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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Zweyer
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anstellst. Du kannst jetzt gehen.«
    Wie betäubt hielt Knut das Kuvert in Händen und verließ das Zimmer.
Einhundert Mark! Er war reich! Was machte er nur mit der Knete? Und vor allem,
wo konnte er es verstecken? Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er die Tür
zum Büro hinter sich schloss und langsamen Schrittes an Frau Böchel vorbeiging,
der Sekretärin des Chefs. Eine solche Menge Geld!
    Er fühlte Unruhe in sich aufsteigen. Was, wenn man es ihm klaute?
Kleinere Diebstähle waren im Heim an der Tagesordnung und wurden nicht weiter
verfolgt. Sollte er es sofort ausgeben?
    Vor der Flurtür blieb Knut stehen. Er hatte einen Entschluss
gefasst. Seinen ganzen Mut zusammennehmend, drehte er sich um und sprach die
Sekretärin an: »Könnte ich … Dürfte ich noch einmal …« Er zeigte auf die
Bürotür.
    »Du möchtest erneut zu Herrn Schäfer?«
    »Bitte.«
    Sie stand auf, steckte den Kopf durch die Tür und schob sie nach
einem Moment auf. »Geh ruhig«, meinte sie dann.
    »Was gibt es noch?«, fragte der Leiter.
    »Ich will, dass Sie das Geld weiter für mich aufheben«, sagte Knut.
»Bis ich achtzehn bin.« Mit diesen Worten legte er den Geldumschlag zurück auf
den Schreibtisch.

13
    Heike Harms hatte den gestrigen Tag mit Selbstzweifeln verbracht.
Was mochte Tommy nur von ihr denken? Sie hatte sich ihm, angetrunken wie sie
gewesen war, quasi an den Hals geworfen. Wenn er sie nun für ein Flittchen
hielt, das lediglich auf der Suche nach einem One-Night-Stand gewesen war?
Schneller Sex ohne Verpflichtungen?
    Dabei suchte sie doch genau das Gegenteil: Liebe. Vertrauen.
Verständnis. Und insgeheim auch jemanden, der sie unterstützte und ihr half,
sich von ihrer Mutter, ihrem Bruder, dem Hotel und der verdammten Insel zu
lösen.
    Tommy hatte ihr erzählt, dass er am Freitag bis spät in der Nacht
würde arbeiten müssen. Am heutigen Samstag beginne seine Schicht erst mittags.
Sollte sie ihn besuchen? Aber sie wusste ja nicht einmal, wo Tommy wohnte.
Vermutlich in einem der Angestelltenzimmer seines Arbeitgebers im Loog. Nur
konnte sie ja schlecht dort vorbeischauen
und sich nach ihm erkundigen. Außerdem kannte sie ja nur seinen Spitznamen.
Aber sie könnte am Nachmittag der Schaluppe wie
zufällig einen Besuch abstatten.
    Und wenn die Nacht in ihrer Wohnung für Tommy lediglich ein
Abenteuer gewesen war? Wenn er einfach die sich ihm bietende Gelegenheit beim
Schopf gegriffen hatte? Würde sie sich lächerlich machen, wenn sie ihn wie ein
verliebter Teeny besuchen würde? Würde er sie auslachen und zurückweisen?
    Aber nein, schalt sie sich sofort darauf wieder. So ein Verhalten
passte überhaupt nicht zu diesem liebevollen, zärtlichen Mann. Der ihr über das
Haar gestrichen und sie getröstet hatte, als sie ihm schluchzend von ihren
familiären Problemen berichtete. Der sie im Arm gehalten hatte, damit sie
einschlafen konnte. War er zu so etwas fähig?
    »Was ist mit der Aprilabrechnung?«, unterbrach Gerrit Harms ihre
Gedanken. Ihr Bruder stand in der Tür des Büros und blickte sie ungeduldig an.
»Na?«
    »Ich bin noch nicht damit fertig.«
    »Und warum nicht, wenn ich fragen darf? Die Umsatzsteuervoranmeldung
ist schon lange überfällig.«
    »In der Tat, weil du deine Kasse für April noch nicht gemacht hast.«
    »Sie liegt auf deinem Schreibtisch.«
    »Wo?«
    »Was weiß ich. Bin ich für deine
Ordnung verantwortlich?«
    Hektisch kramte Heike in den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch. Nach
kurzem Suchen fand sie seine Auflistung unter einem Stapel alter Hotelprospekte.
    »Du hast sie extra unter den anderen Papieren deponiert, damit ich
sie nicht finde und du mich bei Mutter wieder schlechtmachen kannst«, beschwerte
sie sich.
    »Quatsch. Du hast sie selbst verlegt. Wer sich die Nächte um die
Ohren schlägt, darf sich nicht wundern, wenn er am nächsten Tag seine Arbeit
nicht ordentlich erledigen kann.«
    »Ich war gestern Morgen pünktlich um neun Uhr hier im Büro«, setzte
sie zu ihrer Verteidigung an und bereute es augenblicklich.
    »Was für eine Leistung. Mutter und ich sind immer ab sieben Uhr für
die Gäste da. Werktags, sonntags und feiertags, wenn ich dich daran erinnern
darf. Wo bist du überhaupt gewesen?«
    »Was geht dich das an?«, fauchte sie zurück.
    »Deinen Augenringen nach zu urteilen, hast du in der vorletzten
Nacht nicht sehr viel Schlaf bekommen. Wer ist denn der Glückliche, dem du
deine Gunst geschenkt hast?«
    »Gerrit, du gehst zu weit!«
    »Ist die Kleine jetzt

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