Tohuwabohu
ganz einfach«, fuhr Miss Hazelstone fort, »ich war einfach eifersüchtig.«
»Einfach eifersüchtig«, wiederholte der Kommandant langsam.
»Stimmt. Ich wollte den lieben Fünfpenny nicht verlieren.« Über die unermeßliche Leere des Abstrakten hinwegschwankend, klammerte sich der Kommandant an Fünfpenny. Der Zulu-Koch hatte einstmals was Greifbares an sich gehabt, und der Kommandant brauchte etwas Greifbares, woran er sich festhalten konnte.
»Sie hatten Angst, ihn zu verlieren?« dachte er laut nach, und dann bemerkte er den schrecklichen Widerspruch, in den er hineintappte. »Aber Sie behaupten doch, Sie hätten ihn erschossen. Ist das nicht der beste Weg, den Kerl zu verlieren?« Er war fast außer sich.
»Es war der einzige Weg, den ich hatte, um sicherzugehen, daß ich ihn behielt«, erwiderte Miss Hazelstone. Kommandant van Heerden zog sich vor der gähnenden Leere zurück. Das Verhör entglitt seiner Kontrolle. Er fing wieder von vorne an.
»Wollen wir mal für den Augenblick vergessen, daß Sie Fünfpenny erschossen haben, damit Sie ihn nicht verlieren«, sagte er langsam und sehr geduldig. »Fangen wir mal auf der anderen Seite an. Was war denn der Grund für Sie, sich in ihn zu verlieben?« Das war zwar kein Thema, dem er besonders auf den Grund zu gehen wünschte, und er glaubte auch keine Sekunde lang, daß sie überhaupt in den Schweinehund verliebt gewesen war, aber das war besser, als immer nur auf Niemand rumzureiten. Außerdem hatte er das ziemlich sichere Gefühl, daß sie sich jetzt irgendwie verraten werde. Die Hazelstones konnten sich einfach nicht in Zulu-Köche verlieben. »Fünfpenny und ich teilten miteinander gewisse Interessen«, sagte Miss Hazelstone langsam. »Zum Beispiel hatten wir denselben Fetisch.«
»Ach, wirklich? Denselben Fetisch?« In seiner Phantasie beschwor sich der Kommandant die kleinen Negergötzen herauf, die er in Piemburg im Museum gesehen hatte. »Das knüpfte starke Bande«, sagte Miss Hazelstone. »Ja, das muß es getan haben, und ich nehme an, Sie opferten dem Fetisch Ziegen«, sagte der Kommandant sarkastisch. »Was Sie für sonderbare Sachen sagen.« Miss Hazelstone blickte verdutzt drein. »Natürlich taten wir das nicht. Es war nicht so ein Fetisch.«
»Ach nein? Was war's denn für einer? Holz oder Stein?«
»Gummi«, sagte Miss Hazelstone kurz und bündig. Kommandant van Heerden lehnte sich ärgerlich in seinem Sessel zurück. Von Miss Hazelstones Foppereien hatte er jetzt so ziemlich die Nase voll. Falls die alte Schachtel allen Ernstes annahm, er werde irgendein Ammenmärchen von einem Gummigötzen glauben, da mußte sie sich schon was Besseres einfallen lassen.
»Nun hören Sie mir mal gut zu, Miss Hazelstone«, sagte er sehr ernst, »ich weiß zu würdigen, was Sie zu tun versuchen, und ich muß bekennen, ich bewundere Sie dafür. Familientreue ist was Schönes, und zu versuchen, den Bruder zu retten, ist auch was Schönes, aber ich habe meine Pflicht zu tun, und nichts, was Sie sagen, wird mich daran hindern, sie zu erfüllen. Wenn Sie jetzt so nett sind und zur Sache kommen und zugeben, daß Sie nicht das geringste mit dem Mord an Ihrem Koch zu tun hatten und niemals auch nur andeutungsweise in ihn verliebt waren, dann lasse ich Sie laufen. Wenn nicht, bin ich gezwungen, ein paar drastische Maßnahmen gegen Sie zu ergreifen. Sie stellen sich dem Lauf der Gerechtigkeit in den Weg und lassen mir keine andere Wahl. Also bitte, seien Sie vernünftig und geben Sie zu, daß das ganze Gequatsche über Fetische Blödsinn ist.«
Miss Hazelstone blickte ihn eisig an.
»Sind Sie leicht erregbar?« fragte sie. »Sexuell, meine ich.«
»Das hat doch mit Ihnen absolut nichts zu tun.«
»Es hat eine Menge mit diesem Fall zu tun«, sagte Miss Hazelstone und zögerte. Kommandant van Heerden rutschte in seinem Sessel unbehaglich hin und her. Ihm war klar, daß Miss Hazelstones Zögern wahrscheinlich wieder irgendeine neue, empörende Enthüllung ankündigte.
»Ich muß zugeben, daß ich nicht leicht erregbar bin«, sagte sie schließlich. Der Kommandant hörte es mit Freuden. »Ich brauche Gummi zur Reizung meiner sexuellen Lust.« Der Kommandant hätte beinahe gesagt, in seinem Falle habe Gummi genau die entgegengesetzte Wirkung, aber er besann sich eines Besseren.
»Ich bin eine Gummifetischistin, verstehen Sie?« fuhr Miss Hazelstone fort.
Kommandant van Heerden versuchte, hinter die Bedeutung dieser Bemerkung zu kommen.
»Ach ja?« sagte
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