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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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er.
    »Ich bin verrückt nach Gummi.«
    »Ach so.«
    »Ich kann nur mit jemandem schlafen, wenn ich Gummisachen anhabe.«
    »Ach nein.«
    »Es war Gummi, was Fünfpenny und mich zueinander zog.«
    »Ach tatsächlich?«
    »Fünfpenny hatte die gleiche Neigung.«
    »Ach was.«
    »Als ich ihn zum ersten Mal sah, vulkanisierte er in einer Garage Reifen.«
    »Ach je.«
    »Ich hatte meine Reifen zum Vulkanisieren gebracht, und Fünfpenny arbeitete dort. Sofort erkannte ich in ihm den Mann, nach dem ich mein ganzes Leben gesucht hatte.«
    »Ach wirklich?«
    »Ich möchte fast sagen, unser Liebesverhältnis wurde über einem Michelin X beschlossen.«
    »Ach Gott.«
    Miss Hazelstone verstummte. Die Unfähigkeit des Kommandanten, mehr als zwei Worte auf einmal zu sagen, wovon eins obendrein immer das gleiche war, ärgerte sie langsam.
    »Haben Sie eigentlich irgendeine Vorstellung, wovon ich rede?« fragte sie.
    »Nein«, sagte der Kommandant.
    »Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, um mich verständlich zu machen«, sagte Miss Hazelstone. »Ich habe versucht, Ihnen so einfach wie möglich zu erklären, was ich an Fünfpenny anziehend fand.«
    Kommandant van Heerden machte den Mund zu, der ihm die ganze Zeit offengestanden hatte, und versuchte, seinen Grips auf was Faßbares einzustellen. Was Miss Hazelstone ihm gerade so einfach wie möglich erklärt hatte, das war, mußte er zugeben, nicht im geringsten unverständlich gewesen, aber wenn er kurz zuvor noch über die Leere unbegreiflicher Abstraktionen hinweggeschwankt war, so waren die simplen Tatsachen, die sie ihm nun mitgeteilt hatte, so weit entfernt von allem, worauf er seiner Erfahrung nach vorbereitet sein mußte, daß er allmählich zu dem Schluß kam, er zöge alles in allem den abstrakten Abgrund vor. Bemüht, seinen Sinn für das Wirkliche wiederzugewinnen, nahm er Zuflucht zu gesunder Gewöhnlichkeit.
    »Wollen Sie mir damit sagen«, begann er, griff zur Badekappe und ließ sie ein paar Zentimeter vor Miss Hazelstones Gesicht an seinem Finger hin und her baumeln,
    »daß diese Gummikappe in Ihnen das unbezähmbare Verlangen weckt, mit mir zu bumsen?«
    Miss Hazelstone nickte.
    »Und wenn ich sie tragen sollte, wären Sie nicht in der Lage, Ihre sexuellen Regungen zu bremsen?« fuhr er fort. »Nein«, sagte Miss Hazelstone völlig außer sich. »Nein, dazu wäre ich nicht imstande. Ich meine, doch, das wäre ich.« Zwischen einem tobenden Ausbruch der Lust und einer kolossalen Abneigung gegen den Kommandanten hin und her gerissen, wußte sie kaum, was ihr geschah. »Und ich nehme an, Sie wollen mir erzählen, Ihr Zulu-Koch hätte dieselbe Vorliebe für Gummi gehabt?« Miss Hazelstone nickte wieder.
    »Und all die Gummiklamotten, die ich oben in dem Schlafzimmer gefunden habe, gehören wohl auch Ihnen?« Miss Hazelstone gab das zu. »Und Fünfpenny zog dann wohl immer einen Gummianzug an und Sie ein Gumminachthemd? Stimmt’s?«
    Kommandant van Heerden sah an Miss Hazelstones Gesicht, daß er zu guter Letzt doch wieder die Initiative an sich gerissen hatte. Sie saß schweigend da und starrte ihn wie hypnotisiert an. »War’s so normalerweise?« bohrte er unbarmherzig nach. Miss Hazelstone schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie, »es war umgedreht.«
    »Ach wirklich? Was war umgedreht?«
    »Na, die Sachen.«
    »Die Sachen waren umgedreht?«
    »Ja.«
    »Von innen nach außen? Oder von vorn nach hinten?«
    »So könnte man sie auch anziehen.«
    Nach Kommandant van Heerdens Erfahrungen mit Gummikleidern während der letzten Nacht fand er sie weder so noch so in irgendeiner Weise anziehend. »Also wie?« fragte er.
    »Ich trug die Herrenanzüge, und Fünfpenny trug die Kleider«, sagte Miss Hazelstone. »Wie Sie vielleicht bemerkt haben werden, habe ich einige ausgesprochen maskuline Eigenschaften, und Fünfpenny, der Ärmste, war Transvestit.« Der Kommandant, der sie mit wachsendem Abscheu anstarrte, verstand, was sie meinte. Maskuline Eigenschaften, das stimmte! Die Vorliebe für übertriebene, widerliche Geschichten zum Beispiel. Und wenn er für einen Augenblick wirklich glaubte, daß ein fetter Zulu-Koch sich in die Fummel seiner Herrin geschmissen hatte, dann war er ein sehr glücklicher Zulu, wenn er den Weg gegangen war, den er nun mal gegangen war. Der Kommandant wußte, was er mit jedem seiner Hausburschen machen würde, den er beim Herumhopsen in Damenkleidern ertappte, seien sie aus Gummi oder nicht, und er würde es nicht bloß dabei bewenden

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