Tohuwabohu
gerettet. Miss Hazelstone hinter ihm handelte rasch. Sie ergriff sowohl die Gelegenheit, die ihr der Hinterkopf des Kommandanten bot, als auch den messingenen Briefbeschwerer und brachte beide mit aller Kraft, die sie aufbieten konnte, zusammen. Der Kommandant plumpste zu Boden.
Miss Hazelstone lief schnell zur Tür hinüber. »Der Kommandant hat einen Schlag erlitten«, sagte sie zu den beiden dort auf Posten stehenden Wachtmeistern. »Helfen Sie mir, ihn in sein Schlafzimmer raufzutragen«, und sie ging voran, die Treppe hinauf. Als die beiden Wachtmeister Kommandant van Heerden auf das Bett im blauen Schlafzimmer gelegt hatten, schickte sie sie runter, damit sie im Krankenhaus nach einem Krankenwagen riefen, und die beiden Männer, gewohnt, ohne zu fragen Befehlen zu gehorchen, fegten die Galerie hinunter und erstatteten Sergeant de Haen Bericht. Kaum waren sie weg, trat Miss Hazelstone vor die Schlafzimmertür und pfiff. Ein Dobermannpinscher, der im Salon auf dem Teppich gelegen und geschlafen hatte, hörte den Pfiff und verließ sein Allerheiligstes. Leise stieg er die Treppe nach oben und schlich den Gang hinunter zu seinem Frauchen.
Als Sergeant de Haen im Piemburger Krankenhaus angerufen und alles in die Wege geleitet hatte, daß ein Krankenwagen zum Haus raufgeschickt würde, ein Anruf, bei dem übrigens die Telefonistin die Auskunft verlangte, ob Kommandant van Heerden ein Weißer sei und keinen nichtweißen Krankenwagen brauche, war nicht zu übersehen, daß van Heerdens Lage eine Wendung zum Schlechteren genommen hatte.
Der Sergeant fand Miss Hazelstone am Ende der Galerie auf ihn wartend. Reserviert und von jenem Hauch Melancholie umgeben stand sie da, wie es der Kommandant tags zuvor so bewundert hatte, und in der Hand hielt sie etwas, das ganz entschieden melancholisch und nicht im geringsten reserviert aussah. Es war nicht von der Größe der Elefantenbüchse, und ganz zweifellos konnte es nicht auf tausend Meter einen angreifenden Elefanten außer Gefecht setzen, doch auf seine eigene kleine Weise war es für den Zweck geeignet, den Miss Hazelstone ganz deutlich im Sinn hatte. »So ist’s recht«, sagte sie, als der Sergeant auf dem Treppenabsatz stehenblieb. »Bleiben Sie ganz ruhig stehen, und Ihnen wird kein Haar gekrümmt. Das hier ist eine Schrotflinte, und wenn Sie herausfinden möchten, wie viele Patronen in ihrem Magazin sind, dann schlage ich vor, Sie versuchen, mich im Sturm zu überrumpeln. Sie werden ’ne Menge Leute brauchen.« Der große Dobermann neben ihr knurrte zustimmend. Er hatte offenbar für den Rest seines Lebens von Polizisten genug. Sergeant de Haen stand auf dem Treppenabsatz sehr still. Es war dem Ton von Miss Hazelstones Stimme deutlich zu entnehmen, daß, ganz gleich, welche Fähigkeiten ihre Schrotflinte auch hätte, die alte Dame nicht gewohnt war, irgendwas zweimal zu sagen. »So ist’s recht«, fuhr sie fort, während der Sergeant sie anstarrte. »Gucken Sie sich alles gut an, und wenn Sie schon mal dabei sind, gucken Sie sich auch die Waffen an den Wänden hier gut an. Sie funktionieren alle prächtig, und ich habe genug Munition in meinem Schlafzimmer, um damit ’ne ganze Weile zu reichen.« Sie machte eine Pause, und der Sergeant besah sich gehorsam die Gewehre. »Also, traben Sie jetzt die Treppe runter und versuchen Sie ja nicht, wieder raufzukommen. Toby sagt mir sonst sofort Bescheid.« Wieder knurrte der Hund verständig. »Und wenn Sie nach unten gehen«, fuhr sie fort, »lassen Sie gefälligst meinen Bruder frei. Ich gebe Ihnen zehn Minuten, dann erwarte ich, ihn frei und unbehindert die Auffahrt hinaufspazieren zu sehen. Wenn nicht, erschieße ich Kommandant van Heerden. Falls Sie irgendwelche Zweifel an meinen Fähigkeiten zu töten haben, empfehle ich Ihnen, mal einen Blick auf die blauen Gummibäume im Garten zu werfen. Ich denke, dort finden Sie alle Beweise, die sie brauchen.« Sergeant de Haen brauchte keine solchen Beweise. Er war überzeugt, daß sie töten konnte. »Gut, anscheinend verstehen Sie mich. Ich bleibe jetzt mit Kommandant van Heerden so lange in Tuchfühlung, bis ich von meinem Bruder aus Barotseland angerufen werde. Sobald ich den Anruf erhalte, lasse ich den Kommandanten frei. Sollte ich innerhalb von achtundvierzig Stunden von Jonathan nichts hören, überlasse ich Ihnen den Kommandanten tot. Haben Sie verstanden?« Der Sergeant nickte.
»Also, raus mit Ihnen.«
Sergeant de Haen flitzte die Treppe hinunter, und während er
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