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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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Lauf des Gewehrs um die Tür herum auf ihn gerichtet war. Angesichts dieser Bedrohung blieb er mucksmäuschenstill liegen und versuchte zu vergessen, was er auf dem Tischchen am Bett gebrauchsfertig hatte liegen sehen. Das waren eine Injektionsspritze und eine Ampulle mit der Aufschrift »Novocain«.
    Die Schwierigkeiten, die von Anfang an bestanden hatten, Wachtmeister Els in die Kleider des Bischofs zu bekommen, waren durch die Entdeckung, daß sie nicht ganz seiner Größe entsprachen, nicht geringer geworden. Das Jackett war immer noch derselbe Wintermantel wie in der Nacht zuvor, und in den Hosen sah er wie ein Seehund aus. Sie machten seinen Plan, die Auffahrt hinaufzurennen, absolut undurchführbar. Das war kein Plan, von dem er dem Sergeant etwas gesagt hatte, der ihn, das fühlte er, mißbilligt hätte, aber jetzt, wo er dort Flossen hatte, wo er eigentlich hätte Stiefel haben sollen, war an Rennen endgültig nicht mehr zu denken. Unter diesen Umständen wäre er schon froh gewesen, wenn er hätte watscheln, geschweige denn rennen können, und Els, der einmal die Ehre gehabt hatte, einen Kaffer mit einem Holzbein abzuknallen, wußte, daß watschelnde Ziele so gut wie tote Ziele waren. Genau an diesem Punkte geschah es, daß Wachtmeister Els seinen zweiten Tollwutanfall bekam.
    Der verlief genauso wirkungslos wie der erste, und nachdem er sich Fußtritte für einen Biß in Sergeant de Haens Wade eingehandelt hatte und ihm ein paar Zähne lose um den Mund rumhingen, weil er sie in ein schmiedeeisernes Tischbein zu schlagen versucht hatte, das er irrtümlich für ein hölzernes hielt, gab er den Täuschungsversuch auf und ließ sich hinausführen, um seinen Auftritt als Bischof zu beginnen. »Spielen Sie ihn nur halb so gut wie einen tollwütigen Hund, und man macht Sie zum Erzbischof, Els«, sagte der Sergeant und gab ihm einen Schubs mit auf den Weg. Und während der Sergeant und seine Männer still und heimlich die Treppe hinaufstiegen, wackelte Els jämmerlich davon, zu seinem letzten Gang, das wußte er. Auch der Hut war ihm zu groß und machte es ihm schwer zu sehen, wo er hintrat, und als er trotzdem loszurennen versuchte, hatte das nur den Erfolg, daß er platt auf sein Gesicht fiel. Er gab alle Versuche auf, die wahrscheinlich noch zu schrecklicheren Folgen führten als das Watscheln. Hinter sich hörte er einen Polizisten kichern. Els fühlte sich gekränkt. Er wußte, daß er wie eine große schwarze Ente aussah. Es war ihm klar, daß er bald eine kalte Ente wäre. Vom Knurren des Dobermanns gewarnt, spähte Miss Hazelstone die Galerie hinunter und lauschte auf das Stiefelknarren auf der Treppe. Hinter ihr warf sich der Kommandant, offenbar vor Begeisterung über all die Freuden, die auf ihn warteten, auf seinem Bett wild hin und her. Sie richtete hinter der Tür hervor die Flinte auf ihn, und das erwartungsfrohe Gerangele hörte abrupt auf. Von der Treppe rief eine Stimme: »Er ist unterwegs. Der Bischof geht jetzt die Auffahrt rauf.«
    »Ich geh mal eben und seh mir’s an«, rief Miss Hazelstone zurück und blieb stehen, wo sie war.
    Es war schwer zu sagen, wen das Folgende am meisten erstaunte. Zweifellos war Sergeant de Haen äußerst verblüfft darüber, daß er sich noch im Land der Lebenden befand, nachdem Miss Hazelstone ihre erste Salve abgefeuert hatte, als der Sturmtrupp versuchte, ihre erste Barrikade zu nehmen. Es blieb ihm verborgen, daß sie über die Köpfe hinweggeschossen hatte, weniger, um Opfer zu vermeiden, als um ihre Verteidigungsanlagen zu schonen. Diesmal erschienen vierundsechzig große Löcher in der Decke, und die Galerie füllte sich mit feinem Nebel aus pulverisiertem Gips. Unter dem Schutz dieser Nebelwand zogen sich der Sergeant und seine Männer dankbar zurück und sammelten sich zwischen den Topfpflanzen in der Halle.
    Auf der anderen Seite besah sich Miss Hazelstone einen Augenblick lang zufrieden ihr Werk, dann ging sie ans Schlafzimmerfenster, um zu sehen, um was es sich wohl handele, was da die Auffahrt hinaufzulaufen versuchte. Daß es alles andere als ihr Bruder war, war auf den ersten Blick klar. Mit dem riesigen Hut, der ihm über die Ohren gerutscht war und ihn daran hinderte zu sehen, wo er hinlief, und den langen Hosenbeinen, die er bei jedem Schritt hinter sich herschleifte, hoppelte Els durch den Park. Miss Hazelstone brach in Gelächter aus, und Wachtmeister Els, der das Lachen hörte, verdoppelte seine Anstrengungen, das Sackhüpfen zu gewinnen. Als

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