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Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)

Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)

Titel: Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Büro stand. Ohne anzuklopfen riss sie die Tür auf und stürmte wütend in das Büro. Die beiden Männer, die beim Fenster standen und sich unterhielten, blickten überrascht auf. Einer von ihnen war Tony Braun, der sich wie immer, wenn ihm eine Situation unangenehm war, den Kinnbart kratzte. Die andere Person kannte Anna nicht. Es war ein junger, übertrieben modisch gekleideter Mann in einem engen, glänzenden Sakko und designmäßig zerfetzten Jeans. Einen Arm hatte er geziert in die Hüfte gestemmt und den Kopf affektiert zur Seite geneigt.
    „Anna, willst du zu mir?“, fragte Braun, drehte sich dann zu dem jungen Mann und sagte: „Danke, Inspektor Gruber, das ist im Augenblick alles!“
    „Wieso ist mein Vater verhaftet worden?“, schrie Anna, als sie alleine im Büro waren. „Ich will eine klare Antwort, und zwar auf der Stelle!“
    „Woher weißt du, dass wir deinen Vater in Gewahrsam genommen haben?“, versuchte Braun Zeit zu gewinnen. Doch sie war nicht gekommen, um sich mit Floskeln und Ausflüchten zufrieden zu geben, sie wollte Klarheit und wenn er auch nur einen Funken Zuneigung für sie empfand, dann würde er ihr jetzt die Wahrheit sagen.
    „Spar dir das Gerede!“, fauchte sie und ging nervös vor dem Sperrholzschreibtisch auf und ab. „Der Mord an Bogdan Drakovic. Deshalb wurde mein Vater festgenommen, lassen wir also das Versteckspiel.“
    „Dein Vater ist tatverdächtig“, erwiderte Braun ohne die geringste Gefühlsregung und verschanzte sich hinter seinem Computer. Aber ihr entging nicht, dass er nervös mit der Maus klickte, so als würde er die interessantesten Neuigkeiten auf seinem Bildschirm abrufen.
    „Ich habe alles von einem Journalisten erfahren“, sagte sie und bemühte sich, ihre Erregung in Zaum zu halten. „Nicht von dir, Tony Braun, nein von einem Journalisten, der mich total überraschend mit der Tatsache konfrontiert hat, dass mein Vater einen Mord begangen haben soll! Was sagst du dazu?“
    „Ich darf keine Auskunft geben, das ist ein laufendes Verfahren“, antwortete Braun und starrte unverwandt auf den Bildschirm.
    „Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!“, schrie Anna und schlug mit ihrem Fuß heftig gegen den Schreibtisch, so dass der Computer zitterte. „Schau mir in die Augen, du Feigling!“, tobte sie und plötzlich begann sich alles um sie herum zu drehen: Der triste Aktenschrank an der Wand, die schmutzige Kaffeemaschine auf einem Regal, der abgeschlagene, wackelige Schreibtisch, der grau gesprenkelte Plastikboden, alles kreiste wie eine Zentrifuge um sie, war bereit, sie zu verschlingen und irgendwo im Nichts wieder hervorzuspucken. Irgendwo, wo es keinen Vater, keinen Tony Braun, wo es nur Ruhe gab. Nach Luft schnappend sackte sie zusammen. „Schau mir in die Augen, wenn du lügst!“, waren die einzigen Worte, die sie noch hervorbrachte. Der Rest wurde von einem trockenen Schluchzen abgewürgt, obwohl sie noch so viel zu sagen gehabt hätte: Dass ihr Vater unschuldig sei, dass sie eine oberflächliche Tochter war, die sich nie um ihn gekümmert hatte, dass sie vergessen hatte, dass es so etwas wie Familie doch gab.
    Stattdessen lag sie auf dem dreckigen Plastikboden und Braun kniete neben ihr, hielt ihr ein Glas Wasser an die Lippen und wiederholte gebetsmühlenartig: „Trink, Anna!“ Dann fasste er sie im Nacken und legte ihren Kopf auf seine Knie und für einen Augenblick dachte sie: Es ist schön, so zu liegen!
    Aber nichts war schön! Im Gegenteil: Die Realität war hässlich und schwarz und undurchdringlich und dahinter saß ihr Vater im Gefängnis, verhaftet von dem Mann, den sie ein ganz klein wenig gemocht hatte.
    „Du hast meinen Vater verhaftet“, krächzte sie, um sich Gewissheit zu verschaffen. „Stimmt’s?“
    „Die Indizien sprechen gegen ihn“, antwortete Braun, nickte zustimmend und seine dunklen Augen flackerten panisch.
    Langsam rappelte sie sich wieder hoch, schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können und ließ sich schnaufend auf einen wackeligen Stuhl fallen.
    „Warum hast du mich nicht angerufen und es mir persönlich gesagt?“, fragte sie und trank gierig das lauwarme Wasser. „Warum musste ich das durch einen Journalisten erfahren?“
    „Ich, ich wollte dich nicht aufregen, Anna“, antwortete er und blickte an ihr vorbei aus dem Fenster in das grelle Sonnenlicht.
    „Das ist dir ja perfekt gelungen“, erwiderte sie und Wut und Hass kehrten schlagartig zurück. „Du feiger Typ!“, kreischte sie.

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