Gefühl.
Ich ging bis zur Trennwand und blieb stehen. Meine Brust tat mir weh und fühlte sich vor lauter Angst ganz wund an. Ein dumpfes Dröhnen rauschte in meinen Ohren. Ich überprüfte noch einmal das Abwehrspray an meinem Rock.
Außer meinem Atem und dem Dröhnen in meinen Ohren war nichts zu hören. Dann hörte ich das leichte Hecheln von Alis ruhigem Atem. Dadurch fühlte ich mich sicherer. Schnell stellte ich mir die Küche vor, ein kleiner Raum, ungefähr zwei Drittel so groß wie das vordere Büro. Das restliche Drittel war ein Bad links von mir, so dass der größte Teil der Küche rechts von mir lag. An der Wand rechts neben mir standen grüne Schränke, dann ging es L-förmig weiter, neben einer Spüle stand ein kleiner, weißer Kühlschrank. Zumindest hatte die Küche vor ein paar Jahren so ausgesehen. Mit vielen Schränken, in denen man etwas verstecken konnte, wie zum Beispiel Geld.
Ich hielt den Atem an, entschlossen herauszufinden, wonach Gabe suchte. Ich machte einen Schritt in die dunkle Küche.
Eine Hand umfasste meinen Arm, riss daran und schwang mich herum. Ich war erschrocken, ein Schrei blieb mir im Hals stecken, während meine Autoschlüssel aus meiner Hand flogen. Mein Hintern knallte auf die Arbeitsfläche. Bevor ich mich bewegen konnte, legte sich ein Arm um meinen Hals und drückte meinen Kopf nach hinten gegen einen Schrank. Ich konnte nicht atmen, Panik überkam mich. Ich starrte in die Dunkelheit und konnte nur die Umrisse eines Mannes erkennen.
Eines harten Mannes.
Des Mannes, der Chad getötet hatte? Würde ich sterben? Furchtbare Angst ließ Galle in meinem Hals aufsteigen. Meine beiden Söhne, TJ und Joel, brauchten mich. Ich konnte nicht sterben.
Ein leises, böses, warnendes Knurren durchbrach meine Panik. Erleichterung überkam mich. Ali!
Trotz des Drucks auf meine Luftröhre krächzte ich: »Mein Hund wird Sie umbringen. Ich werde …«
»Shaw?« Der Druck auf meine Luftröhre ließ nach.
O mein Gott. »Ali, Platz«, rief ich. Ich konnte es nicht glauben. Detective Vance? Ali kannte Vance, wahrscheinlich war das der einzige Grund, warum sie ihn nicht direkt und ohne Warnung angegriffen hatte.
Das Knurren hörte auf.
»Lassen Sie mich los, Vance.«
Der Druck auf meine Luftröhre verschwand. Über mir ging ein Licht an.
Ich blinzelte im plötzlichen Neonlicht, um sicherzugehen, dass es Vance war.
Er starrte mich mit seinem harten Strandbademeistergesicht an. Keine Grübchen. Er sah sogar noch müder aus
als heute Morgen im Doughnutladen. Er trug eine beige Hose und einen schwarzen Pullover, seine übliche, legere Eleganz. Er griff nach hinten und zog ein Paar Handschellen hervor. »Samantha Shaw, Sie haben das Recht zu schweigen …«
»Das meinen Sie
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