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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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hier noch weitere Zeugen. Der Täter
sitzt jetzt schon in Untersuchungshaft. Und wie ich vor Kurzem erfahren habe,
hat er auch die restlichen Brandstiftungen gestanden. Ich erzähle Ihnen das,
weil es ohnehin nur eine Frage von Stunden sein dürfte, bis sich die Verhaftung
auf der Insel herumspricht, allen Schweigegelübden zum Trotz.« Altehuus nahm
einen Schluck Tee und sah ungemein zufrieden aus. »Der Verdacht Ihres Auftraggebers
dürfte jetzt ja hinfällig sein. Ist nichts mit Versicherungsbetrug. Der Täter
sitzt hinter Gittern.«
    »Den Namen des vermutlichen Brandstifters oder des Zeugen werden Sie
mir nicht nennen?«
    »Wo denken Sie hin! Wann reisen Sie nun ab?«
    Esch machte sich auf den Weg, um Gerrit Harms über diese Ereignisse
zu informieren. Wie es aussah, war sein Einsatz auf Juist beendet, noch eher er
richtig begonnen hatte. Er tröstete sich damit, dass er – An- und Abreisetag
eingeschlossen – achthundert Euro verdient hatte. Eine Menge Geld für wenig Arbeit.
    Im Januspark lief er Gerrit Harms fast in die Arme.
    »Gut, dass ich Sie treffe«, sprudelte es aus diesem heraus. »Ich war
gerade auf dem Weg zu Ihnen.«
    »Und ich wollte zu Ihnen. Ich habe …«
    Harms zog ihn in den Park. »Heute Morgen ist ein neuer
Erpresserbrief gekommen.« Er zog einen Umschlag aus der Tasche. »Er lag im Kummerkasten
unseres Hotels.«
    »Ein weiteres Schreiben?«, wunderte sich Esch.
    »Ja. Sehen Sie.« Er reichte Rainer den Brief.
    Der Anwalt griff den Umschlag, zog das Papier hervor und faltete es
auseinander. Die Aufmachung war identisch mit den Briefen, die er schon vorher
gesehen hatte. Und auch dieses Mal hatte sich der Verfasser als Dichter versucht.
Dort stand:
    Flammen züngeln am Dünenstrand
    Der Grund dafür ist wohl bekannt
    Obwohl begraben
    Muss man doch sagen
    Brennen muss das Töwerland.
    Das war alles.
    »Er dichtet immer noch nicht besser«, grinste Esch und schaute auf
dem Briefumschlag. Sanddornhotel las er. Sonst
nichts. »Der Umschlag ist nicht frankiert. Wann, sagten Sie, ist das Schreiben
gekommen?«
    »So genau weiß ich das nicht. Wir haben im Eingangsbereich des
Hotels einen Kummerkasten hängen. Darin können unsere Gäste – auch anonym, wenn
sie das wollen – Anregungen und Beschwerden
abgeben. Ich leere den Kasten jeden Morgen, wenn ich meine Wohnung im
dritten Stock verlasse und zur Rezeption gehe. Heute war das gegen sieben Uhr.
Da war der Kummerkasten völlig leer. Erst als eine Angestellte gegen Mittag
wieder nachgesehen hat, lag das Schreiben darin. Es muss also zwischen sieben und zwölf Uhr eingeworfen worden sein.
    Rainer stutzte. »Daran gibt es keinen Zweifel?«
    Harms sah Esch verständnislos an. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Heute Nacht hat es wieder gebrannt. Haben Sie davon gehört?«
    Der Hotelier wirkte verblüfft. »Nein.«
    »Die halbe Insel spricht davon.«
    »Wo?«
    »In der alten Pension Ulrichsruh. «
    »Das ist mir völlig neu. Ich
habe heute den Vormittag über die Unterlagen für meinen Steuerberater sortiert
und mein Büro nicht verlassen. Gegen Mittag war ich damit fertig. Bei der Post lag auch dieser Brief. Er war
ungeöffnet. Glauben Sie, dass dieser Brand etwas mit den Erpresserbriefen zu
tun hat?«
    Damit sprach Harms genau das aus, was Rainer Esch auch schon seit einigen
Minuten durch den Kopf ging. Wenn der verhaftete Brandstifter und der Erpresser
identisch waren, musste er einen Helfer gehabt haben. Denn als dieses Schreiben
in Harms’ Kummerkasten landete, befand
der Zündler sich bereits auf dem Weg in die U-Haft. Möglicherweise lief noch
jemand auf Juist herum, der seinen Auftraggeber bedrohte. Wie auch immer, Esch
wollte Harms nicht weiter beunruhigen. Deshalb verschwieg er ihm seinen
Verdacht. Stattdessen meinte er nur wahrheitsgemäß: »Keine Ahnung. Sagen Sie,
dieser Kasten – wo hängt der genau?«
    »Gegenüber des Empfangs.« Harms schmunzelte. »Das erhöht die
Wahrscheinlichkeit, dass ich bei anonymen Beschwerden weiß, von wem sie
stammen.«
    Rainer verstand. »Der Kasten ist also einsehbar.«
    »Ja. Aber nur, wenn sich einer unserer Angestellten oder wir selbst
an der Rezeption aufhalten. Das ist allerdings jetzt in der Saison fast immer
der Fall.«
    »Hat in der fraglichen Zeit jemand das Hotel betreten, der kein Gast
von Ihnen ist? Natürlich auch keiner Ihrer Mitarbeiter«, ergänzte er. Sein
Denkfehler fiel ihm sofort auf. Der Erpresser konnte genauso gut in diesem
Personenkreis zu finden sein.
    Harms dachte nach.

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