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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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angesprochen, und die Gefahr war zu groß, dass das Vieh mich einholte, von hinten ansprang und zu Boden riss. Ich musste die Sache durchziehen.
    Zumindest wurde Murakamis Aufmerksamkeit zum Teil durch den Hund in Anspruch genommen. Er sah mich und hob zu einem knappen Gruß den Kopf, dann schaute er nach unten zu dem Hund, der angefangen hatte zu knurren.
    Braves Hündchen, dachte ich. Braves Scheißhündchen.
    Sie kamen näher. Murakami blickte wieder zu mir hoch, dann erneut auf den Hund. Die verdammte Töle knurrte jetzt aus tiefster Brust grollende, mörderische Stakkatolaute.
    Murakami wirkte nicht übermäßig irritiert. Ein Hund, der mit seinem Fressen Schießpulver und Steroide und zum Nachtisch Chilischoten als Zäpfchen verabreicht bekam, knurrte wahrscheinlich jeden Windhauch an, und Murakami war dieses Verhalten gewohnt, begrüßte es vielleicht sogar.
    Sie kamen näher. Der Hund geriet jetzt völlig aus dem Häuschen, fletschte die Zähne und zerrte an der Leine. Murakami sah zu ihm hinunter. Ich hörte ihn sagen: «Doushitanda?» Was zum Teufel ist los mit dir?
    Dann hob er den Kopf. Er war noch nicht so nah, wie ich es mir gewünscht hätte, aber ich wusste, dass sein nächster Blick die Lage erfassen würde. Eine bessere Gelegenheit würde ich nicht mehr bekommen.
    Ich sprang auf sie zu, überbrückte die Distanz mit zwei langen Sätzen. Murakami reagierte sofort, ließ die Leine los und hob beide Hände, um seinen Oberkörper und Kopf zu schützen.
    Es war eine gut eintrainierte Reaktion, und ich hatte sie erwartet. Ohne auf den Hund zu achten, der trotz allem die kleinere Bedrohung darstellte, fiel ich in die Hocke, winkelte den rechten Arm an und ließ ihn wie zu einem Rückhandschlag beim Tennis vorpeitschen. Der Teleskopschlagstock fuhr durch die Bewegung voll aus. Als er auf Murakamis vorderen Fußknöchel traf, hatte er seine vollen fünfundsechzig Zentimeter erreicht. Der Aufprall des Stahlstocks auf seinen Knöchel war eines der schönsten Gefühle, das ich je hatte. Wenn ich ihn verfehlt hätte, wäre ich Sekunden später tot gewesen.
    Aber ich verfehlte ihn nicht. Ich spürte den Knochen unter dem Stahl splittern und hörte Murakami aufheulen. Sekundenbruchteile später sah ich nur noch weißen Hund, der mit der Geschwindigkeit eines Cruisemissile auf mich zukam.
    Ich schaffte es gerade noch, den linken Arm schützend vor die Kehle zu heben. Der Hund schoss vor und erwischte mich knapp oberhalb des Handgelenks. Es gab eine Explosion von Schmerz, und ich wurde nach hinten gestoßen.
    Ich wusste, wenn ich auf dem Rücken landete und dieses Biest auf mir lag, würde die Aufräummannschaft hinterher nicht mal mehr irgendwelche Körperteile identifizieren können. Zum Teil instinktiv, zum Teil aufgrund meines Judotrainings ließ ich uns von unserer gemeinsamen Schwungkraft nach hinten abrollen und landete nach dem Purzelbaum in Kauerstellung. Der Hund hatte sich noch immer oberhalb des Handgelenks festgebissen, knurrte, schleuderte den Kopf hin und her und ließ nicht mehr los, wie er es gelernt hatte. Mein Arm war jetzt völlig gefühllos.
    Ich versuchte den Schlagstock zu heben und ihn diesem Biest über den Schädel zu ziehen, aber ich konnte nicht richtig ausholen. Die Hundekrallen kratzten über den Straßenbelag, suchten nach Halt, um mich nach hinten auf den Rücken zu werfen.
    Ich ließ den Schlagstock fallen und griff mit meiner guten Hand vor, tastete nach seinen Hoden. Die Bestie wich nach links aus, dann nach rechts, wusste, worauf ich es abgesehen hatte. Ich erwischte es trotzdem. Ich kriegte den Hodensack zu packen und riss ihn so fest nach unten, wie ich je im Leben an irgendetwas gerissen hatte. Die Kiefer lösten sich, und ich bekam meinen Arm mit einem Ruck frei.
    Ich sprang auf die Beine. Der Hund wand sich einen Moment, dann rappelte er sich wieder auf. Er fletschte die Zähne und stierte mich aus blutunterlaufenen Augen an.
    Ich sah auf meine linke Hand. Sie war mit totenstarrer Entschlossenheit um die Pfefferspraydose gekrallt. Anscheinend waren die Sehnen durch den Druck der Hundekiefer blockiert.
    Die Muskeln des Tieres spannten sich. Ich entwand die Dose mit meiner intakten Hand dem Klammergriff. Der Hund sprang. Ich hielt die Dose vor mich und drückte auf den Knopf.
    Es gab ein wohltuendes Geräusch von Gas, das unter Druck entweicht, und eine rote Wolke traf den Hund mitten ins Gesicht. Sein Schwung riss ihn weiter, er prallte gegen mich und warf mich um, aber er

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