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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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vorbeizukommen.»
    Kaum vorstellbar, dass es einen Abend im Damask Rose gab, an dem wenig los war, aber vielleicht stimmte es ja. Selbst dann hätte ich gedacht, dass sie zuerst irgendwo anders mit mir hingehen wollte – zum Essen, auf einen Drink. Nicht bloß ein ganz normales Stelldichein in ihrer Wohnung. Ich ging in Alarmbereitschaft.
    «Klar», sagte ich. «Falls du nicht zu müde bist.»
    «Überhaupt nicht. Würde dich wirklich gern sehen.»
    Das war seltsam, sie hatte das «würde» fast wie «würden» ausgesprochen. Und das lag nicht an ihrem portugiesischen Akzent. Eine Botschaft? Eine Warnung?
    Ich schaute auf die Uhr. Es war fast halb zwei. «Ich bin in etwa einer Stunde da.»
    «Ich freu mich auf dich.»
    Ich hörte, wie sie auflegte.
    Irgendetwas stimmte da nicht. Aber ich konnte nicht genau sagen, was.
    Merkwürdig war schon, dass sie sich mit mir in Verbindung gesetzt hatte. Dann die Geschichte, dass sie angeblich früher nach Hause gekommen war, obwohl Letzteres vielleicht doch eine vernünftige Erklärung für Ersteres war. Ihr Tonfall hatte normal gewirkt. Aber dann war da noch das seltsam ausgesprochene «würde».
    Die Frage war, was ich machen sollte, wenn das eine Falle war.
    Ich ging zu einer anderen Telefonzelle und rief Tatsu an. Ich bekam nur seine Mailbox. Ich versuchte es erneut. Vergeblich. Wahrscheinlich war er bei einer Überwachung oder dergleichen.
    Und eigentlich hat er ja einen Tagesjob, dachte ich. Trotzdem Scheiße.
    Das Sicherste, das Klügste wäre gewesen, auf Unterstützung zu warten. Aber vielleicht bot sich hier eine Gelegenheit, und ich wollte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.
    Ich nahm ein Taxi bis zum Randbezirk von Azabujuban. Die Sicherheitsbedingungen außerhalb von Naomis Wohnung waren mir gut bekannt, natürlich, weil ich sie in der Nacht, als ich im Regen auf sie gewartet hatte, selbst erkundet und für meine Zwecke genutzt hatte. Das Gebäude auf jener im rechten Winkel abgehenden Seitenstraße, mit dem Vordach und den Müllcontainern aus Plastik, eignete sich hervorragend. Falls jemand mir auflauerte, dann würde er dort auf mich warten. Genau wie ich auf Naomi gewartet hatte.
    Ich näherte mich gerade dem Ende der Straße, die auf die Rückseite des Gebäudes zulief, als ich das Brummen eines Motorrollers hörte, der auf mich zukam. Ein Pizzaservice, wie an dem Warmhaltecontainer auf dem Gepäckträger und dem Schild mit dem Namen der Pizzeria unschwer zu erkennen war. Ich beobachtete ihn genau, um ganz sicherzugehen, dass er auch wirklich nichts anderes war, als er vorgab. Ja, bloß ein junger Bursche, der sich mit einem Nachtjob ein paar Yen dazuverdiente. Ich konnte die Pizza durch den Warmhaltecontainer riechen.
    Ich hatte eine Idee.
    Ich winkte ihm, anzuhalten. Er bremste und kam neben mir zum Stehen.
    «Könnten Sie mir einen Gefallen tun?», fragte ich ihn auf Japanisch. «Für zehntausend Yen?»
    Seine Augen wurden etwas größer. «Klar», sagte er. «Was soll ich machen?»
    «Am Ende dieser Straße ist auf der rechten Seite ein Haus. Es hat ein Vordach, und ein paar Müllcontainer stehen davor. Ich glaube, ein Freund von mir wartet da auf mich, aber ich will ihn überraschen. Könnten Sie vielleicht von der anderen Seite aus vorbeifahren, nachsehen, ob jemand da steht und mir dann Bescheid geben?»
    Seine Augen wurden noch größer. «Für zehntausend Yen? Und ob ich das kann.»
    Ich zog mein Portemonnaie heraus und gab ihm einen Fünftausend-Yen-Schein. «Die Hälfte jetzt, die andere Hälfte, wenn Sie wiederkommen», sagte ich.
    Er nahm das Geld und brauste los. Drei Minuten später war er wieder da.
    «Er ist da», sagte er. «Genau an der Stelle, die Sie beschrieben haben.»
    «Danke», sagte ich und nickte. «Sie waren meine Rettung.» Ich gab ihm die anderen fünftausend Yen. Er blickte darauf und wirkte einen Moment lang fassungslos. Dann setzte er ein breites, fröhliches Grinsen auf.
    «Danke!», sagte er. «Echt toll! Kann ich sonst noch was für Sie tun?»
    Ich lächelte und schüttelte den Kopf. «Heute nicht mehr.»
    Er blickte leicht enttäuscht, grinste dann aber wieder, als wüsste er, dass das zu viel des Guten gewesen wäre. «Okay, dann noch mal besten Dank», sagte er. Er ließ den Motor aufjaulen und fuhr davon.
    Ich löste das Klebeband von dem Schlagstock und nahm ihn in die rechte Hand. Ich holte Yukikos Pfefferspray hervor und hielt es in der linken. Ich bewegte mich mit der Verstohlenheit, die ich bei ausgedehnten

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