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Töte, Bajazzo

Töte, Bajazzo

Titel: Töte, Bajazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie wartete auf eine Antwort, auf einen Kommentar meinerseits, doch ich wußte nicht, was ich ihr hätte sagen sollen. Magie, ein Irrtum ihrerseits. Eine überdrehte Psyche, Halluzinationen – das alles wäre in Frage gekommen, darüber hätten wir auch reden können, aber was hätte es ihr gebracht?
    Nichts, denn Mirella Dalera brauchte meine ganz konkrete Hilfe oder die eines anderen Menschen.
    Wir hatten eine Ecke an der Schmalseite besetzt, wo die gepolsterte Bank zum Verweilen einlud. Der Raum hatte sich mehr gefüllt, die meisten Gäste waren in Gespräche vertieft, um uns kümmerte sich niemand, was uns natürlich recht war.
    »Warum sind Sie so schweigsam, John?«
    »Weil ich nachdenke.«
    »Über eine Antwort?«
    »Ja.«
    Mirella schaufelte ihr Haar nach hinten, damit sie mich von der Seite her anschauen konnte. »Muß ich lange auf eine Antwort warten?«
    »Es kommt darauf an, was Sie hören wollen.«
    »Die Wahrheit, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Das kann ich mir denken. Was ist, wenn Ihnen die Wahrheit nicht gefällt?«
    »Ich kann Sie mir nicht aussuchen.«
    »Das ist wahr.«
    »Also, was denken Sie? Bin ich in Ihren Augen eine Spinnerin? Eine überdrehte Person, ein hysterisches Weib, eine Operndiva mit Zicken? Oder was?«
    »Nichts von dem. Sie sind für mich eine normale, zugegeben attraktive Frau.«
    »Danke, aber das wollte ich gerade jetzt nicht hören, obwohl es jeder Frau guttut.« Sie zeigte nach links auf den Barspiegel. »Genau dort habe ich die verdammte Maske gesehen, und es ist ja nicht das erste Mal gewesen, daß sie mir erschien, John. Allmählich habe ich das Gefühl, daß sie nur mich meint. Sie verfolgt mich, sie will etwas von mir.«
    »Nur von Ihnen?«
    Sie zog sich etwas zurück. »Warum fragen Sie so skeptisch?«
    »Weil es doch durchaus sein könnte, daß sie von jemand anderem das gleiche will. Und daß sich dieser andere ebensowenig offenbart hat, wie Sie es eine Zeitlang taten. Würde ich mit meiner Vermutung da so verkehrt liegen?«
    Mirella überlegte, bevor sie den Kopf schüttelte. »Nein, da hätten Sie eigentlich recht.«
    »Gut.« Ich klopfte mit dem Zeigefinger auf das polierte Thekenholz.
    »Gehen wir einmal davon aus, daß Sie von irgendeiner Person verfolgt werden, wobei ich es dahingestellt sein lassen möchte, ob es sich dabei um einen Geist handelt oder nicht. Welches Motiv könnte dieses Etwas denn haben, sich gerade an Sie zu wenden?«
    »Das weiß ich eben nicht.«
    »Kann es mit Ihrem Beruf zusammenhängen?«
    Sie atmete tief ein. »Mit meinem Beruf?« Mirella schüttelte den Kopf.
    »Nein, das glaube ich nicht. Was sollte er denn damit zu tun haben, John?«
    »Ich weiß es eben nicht. Wenn wir Motivforschung betreiben, dann müssen wir alles in Betracht ziehen. Ihr Beruf ist außergewöhnlich.«
    Da lächelte die Sängerin. »Recht haben Sie, John, aber reizt er denn auch dazu, die Menschen, die ihn ausüben, in Angst und Panik zu versetzen?«
    »Nicht alle.«
    »Also ausgewählte.«
    Ich nickte. »Es klingt schlimm, aber wenn Sie so wollen, Mirella, dann ja.«
    »Ach, das ist doch Unsinn! Das kann ich einfach nicht glauben. Nein, John, Sie irren. Es geht nicht um meinen Beruf. Vielleicht geht es nicht einmal um mich. Da ist etwas in Bewegung geraten, das ich nicht begreife und Sie sicherlich auch nicht.«
    »Stimmt.«
    Sie nickte zweimal, und es sah ziemlich deprimierend aus. »Wissen Sie was, John, ich möchte mich bei Ihnen bedanken, daß Sie mir überhaupt zugehört haben. Sicherlich haben Sie Ihre eigenen Probleme«, sprach sie schnell weiter, bevor ich mich einmischen konnte. »Nicht jeder hätte sich diesen… diesen Unsinn angehört, das müssen Sie mir schon glauben. Deshalb nehmen Sie es mir nicht übel.« Im Laufe der Zeit war ihre Stimme immer leiser geworden. Ich wußte, was folgte. Mirella saß nah genug, damit ich ihr einen Arm um die Schultern legen konnte. Sie war dankbar für diese Geste, denn sie lehnte sich an mich. »Wissen Sie was, John?« flüsterte die Sängerin unter Tränen. »Ich habe Angst. Ich habe so hundsgemeine und verfluchte Angst, das können Sie sich nicht vorstellen. Es ist ja nicht nur die normale Angst, es ist etwas anderes, das sich in mir festgesetzt hat. Ich habe plötzlich das Gefühl, als wäre etwas sehr, sehr Schlimmes in der letzten Stunde passiert.«
    »Meinen Sie das wirklich?«
    »Ja. Ich kann es auch nicht sagen, warum mich dies alles überkommen hat. Es ist einfach da. Ich suche verzweifelt nach einer

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