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Töten Ist Ein Kinderspiel

Töten Ist Ein Kinderspiel

Titel: Töten Ist Ein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
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die Kinder?“
    „Zum Beispiel. Etwas, was der Junge und das Mädchen nicht erfahren sollten.“
    „Aber sind die beiden nicht fast erwachsen?“, fragte Verónica.
    Inge Nowak dachte nach. „Schon. Aber wenn es etwas ist, das mit Ansehen und Moralvorstellung zu tun hat? Also nehmen wir nur mal an, der Vater hätte als einflussreicher Beamter im Entwicklungsministerium krumme Sachen gedreht. Vielleicht war er ja gar nicht der sozial engagierte Referent in Sachen Menschenrechte und Gerechtigkeit. Er könnte in Waffengeschäfte verwickelt gewesen sein. Drogenkartelle begünstigt haben, Menschenhandel geduldet…“
    „Und dann erschießt er kurz vorm Sterben seine Frau, die davon weiß, damit die Kinder nichts mitbekommen?“ Berger schüttelte den Kopf. „Unwahrscheinlich. So etwas erzählst du niemandem. Und wenn, dann einem Priester. Was in dem Fall seine Frau ja allerdings fast war. Welchen Grund hätte sie haben sollen, ihn vor den Kindern anzuschwärzen?“
    „Außerdem ist solchen Typen doch alles egal“, gab ihm Erkner Recht. „Wer skrupellos genug ist, um sich an Armen und Schwachen zu bereichern, handelt nach dem Prinzip: nach mir die Sintflut!“
    Nowak nickte. „Stimmt. Aber könnte es nicht sein, dass er auspacken wollte, und man ihm mit dem Mord an seiner Frau klarmachen wollte, dass er das besser lässt?“
    Verónica wurde hellhörig. „Du meinst, irgendjemand droht damit, seine Familie auszuradieren, wenn er nicht den Mund hält?“
    Berger hob die Hände. „Vielleicht sollten wir ein wenig den Rückwärtsgang einlegen mit unseren Mutmaßungen. Es gibt bisher keine Anhaltspunkte, dass Ingo Mangold etwas zu verbergen hätte. Wir haben alles um ihn herum checken lassen, oder Frank?“
    Erkner nickte. „Ein Vorzeigebeamter. Keine merkwürdigen Kontobewegungen, keine direkten Kontakte zu ausländischen Gruppen, beziehungsweise so viele, dass es nicht so aussieht, als läge ein korruptes System dahinter. Seine Reisen beschränkten sich in den letzten Jahren auf die Begleitung diplomatischer Abgesandter, die Konzeption von internationalen Kooperationsprojekten und die Arbeit in Ausschüssen. Bis zum Ausbruch seiner Krankheit vor ein paar Monaten war er ein gefragter Lateinamerika-Experte und hat regelmäßig Vorträge auf Konferenzen gehalten.“ Erkner tippte etwas in sein Notebook. „Dafür hat er ganz gut Geld bekommen, auch für die ein oder andere Beratertätigkeit. Allerdings alles nicht verdächtig. Im Schnitt hatte er einen Monatsverdienst von 6000 Euro, also für Leute, die in Politik und Wirtschaft arbeiten, durchaus normal.“
    „Und wenn es gar nichts mit seiner Arbeit zu tun hat, sondern doch familiäre Gründe hat?“ Helmut Frickel ließ nicht locker. „Eifersucht?“
    „Wir haben inzwischen auch die Aussage des unmittelbaren Nachbarn, dass Ingo Mangold am Tatabend gegen 19.30 Uhr zu Hause war. Der Nachbar wollte sich ein Gartengerät ausleihen und kam vom angrenzenden Grundstück über die Terrasse. Er hat Mangold auf dem Sofa liegen sehen, wollte ihn nicht stören und hat sich das Gerät selbst aus dem Schuppen geholt. Eine Stunde später hat er ihn dann wegfahren sehen, da war er dann wohl auf dem Weg zum Tatort, wo er seine Frau gefunden hat. Er kann es also beim besten Willen nicht gewesen sein.“
    „Warum nimmt er dann die Schuld auf sich?“
    „Weil er jemanden decken will?“
    „Seinen Sohn?“ Inge Nowak blickte in die Runde. „Ich weiß, dass euch die Idee nicht gefällt, aber ich würde den jungen Mann nach wie vor gern etwas genauer unter die Lupe nehmen. Und zwar am besten jetzt gleich.“ Sie schaute zu ihrem Vorgesetzten, der wie immer nicht saß, sondern im Türrahmen lehnte. „Für Frau Sánz habe ich auch gleich einen Sonderauftrag. Sie wird sich um unseren spanischsprachigen Verdächtigen kümmern. Vielleicht spricht Herr Valero mit ihr ja Klartext.“ Sie wandte sich an Verónica. „Frank wird dich begleiten.“
    Berger stand auf: „Und wir machen einen weiteren Familienbesuch?“
    „Genau.“
    Freundlich, aber bestimmt schoben sich Nowak & Co an Helmut Frickel vorbei, der einmal mehr vergaß, sich für die pünktlich abgelieferten Berichte zu bedanken, die er bei Dienstantritt auf seinem Schreibtisch vorgefunden hatte, und mit den Gedanken bereits beim Mittagessen war.

Zwölf
    Einen Ort zu verlassen, den man niemals Heimat nennen würde, auf dessen Erde man jedoch die ersten Schritte getan hat, ist nie leicht. Nicht das erste Mal und nicht das

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