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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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des Ortes, den er
überblicken konnte, lag ruhig und friedlich im Dunkeln. Er zuckte mit den Schultern
und verkroch sich wieder in sein warmes Bett. Vermutlich hatte er geträumt.
    Beim Frühstück schnappte er Fetzen eines Gesprächs am Nebentisch
auf. Die Urlauber erzählten sich, dass es in der Nacht gebrannt habe, wussten
aber nicht, wo. Dann wechselten sie das Thema.
    Also hatte sich Rainer doch nicht geirrt. War das eine Spur, der er
nachgehen konnte?
    Eine Stunde später schellte der Anwalt an der Tür der Polizeiwache
Juist. Es dauerte etwas, bis ihm Enno Altehuus öffnete.
    »Moin«, brummte der. »Sie haben bestimmt von dem Brand heute Nacht
gehört?«
    »Ja.«
    »Jetzt überfallen Sie mich an einem Samstagmorgen, weil Sie hoffen,
Sie würden von mir etwas erfahren.« Keine Frage, eher eine Feststellung.
    »Richtig.«
    »Na schön. Kommen Sie rein.«
    Wie üblich nahm Altehuus hinter seinem Schreibtisch Platz und Rainer
davor.
    Als der Anwalt seine erste Frage loswerden wollte, hob Altehuus die
Hand.
    »Bevor Sie loslegen, mache ich Ihnen ein Angebot: Ich erzähle Ihnen,
was heute Nacht passiert ist und als Gegenleistung packen Sie Ihre Siebensachen
und reisen ab.«
    Esch lachte auf. »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil es dann keinen Grund mehr für Sie gibt, auf der Insel zu bleiben.«
    Rainer dachte einen Moment nach. »Es wäre mir lieber, wenn ich diese
Entscheidung selbst treffen könnte.«
    Altehuus seufzte. »Also gut. Aber Sie versprechen mir, dass Sie
ernsthaft darüber nachdenken?«
    »Eines müssen Sie mir aber vorab beantworten: weshalb dieser Sinneswandel?
Warum möchten Sie, dass ich mich nicht weiter, äh …, umhöre?«
    »Um ganz ehrlich zu sein: Schnüffler einer Versicherung will ich
nicht auf Juist haben. Es gibt hier keine Versicherungsbetrüger. Jedenfalls
nicht so große Fische, wie Sie zu finden hoffen. Dafür lege ich meine Hand ins
Feuer.«
    »Nettes Bild«, warf Esch ein.
    »Wie?« Altehuus stutzte. »Ach so. Ja. Es spricht sich herum, dass
Sie Nachforschungen anstellen. Vorgestern haben Sie zum Beispiel Hinnerik ausgefragt.«
    So hieß wohl der Alte vor Harms’ Schuppen.
    »Natürlich hat der mich sofort angerufen. Und mit Harms hat er sich ebenfalls in Verbindung
gesetzt. So etwas bringt nur Unruhe. Also,
sind Sie einverstanden?«
    »Ja. Ich denke darüber nach.«
    »Gut.« Der Polizist griff zur Tabakdose. Allerdings bot er Rainer
dieses Mal keine Prise an.
    »Gebrannt hat es in der früheren Pension Ulrichsruh in der Billstraße.«
    Rainer kannte das Haus. Er war gestern noch daran vorbeigeradelt.
    »Die Pension steht seit einigen Jahren leer. Es brachen an zwei
Stellen Brände aus: einer an einem Fensterrahmen des Haupthauses, der andere am
Hinterhaus. Der Täter musste sich durch den verwilderten Garten kämpfen und hat
dann eine brennende Zeitung oder Ähnliches durch ein eingeschlagenes Fenster
geworfen. Kurz darauf stand die Bude in Flammen. Glücklicherweise wurden beide
Brände schnell bemerkt und von der Feuerwehr gelöscht.« Altehuus goss sich
einen Tee ein und schaute sein Gegenüber interessiert an.
    Rainer war enttäuscht. Was auch immer er unbewusst erwartet hatte –
das jedenfalls war es nicht gewesen.
    »Meine Ausführungen befriedigen Sie nicht?«
    »Nicht wirklich.«
    Der Juister grinste. »Dachte ich mir. Aber es kommt ja noch etwas.
Ein Zeuge, der mit seinem Rad auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle in der
Inselbäckerei war, näherte sich zu diesem Zeitpunkt der Pension. Er konnte vor
sich in etwa hundert Metern Entfernung eine Gestalt ausmachen, die gerade dabei
war, das Grundstück zu verlassen. Als er an dem Haus Ulrichsruh vorbeifuhr, sah er die Flammen und verständigte mit seinem Handy die Feuerwehr
und mich. Der Brand war schnell gelöscht. Aber das Beste war, dass der Zeuge
den Täter kannte.«
    Jetzt wurde es spannend.
    »Natürlich habe ich sofort meine Kollegen von der Kripo in Aurich
informiert und bin dann dieser Spur nachgegangen. Und tatsächlich: Der Hinweis
des Zeugen war heiß. In der Unterkunft des Verdächtigen fand ich einen
Pullover, der Brandspuren aufwies. Und an den Beinen des Mannes entdeckte ich
Kratzer, wie sie die Dornengewächse im Garten der Pension verursacht haben
konnten. Nach fünf Minuten hat er ausgepackt. Als die Kollegen aus Aurich mit
dem Hubschrauber gegen sechs Uhr gelandet sind, übergab ich ihnen den
potenziellen Brandstifter. Einer ist unverzüglich mit ihm aufs Festland
geflogen, die anderen beiden vernehmen

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