Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
Vom Netzwerk:
darüber informiert und wir müssen das Ganze ausbaden. Wenn eine Gruppe sicher ist, dann die, in der er nicht dabei ist. Also, wir gehen vor! Wo geht es lang, Tom?«, fragte Sascha und streckte die offene Hand aus.
    »Raus aus dem Wald und dann immer den Geräuschen nach! Es ist nicht allzu weit entfernt«, antwortete Tom und gab ihm seine Taschenlampe zurück. Sascha nickte und wandte sich zum Gehen.
    »Warte, ihr bekommt noch ein Funkgerät.« Tom holte zwei Midlands hervor, schaltete beide ein, gab eines Sascha und prüfte, ob beide auf der richtigen Frequenz sendeten.
    »In Ordnung. Viel Glück und … seid vorsichtig«, wünschte er ihnen.
    Sascha schnaufte verächtlich und verstaute das Funkgerät. »Wir melden uns, sobald etwas passiert.«
    Er ging vor, Silvia nahm sich eine Fackel und sie bahnten sich einen Weg durch das Unterholz.
    »Zehn Minuten«, sagte Tom, nahm die Zeit auf seiner Uhr und wusste nicht, ob für sich oder für seinen Gegner. Sascha vertraute er aus einem Gefühl heraus. Seine Wut wirkte authentisch. Jens? Er wusste es nicht. Silvia? Auch sie könnte dahinterstecken. Seine Affäre mit ihr betrachtete er mit den Hinweisen auf seine Vergangenheit aus einer völlig neuen Perspektive. Hatte er damals etwas mit ihr gehabt? Sie betrogen, sie abgewiesen? Sie war etwas jünger als er, konnte aus einem der unteren Jahrgänge gewesen sein. Auch dort hatte Tom gewildert. Er wusste es nicht und konnte sich nicht an jede Beziehung, an jeden One-Night-Stand erinnern, am wenigsten an die langweiligen.
    Wolfgang und Doris schieden aus. Frederik? Er beobachtete den hochgewachsenen, schlaksigen Mann, der gebannt in die Dunkelheit starrte. Über ihn wusste Tom am wenigsten. Den Auswertungen nach war Frederik der Teilnehmer mit den erheblichsten Defiziten für eine Führungskraft. Er besaß wenig empathische Fähigkeiten und hatte ein völlig anderes Bild von sich, als andere von ihm. Auch an dieses Gesicht konnte er sich nicht erinnern.
    »Wo bist du eigentlich zur Schule gegangen, Frederik?«, fragte Tom, zum einen, um an Informationen zu gelangen, aber auch, um die Zeit zu überbrücken.
    »Was?« Frederik zog einen Ohrhörer heraus.
    »Wo du zur Schule gegangen bist?«
    Frederik sah ihn misstrauisch an.
    »Warum willst du das wissen? Also, warum willst du das jetzt wissen?«
    »Nur so«, antwortete Tom, um Gleichgültigkeit bemüht. Spürte er etwa Angst in Frederiks Verhalten? Hatte er einen wunden Punkt getroffen?
    »Ich habe mein Abitur auf dem Hölderlin-Gymnasium in Heidelberg bestanden.« Frederik sah Tom durchdringend an. Er rieb seine Finger aneinander und rückte seine Brille zurecht. War er nervös geworden?
    »Ist etwas?«, fragte Tom offen heraus.
    »Nein, mit dir etwa?«
    »Kommt, hört auf. Das bringt doch jetzt auch nichts mehr«, beschwichtigte Wolfgang und setzte sich auf einen Baumstumpf.
    »Ich muss mal pinkeln«, sagte Frederik und verschwand in den Wald. Tom sah ihm nach, holte sich eine Zigarette aus seinem Etui und zündete sie an.
    »Hast du noch eine?«, fragte Doris und überraschte ihn damit.
    »Ja, klar.« Er reichte ihr eine und gab ihr Feuer.
    »Ihr denkt wohl, ihr könnt das ohne mich, was? Ich nehme auch eine«, schloss sich ihnen Wolfgang an.
    »Jetzt wird es regnen«, sagte Doris.
    »Ja, hast du was abbekommen?«, fragte Wolfgang und streckte seine Arme mit den Handflächen nach oben aus.
    »Nein, ich spüre es.«
    Tom stöhnte innerlich auf und sah auf seine Uhr. Ungefähr fünf Minuten noch, ehe sie aufbrechen konnten. Schweigend rauchten sie ihre Zigaretten auf, als es im Blätterdach über ihnen raschelte und knisterte. Tom sah nach oben und der erste Regentropfen landete auf seiner Wange.

    ***

    T om ging ein paar Schritte in den Wald, um sich ungestört mit Bert austauschen zu können. Er musste ihn unbedingt über die Stimmungslage ins Bild setzen.
    »Bert, hier Tom, bitte kommen!«, flüsterte er hinter dem Stamm einer Kiefer, vor neugierigen Blicken verborgen, und wartete auf eine Antwort. Gerade wollte er ein zweites Signal absetzen, als es rauschte und Berts Stimme erklang.
    »Hier Bert. Hallo Tom, was gibt es? Over.« Klang Berts Stimme nicht sonderbar tief? Sofort schrillten Alarmsirenen bei Tom.
    »Bert? Alles in Ordnung bei euch? Over.« Er presste sich etwas dichter an den Stamm, damit der Regen ihn nicht erwischte. Hatte es erst nur leicht geregnet, waren nun die Tropfen schwerer und prasselten durch das Blätterdach hindurch. Im Hintergrund hörte er,

Weitere Kostenlose Bücher