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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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zu bekommen, wie der Sergeant sie hatte, Wachtmeister Els in die Kleider des Bischofs zu kriegen. Es war nicht so, daß der Kommandant sich sträubte, aber sein Umfang und die unbewußt fehlende Kooperation waren wenig hilfreich. Als er endlich nackt war, ging sie an den Kleiderschrank, nahm ein rosa Gumminachthemd mit passender Haube heraus und zwängte ihn hinein. Sie gab gerade ihrem eigenen Ensemble den letzten Schliff, da hörte sie, wie sich’s auf dem Bett bewegte. Kommandant van Heerden kam wieder zu sich. Später pflegte der Kommandant stets zu sagen, es sei dieses neuerliche gräßliche Erlebnis gewesen, das seinen Herzfehler verursachte. Als er das Bewußtsein wiedererlangte, war der erste Gedanke, der durch das verworrene Labyrinth seines Gehirns schoß, der, daß er nie wieder einen Tropfen anrühren werde. Nur mit mindestens einer ganzen Flasche altem Nashornhaut-Brandy konnte er sich die Schmerzen in seinem Kopf und das schauderhafte Gefühl von etwas Heißem, Zähem und eng an seinem Gesicht Anliegendem erklären. Es war sogar noch schlimmer, wenn er die Augen aufmachte. Offenbar hatte er sich endgültig das Delirium tremens geholt, oder das Fieber, das er in der Nacht schon geargwöhnt hatte, hatte ihn mit seinen Wahnsinnsträumen gepackt. Er schloß die Augen und versuchte herauszufinden, was ihm fehle. Seine Arme waren anscheinend an etwas über seinem Kopf festgebunden, und sein Körper steckte in etwas Engem und Elastischem. Er versuchte, den Mund aufzumachen und zu sprechen, aber irgendein fürchterliches Zeug verhinderte jeden Laut. Unfähig, sich zu bewegen oder zu sprechen, hob er den Kopf und starrte auf die Erscheinung, die auf dem Bett neben ihm saß. Es handelte sich offenbar um einen älteren Herrn mit unsagbar femininem Äußerem, der einen lachsrosa Gummizweireiher mit gelben Nadelstreifen trug. Als ob das noch nicht schlimm genug gewesen wäre, hatte das Wesen ein Hemd aus grauweißem Lastex an, zu dem es einen hellvioletten Gummischlips mit Punkten umgebunden hatte. Einen Moment lang glotzte der Kommandant dieses Wesen an und stellte mit Entsetzen fest, daß es ihn neckisch von der Seite anschielte. Der Kommandant schloß die Augen und versuchte, die gräßliche Erscheinung zu bannen, indem er über seine Kopfschmerzen nachdachte, aber als er sie wieder öffnete, war der Kerl noch immer da und äugelte nach Kräften. Kommandant van Heerden konnte sich nicht entsinnen, wann er das letzte Mal derart verführerisch von einem alten Knaben angestarrt worden war, aber er wußte, daß es schon lange her sein mußte, und als und falls es zuletzt geschehen war, hatte es bestimmt nicht solchen Abscheu wie jetzt in ihm erregt. Er wollte die Augen gerade zum zweiten Mal zumachen, da riß er sie schnell und voller Entsetzen wieder auf. Eine Hand hatte sich sanft auf sein Knie gelegt und begann, ihn am Schenkel zu kitzeln. Voller Ekel vor dieser Berührung warf der Kommandant die Beine in die Luft und konnte bei der Gelegenheit zum ersten Mal einen raschen Blick auf das werfen, was er anhatte und was er nicht mehr anhatte. Er trug ein rosafarbenes Gumminachthemd mit Fransen um den Saum. Der Kommandant erschauderte, und als ihm klarwurde, daß er mit seinem Ohnmachtsanfall dem widerlichen alten Mann die Gelegenheit zu jeder Schweinerei geboten hatte, die ihm in den Sinn kommen mochte, streckte er die Beine aus, so schnell er konnte, und schwor, keine Verführung der Welt werde ihn dazu bringen, sie wieder zu spreizen. Die Erscheinung äugelte und kitzelte immer weiter, und der Kommandant drehte den Kopf hastig von diesen Blicken weg zur Wand. Direkt vor seinem Gesicht stand ein kleiner Tisch, und darauf lag etwas, das ihm die Schmachtblicke vergleichsweise angenehm, wenn nicht gar verlockend erscheinen ließ und das den Kommandanten zu dem Versuch zu schreien zwang. Er machte den Mund auf, aber nichts, was einem Schrei ähnlich war, kam heraus. Statt dessen saugte er eine Handvoll dünnes Gummi ein, das gleich darauf wie eine Blase wieder herausgequollen kam, und er lag keuchend da und erholte sich gerade ein bißchen von diesem Versuch, als ein Knurren auf der Galerie die Aufmerksamkeit des Alten neben ihm auf sich zog. Er stand von dem Bett auf, nahm ein Gewehr zur Hand und ging zur Tür.
    Kommandant van Heerden ergriff die Gelegenheit zu dem Versuch, sich vom Bett loszureißen. Er schlug und hieb ohne Rücksicht auf seine Kopfschmerzen um sich, und wie er so riß und zerrte, sah er, daß der

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