Tohuwabohu
rannte, feuerte Miss Hazelstone als Warnung einen Schuß die Galerie hinunter. Das Ergebnis bestätigte alle Erwartungen, die der Sergeant hinsichtlich der tödlichen Eigenschaften der Flinte gehabt hatte. Vierundsechzig große Löcher erschienen plötzlich in der Badezimmertür.
Miss Hazelstone musterte die Löcher voll Zufriedenheit und ging wieder ins Schlafzimmer. Als sie dann dem Kommandanten mit den Handschellen, die er in der Kommode bemerkt hatte, die Hände ans Kopfende des Bettes gefesselt hatte, spazierte sie in aller Seelenruhe noch mal über die Galerie. Fünf Minuten später hatte sie ein kleines Waffenarsenal von den Wänden zusammengesammelt und zwei ungeheure Barrikaden errichtet, die lange genug jedem Versuch, ihre Festung zu erstürmen, standhalten würden, bevor sie mit dem Einsatz der Schrotflinte und anderer ausgewählter Waffen, die sie vor ihrer Schlafzimmertür aufgestapelt hatte, beginnen müsse. Endlich und um das Maß voll zu machen, schleifte sie mehrere Matratzen und eine Chaiselongue die Galerie hinunter und baute sich daraus eine kugelsichere Deckung. Als sie fertig war, besah sie sich ihr Werk und lächelte. »Ich glaube, wir werden wohl nicht ausgerechnet jetzt gestört werden, Toby«, sagte sie zu dem Dobermann, der auf die Chaiselongue gesprungen war. Sie gab dem Hund einen kleinen Klaps auf den Kopf, ging ins Schlafzimmer und begann, Kommandant van Heerden zu entkleiden.
Kapitel 11
Eine Treppe tiefer hatte Wachtmeister Els eine hitzige Auseinandersetzung mit Sergeant de Haen. »Ich sage Ihnen«, schrie er immer wieder, »ich sehe genausowenig wie ein fanatischer Bischof aus wie ...«
»Wie der da?« schlug der Sergeant vor und zeigte auf den gefesselten Jonathan. »Der sieht auch nicht wie ein Bischof aus.«
Das mußte Wachtmeister Els zugeben. »Ist mir schnuppe. Ich spaziere trotzdem nicht in seinen Klamotten die Auffahrt rauf. Die Alte würde mich auf eine Meile erkennen.«
»Na und? Sie ist doch bloß ’ne alte Frau, die würde nicht treffen, selbst wenn sie’s versuchte«, sagte der Sergeant. »Sind Sie verrückt?« schrie Els. »Ich habe gesehen, was die alte Krähe mit ’ner Flinte anstellen kann. Mann, die hat ohne mit der Wimper zu zucken ihren Zulu-Koch in Fetzen geschossen. Ich weiß, wovon ich rede. Ich hatte den Mistkerl aufzusammeln.«
»Hören Sie mal zu, Els«, sagte der Sergeant, »sie wird gar nicht die Zeit haben, auch nur ’n Zufallsschuß auf Sie abzugeben. Sie geht ans Fenster, um einen Blick rauszuwerfen, und ...«
»... und im nächsten Moment liege ich in Form von kleinen Stückchen über den halben Scheiß Park verstreut. Nein, besten Dank. Wenn irgend jemand irgendwelche Stückchen hinterher aufsammeln muß, dann ich Ihre. Ich hab da mehr Erfahrung drin.«
»Lassen Sie mich doch mal ausreden«, sagte der Sergeant. »Sobald sie ans Fenster tritt, überrumpeln wir sie über die Galerie. Sie wird keine Zeit haben, auf Sie zu schießen.«
»Warum lassen wir in dem Fall nicht ihn die Auffahrt raufgehen?« fragte Els. »Ich halte ihn in Schach, und sobald Sie seine Schwester haben, sperren wir ihn wieder ein.« Sergeant de Haen wollte sich nicht überzeugen lassen. »Der Kerl hat schon einundzwanzig Männer umgelegt. Ich würde ihm nicht mal die Handschellen abnehmen, wenn Sie mir’s bezahlten«, sagte er.
Wachtmeister Els hatte hierauf zwar eine Antwort, aber er zog es vor, sie nicht auszusprechen.
»Was wird bloß mit dem Kommandanten in der Zeit passieren?« fragte er. »Sie bringt ihn doch sicher um.«
»Du lieber Gott«, sagte der Sergeant. »Er hat sich in ihre Klauen begeben, nun muß er sehen, wie er wieder rauskommt.«
»Warum bleiben wir dann nicht einfach still sitzen und hungern die alte Schachtel aus?«
Sergeant de Haen lächelte. »Den Kommandanten wird’s freuen, wenn er hört, daß Sie wollten, daß die Alte ihn abmurkst. Also hören Sie auf, Menkenke zu machen, und steigen Sie in seine Kleider.«
Wachtmeister Els bemerkte seinen Fehler. Ohne Kommandant van Heerdens totale Unfähigkeit müßte er sich wahrscheinlich gegen die Anklage verteidigen, einundzwanzig Kameraden getötet zu haben. Els beschloß, lieber dafür zu sorgen, daß der Alte doch nicht über die Klinge springen müsse. Er wollte nicht, daß ein fähiger Polizeibeamter die Stelle van Heerdens einnähme. Er begann, sich die Sachen des Bischofs anzuziehen. Oben hatte Miss Hazelstone fast die gleichen Schwierigkeiten, Kommandant van Heerden aus seinen Kleidern
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