Toete John Bender
wahrscheinlich unter ihnen war. Jetzt und hier! Was für eine Vorstellung!
»Vielleicht glaubt ihr mir, wenn ich diesen Gegenstand finde. Vielleicht seht ihr dann, dass mich jemand vernichten will«, schimpfte er vor sich hin, während er unter dem Plattenspieler und unter dem Verstärker nachsah.
Vielleicht begreift ihr dann, dass die betreffende Person unter uns ist , dachte er für sich, ließ sich auf die Knie fallen und sah unter den Tisch.
Er leuchtete in die Ecken und hielt plötzlich den Atem an. Unter dem Tisch war mit Klebeband ein Revolver befestigt worden!
***
T om wog die großkalibrige Waffe in seinen Händen, prüfte die Munition in den Kammern und sicherte sie fachmännisch, wie er es beim Wehrdienst gelernt hatte.
»Fünf Kugeln … sie ist geladen«, stellte er fest. »Und jetzt gesichert«, ergänzte er und dennoch vertrieb seine Äußerung nicht die Bestürzung der anderen.
»Das wird ein Unglück geben«, mahnte Doris resigniert.
»Warum? Wir haben jetzt eine Waffe!«, gab sich Wolfgang zuversichtlich.
»Hallo? Ist da noch jemand, Wolfgang?«, fuhr Sascha wütend auf und tippte sich mit dem Zeigefinger an seine Stirn. »Das sollte ein Fortbildungswochenende für Führungskräfte werden, kein Militärcamp und kein Kriegsspiel! Ich habe da echt keinen Bock mehr drauf!«
Sascha erhoffte sich Beistand, der aber ausblieb. Frederik schwieg, Wolfgang teilte seine Meinung nicht, Jens stand völlig neben sich und wagte nicht, ein Wort zu sagen, und in Silvias Blick loderte ein unheimliches Feuer, seitdem Tom die Waffe gefunden hatte. Sascha schüttelte den Kopf, fühlte sich wie der einzig Normale unter Verrückten.
Tom sah auf seine Uhr. Kurz nach Zehn. Tatsächlich würde jetzt das Schatzgeisterspiel beginnen. Er musste Bert und Lynn unauffällig Bescheid geben. Warum noch unauffällig? Er suchte nach seinem Funkgerät, um Bert mitzuteilen, er könne jetzt Lärm machen, als er von draußen das Knallen und Wummern eines Feuerwerks aus der Ferne hörte. Bert hatte das Kommando zum Start offensichtlich schon erhalten. Nicht von ihm! Tom wunderte es nicht mehr. Er verstaute den Revolver hinter seinem Rücken im Hosenbund.
»Die Schatzgeister sind erwacht. Es kann losgehen!«
Entschlossen ging er voran, um das Spiel zu Ende zu bringen. Es war ihm egal, ob sie ihm folgten. Er verließ den Raum und lief die Treppe hinab. Wolfgang und Silvia folgten ihm, dann Jens und Frederik. Sascha schüttelte den Kopf, Doris zuckte hoffnungslos mit den Schultern.
***
I m Schein zweier Fackeln wartete Tom vor dem Bunker, bis sie sich versammelt hatten. Es war kühler geworden, ein leichter Wind ließ die Blätter in den Bäumen rascheln und die Luft roch nach dem Gewitter.
»Das Schatzgeisterspiel …«, begann er, »… das Schatzgeisterspiel ist normalerweise der krönende Abschluss der Veranstaltung. Normalerweise! Heute wohl nicht. Es werden zwei Gruppen gebildet und jede Gruppe muss zwei Schatzgeister finden, mit ihnen ein Spiel spielen und die Hinweise von ihnen sammeln. Es gibt insgesamt vier Hinweise auf den Schatz. Jede Gruppe erhält ein Funkgerät. Nachdem die erste Gruppe gestartet ist, folgt die zweite in einem Abstand von etwa zehn Minuten. Auf weitere Ausschmückungen verzichte ich jetzt.«
»Ich bin nicht in deiner Gruppe, Tom!«, teilte Sascha unverhohlen mit.
»In Ordnung, dann bist du bei Jens.«
»Warum gehen wir nicht in einer Gruppe?«, fragte Doris.
»Weil das nicht die Spielregeln sind.«
»Ja, und?«, beharrte sie.
»Es sind nicht die Spielregeln, Doris. So geht das nun mal nicht. Sonst wird sich unser Gegner nicht zeigen«, erklärte Frederik genervt und traf damit den Kern des Gedankens, den auch Tom hatte.
»Ich gehe mit der bewaffneten Gruppe«, entschied sich Frederik nach einer kurzen Bedenkpause.
»Ich auch«, schloss sich Wolfgang an. »Und du bleibst bei mir«, bestimmte er für Doris, erwartete einen Einwand, der aber ausblieb.
»Ich …« Silvia fühlte sich überrannt. »Ich wäre auch gerne in der Gruppe mit Tom gegangen, weil ich mich bewaffnet sicherer gefühlt hätte. Aber kein Problem, ich gehe mit Sascha und Jens. Aber ich will, dass wir die erste Gruppe sind!«, forderte sie.
»Von mir aus«, sagte Sascha. Auch Tom war es recht.
»Vielleicht sollten doch wir vorgehen, weil wir die Waffen haben«, wandte Frederik ein.
»Ich glaube, es ist völlig egal, wer diese Scheiß-Waffe hat. Der Typ hat es auf Tom abgesehen! Tom hat uns nicht rechtzeitig
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