Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
Scheißkerl konnte ich noch nie leiden«, rief jemand vorlaut, und ein zustimmendes Gemurmel erhob sich.
»Bitte, meine Damen und Herren!«
Die Meute beruhigte sich wieder.
»Steckt Hakeröd auch hinter dem Überfall auf Marta Cederlund?«, fragte ein Blonder in der ersten Reihe.
»Wir gehen davon aus«, antwortete Gulldén. »Gestanden hat er das bis jetzt noch nicht, und Marta Cederlund liegt nach wie vor im Koma, ihr Zustand verschlechtert sich leider zusehends.«
»Und wo ist er?«
Gulldén wiederholte in dürren Worten, was bereits bekannt war, nämlich dass Hakeröd am Mittwochabend bei seiner Festnahme angeschossen worden sei. Er liege seither in einer Klinik und würde streng bewacht. Er sei vernehmungsfähig und auf dem Wege der Besserung, verweigere aber die Aussage. Über die Schießerei und die Umstände, die zu Hakeröds Verhaftung geführt hatten, schwieg der Kripochef sich »aus ermittlungstaktischen Gründen« aus.
Selma kannte die wahren Gründe: Die Hanssons, unterstützt von Holger Nordin, hatten darum gebeten, die Erpressungsgeschichte nach Möglichkeit vorerst nicht publik werden zu lassen. Auch Eva Röög hatte kein Interesse daran, dass bekannt wurde, welche Rolle sie dabei gespielt hatte. Die Öffentlichkeit würde noch früh genug davon erfahren, spätestens dann, wenn Leif Hakeröd wegen Anstiftung zum Mord vor Gericht stünde. So blieb der Presse zunächst verborgen, dass die Glock 17, mit der Eva auf Hakeröd geschossen hatte, aus Cederlunds Sommerhaus stammte, ebenso wie der Sauer S 90 Repetierer, mit dem Hakeröd auf Eva geschossen hatte. Aber es gab in diesen Tagen auch so schon mehr als genug Futter für die Medien.
Am vergangenen Donnerstag hatten die Rechtsmedizinischen Institute von Kopenhagen und Göteborg das Ergebnis des DNA -Abgleichs zwischen Lucies archivierter Zahnbürste und den Spuren aus der Kopenhagener Wohnung an die Behörden übermittelt. Noch am selben Tag hatte Gulldén die Bombe platzen lassen und bekannt gegeben, dass die Schriftstellerin Eyja de Lyn in Wirklichkeit Lillemor Ahlborg hieß und dringend der Entführung von Lucie Hansson verdächtig war. Seitdem liefen weltweit die Drähte heiß.
Auf Hakeröds Computer hatte man das Video gefunden, dessen Ausschnitt er Leander geschickt hatte. Es war im Original noch länger, und auch Lillemor war darauf zu sehen. Bilder von Lucie und Lillemor gingen seitdem um die Welt.
Am Freitag tauchten die ersten Fotos des Sommerhauses auf Smögen auf, natürlich auch von der Stelle, an der Lillemor ihr eigenes Kind bestattet hatte. Hunderte von Gaffern, Eyja-de-Lyn-Fans und Neugierigen pilgerten seither dorthin und de Lyns Bücher belegten seit Samstag die Ränge eins bis zwanzig bei Amazon.
Was Catherine Tjäder vielleicht ein wenig trösten wird, hatte Selma gedacht. Die Agentin war abgetaucht, denn auch ihr Stockholmer Büro war zur Anlaufstelle sensationshungriger Menschen geworden.
»und ich möchte zum Schluss noch anfügen, dass wir die Aufklärung dieser Verbrechen der unermüdlichen Arbeit unserer tapferen Fahndungsabteilung verdanken, vor allen Dingen aber Kommissar Greger Forsberg von der Vermisstenstelle und seiner Kollegin, der Inspektorin Selma Valkonen. Steht doch mal auf, ihr beiden!«
»Ach du Scheiße«, murmelten Forsberg und Selma im Chor und der Kommissar hob abwehrend die Hand. Aber schon klickten die Kameras.
Nach der Pressekonferenz bat Forsberg Selma um ein Gespräch unter vier Augen. Seine Bitte klang ungewohnt förmlich, zumal sie in ihrem Büro ja sowieso immer unter vier Augen waren, und seine Stimme war plötzlich ganz grau. Selma wusste nicht, was sie davon halten sollte. Vielleicht kam jetzt die längst fällige Predigt. Okay, sie hatte es nun mal nicht so mit der Disziplin, hatte gegen eine Menge Vorschriften verstoßen. Den Anschiss dafür, dass sie Hakeröds Wagen benutzt hatte, obwohl der doch ein Beweismittel war, hatte sie allerdings schon von Gulldén kassiert.
»Kann ich mir noch einen Kaffee holen?«, fragte Selma.
»Sicher«, sagte Forsberg steif.
Vor lauter Unbehagen ließ sich Selma zu einem Small Talk mit Bergeröd und Malin am Kaffeeautomaten hinreißen, aber schließlich musste sie sich doch dem stellen, was sie erwartete, was immer es war.
»Letzte Woche haben Gulldén und ich über dich gesprochen«, eröffnete Forsberg das Gespräch.
»Ah«, sagte Selma.
»Da ist eine Stelle frei bei der Abteilung für Organisierte Kriminalität.«
Selma schwieg.
»Gulldén
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