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Töte, Bajazzo

Töte, Bajazzo

Titel: Töte, Bajazzo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Erklärung. Es ist durchaus möglich, daß es mit mir persönlich zusammenhängt. Vorhin, da habe ich etwas Schreckliches durchgemacht. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.«
    »Augenblick, ich war bei Ihnen.«
    »So meine ich das nicht. Es ist auch schwer für mich, es zu erklären. Nicht allein zu sein, das heißt, von einer anderen Person übernommen worden zu sein.«
    »Hm, das ist etwas kompliziert.«
    »Stimmt, John. In diesen Augenblicken – ich saß ja neben ihnen – da verwandelte sich diese kleine Welt hier. Die Bar war plötzlich nicht mehr da oder hinter einer nebligen Wand verschwunden. Aber zwischen mir und dem Nebel sah ich etwas. Da schob ich etwas hinein, mit dem ich zuerst nicht zurechtkam. Ich kannte es, aber ich brauchte eine Weile, um herauszufinden, was es im Endeffekt war. Es war das Theater.«
    »Die Scala?«
    »Ja und nein. Es ist alles sehr groß dort. Es gibt eine Hauptbühne, wo gespielt wird, aber es existieren auch noch kleinere Probebühnen. Und eben eine dieser Bühnen, auf der wir auch geprobt haben, schob sich als Bild vor meine Augen.«
    »War die Bühne leer?«
    »So wie wir sie heute verlassen haben. Nur ein Mann saß dort. Ich sah ihn sehr deutlich. Er heißt Benito Kraus und ist unser Regie-Assistent. Er hat dort an einem Schreibtisch gehockt und gearbeitet. Womit er sich genau beschäftigte, das weiß ich leider nicht, aber er war eben sehr deutlich für mich zu sehen.«
    »Was noch?«
    Mirella hielt noch immer ihren Hinterkopf gegen meine Schulter gedrückt.
    »Ich weiß nicht, ob es richtig ist, von einem Strom zu sprechen. Aber ich habe es so gefühlt. Es war ein gewaltiger Strom der Gefahr, der tödlichen Gefahr, die mich erwischte. Bis alles anders war.«
    »Wie anders?«
    »Blut«, flüsterte sie. »Ich sah Blut und…«
    Eine Stimme unterbrach. Es war der Keeper, der dicht an uns herangetreten war und ein tragbares Telefon hochhielt. »Ein Gespräch für Sie, Signora Dalera.«
    »Wer will mich…?«
    »Scusi, aber…«
    »Ja, geben Sie her.« Sie nahm den Hörer, hörte zu, hatte sich wieder von mir entfernt, aber ich ließ sie nicht aus den Augen. Deshalb sah ich auch, daß sie kalkweiß wurde, so weiß wie vor kurzem, als sie auf dem Sitz zusammengebrochen war. Der Apparat rutschte ihr aus der feuchten Hand, ich konnte ihn soeben noch auffangen und reichte ihn dem Barmann zurück.
    »Möchten Sie reden, Mirella?«
    Sie nickte, doch es dauerte eine Zeit, bis sie sich gefangen hatte. Die Hände waren verkrampft. Unter der Haut traten die Knöchel hervor wie kleine, spitze Hügel, und als sie schließlich sprach, da redete sie mit monotoner Stimme.
    »Ich habe Ihnen doch von Benito Kraus berichtet, John. Man… man hat ihn gefunden. Tot, ermordet, zerstückelt, inmitten einer gewaltigen Blutlache…«
    ***
    Es klang wirklich nicht gut, möglicherweise leicht pervers, aber urplötzlich war der Fall interessant geworden, zumindest im polizeilichen Sinne, was auch für mich wichtig war.
    Es hatte einen Toten gegeben, einen Mann, der auf schlimme Art und Weise ums Leben gekommen sein mußte, wenn die Beschreibung der Sängerin stimmte. Diese Morde passieren immer wieder. Hier stellte sich jedoch die Frage, ob die Tat des Killers etwas mit den Halluzinationen oder dem Sehen der Frau zu tun hatte. Stand dieses Erkennen der Maske und der Mord an dem Regie-Assistenten in einem direkten Zusammenhang?
    Es konnte, es mußte aber nicht sein, und ich überlegte, ob ich mich in diesen Fall zumindest vorsichtig einmischen sollte. Der Meinung war ich nicht. Ein Mord, wo immer auch außerhalb meines Wirkungsbereichs geschehen war, ging mich beruflich nichts an. Menschlich war das eine andere Sache. Da konnte man Mitleid empfinden oder sehr betroffen sein, doch als englischer Yard-Mann wollte ich mich aus den Ermittlungen der italienischen Kollegen heraushalten. EG hin – EG her, das war allein ihre Sache. Unsere Beamten hättten sich auch beschwert, wenn jemand versucht hätte, ihnen inoffiziell ins Handwerk zu pfuschen.
    Ich hatte einen anderen Job. Ich wartete auf einen Mann, der angeblich Informationen hatte, die mich auf die Spur der Bundeslade führen konnte.
    Gern hätte ich darüber auch mit Father Ignatius gesprochen. Er aber hatte mit dem Neuaufbau der Weißen Macht zu tun, die eine so starke Niederlage erlitten hatte. Also hatte ich ihn vorerst aus dem Spiel gelassen.
    Sollte sich der Unbekannte bis Mitternacht nicht mit mir in Verbindung gesetzt haben, würde

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