Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
denn, man wollte ein Wiedersehen unter den Augen der sensationsgierigen Meute erleben. Ohne das Internet wäre es Lillemor vielleicht gelungen, noch länger unterzutauchen. Aber jetzt war das Leben von Tinka, Leander und Lucie plötzlich Allgemeingut geworden, jeder glaubte, ihr Schicksal ginge ihn etwas an.
Die ersten Passagiere kamen heraus.
Tinka bekam auf einmal panische Angst. Was wird aus meinem Leben? Wieder so ein Schnitt mittendurch. Sie hatte gekämpft und gewonnen. Und jetzt, wo der Kampf vorbei war, schmeckte der Sieg schal, und dort, wo bisher die Sehnsucht gewesen war und jetzt die Freude sein sollte, waren nur Furcht und das Gefühl, dass der Kampf gerade erst anfing.
Was bin ich nur für eine fürchterliche Mutter?
»Ich hab Angst«, sagte Tinka.
»Ich auch«, sagte Leander. »Aber es wird alles gut werden.« Er nahm ihre Hand. In der anderen hielt sie den kleinen Stoffaffen. Vielleicht würde Lucie den wiedererkennen.
»Wir schaffen das«, sagte Leander.
Wir.
Er würde sich wieder eingeengt fühlen, so wie damals, würde ausbrechen, sie betrügen. Aber ich werde zu Ende bringen, was ich angefangen habe, sagte sich Tinka, die den Moment der Schwäche überwunden hatte. Ich werde eine Familie haben. Einen Mann und eine Tochter.
Dann sah Tinka die Frau durch die Tür kommen und das Kind, dieses große Kind, an ihrer Seite. Lucie. Die Frau sagte etwas zu ihr und deutete in ihre Richtung. Und Lucie schaute ihr in die Augen, mit diesem Blick, den Tinka nie vergessen hatte.
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