Töten ist ganz einfach: Thriller (German Edition)
Verstärkung, wenn du einen kreativen Input brauchst. Grafische Unterstützung hast du ja“, fuhr sie fort und deutete mit dem Kopf zu einem Praktikanten, der umständlich Notizkärtchen für Anna Langes Friseur layoutete. Richard nickte nur unbestimmt, öffnete mehrmals den Mund, entschied sich aber dann doch zu schweigen.
„Was gibt es noch?“, fragte sie.
„Stimmt es, dass die Polizei deinen Vater verhaftet hat?“, fragte er zögernd, zündete sich eine Zigarette an und blickte nervös den Rauchkreisen nach, die sich an der hohen Decke verflüchtigten. Richard ließ sich in den meisten Fällen durch nichts aus der Ruhe bringen. Als ihm Anna aber von ihrem Gespräch mit Tony Braun erzählte, war auch er für einen Augenblick sprachlos.
Ruckartig setzte er sich auf und versenkte die halb gerauchte Zigarette in einem Wasserglas.
„Das ist echt schlimm! Unternimm nichts auf eigene Faust! Da draußen läuft ein Killer herum! Das ist verdammt gefährlich! Aber so wie ich dich kenne, hast du bereits eine Entscheidung getroffen – oder?“
Richard blickte sie fragend an und angelte sich eine neue Zigarette aus der zerknautschten Packung.
„Ja, das habe ich! Ich werde auf eigene Faust recherchieren und Palma ist der richtige Ort, dort wohnt der Clanchef Igor Drakovic!“, sagte sie bestimmt.
Während sie in ihre Wohnung fuhr, um zu packen, wiederholte sie einen Satz wie ein Mantra: Jetzt ist eine Zeit zu handeln.
22. Linz: Die neunte Nacht
Als Tony Braun seinen Wagen parkte, färbte die untergehende Sonne das undurchdringliche Dickicht der Bäume vor ihm blutrot. Der schwarze Geländewagen von Stefan Szabo stand ein wenig abseits, doch von ihm selbst war nichts zu sehen. Braun schulterte seinen Seesack und ging den schmalen Pfad entlang, der in das Dickicht geschlagen worden war.
Nach etwa 200 Metern erreichte er den kleinen, rohgezimmerten Unterstand. Stefan Szabo erwartete ihn bereits. In seiner Wohnung, die ihm in seiner derzeitigen Stimmung noch depressiver machte, hatte er mehrmals vergeblich versucht, Tatjana Drakovic zu erreichen, um sie über den Inhalt des Gespräches mit seinem Chef Dr. Wagner zu befragen. Vor allem aber wollte er von ihr wissen, was in der Mordnacht wirklich geschehen war. Nach einem Streit mit ihr wegen der Leichenbilder hatte er ihr Apartment umgehend verlassen – war er aber dann doch zurückgekehrt? Seine Erinnerung lag in einem undurchdringlichen Nebel. Doch an etwas Bestimmtes konnte er sich erinnern: Über einer Kinderleiche schwebte der Kopf von Milan Drakovic und ein schwarzes Kreuz! Milan war tot und jetzt auch Bogdan Drakovic, soweit die Fakten, die für ihn im Augenblick allerdings vollkommen nutzlos waren.
Um seine Frustration über den Abzug der Ermittlungen und seine Suspendierung abzuschütteln, hatte er sich am Nachmittag mit Stefan Szabo zu einem Wildman Running verabredet. Er hatte schon oft von dieser Sportart gehört, sie aber noch nie selbst ausprobiert, ihm genügten normalerweise die Marathonläufe, aber heute war eine Ausnahme. Das Gelände lag in einem riesigen Überschwemmungsgebiet und glich mit seinem undurchdringlichen Dickicht, den vermoderten Tümpeln und umgestürzten Bäumen einem südamerikanischen Dschungel.
„Wir laufen immer der roten Linie entlang“, sagte Szabo und deutete auf die mit roter Farbe an Bäume, Büsche und auf den Weg gesprayten Markierungen.
„Bis zur Wende sind es ungefähr 3 Kilometer, aber du darfst keinem Hindernis ausweichen. Wir laufen auf Zeit, der Schnellere gewinnt.“
Szabo griff sich sein Shirt, um es über seinen athletischen Oberkörper zu ziehen. Vorn auf der Brust hatte er eine große, hässlich aussehende Narbe.
„Wusste gar nicht, dass du einmal einen Unfall hattest!“ Braun deutete mit dem Finger auf Szabos Oberkörper.
„Ach, das da! Ist schon lange her, war in meiner Jugend. Ich erinnere mich schon gar nicht mehr daran!“ Energisch zog sich Szabo das Shirt herunter, griff in seine Sporttasche, holte eine Art Rugbyhelm, ultraleichte Arm- und Beinschützer hervor und legte alles neben Braun auf die Bank.
„Für dich, das wirst du brauchen. Damit du dich nicht verletzt“, fügte Szabo hinzu, als er seinen fragenden Blick sah.
Bevor sich Szabo den Helm aufsetzte, steckte er sich noch die Kopfhörer in die Ohren, schaltete seinen iPod jedoch nicht ein.
„Stören dich die Kopfhörer beim Laufen nicht?“, fragte Braun.
„Nein, das ist meine Motivation. Jeder braucht ein Ziel. Ich habe
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