Tokio Vampire
gefunden hatte: sein Blut! Und das war auch der Grund, warum sie warten wollten bis zum nächsten Tag, bevor sie mich ins Krankenhaus brachten. Ein Teil der Verletzungen sollte bereits geheilt sein. Klar, dass Are mir riet, die Brüche nicht ein weiteres Mal röntgen zu lassen! Was sollten die Ärzte hier von so einer Spontan-Heilung halten? Das würde nur weitere Fragen aufwerfen.
Aber wenn du geglaubt hattest, dass ich deine Entscheidung mich zu verlassen so einfach hinnahm, dann hattest du dich getäuscht. Ich musste herausfinden ob du ansatzweise das Gleiche für mich fühltest wie ich für dich. Oder ob da nur Marc in deinem Herzen war.
Meine Mutter betrat mein Zimmer und freute sich sichtlich, dass ich wach war. Sie brachte mir meine Lieblingsschokolade und behandelte mich insgesamt, als sei ich ein rohes Ei.
„Ich möchte so schnell wie möglich hier raus“, stellte ich klar.
Meine Mutter nickte. „Ja, wir schauen mal. Die Ärzte wollen noch ein paar Untersuchungen machen ...“
„Können sie ja, aber ohne mich“, meinte ich.
Mama seufzte, sagte aber nichts dazu. Wenig später kam Leo, um mich zu besuchen. Ich kapierte erst jetzt, dass die Schule bereits wieder angefangen hatte. Meine Ma war gerade losgegangen um uns beiden einen Kaffee zu holen (was in meinem Fall klar untersagt war), daher traf sie Leo auf dem Flur vor meinem Zimmer. Die beiden unterhielten sich kurz, und erstaunlicherweise konnte ich jedes Wort verstehen, wie bereits zuvor, als sie mit dem Arzt gesprochen hatte. Irre, konnte mich nicht erinnern, jemals so gut gehört zu haben.
„Völlig inkompetent, die Ärzte hier. Was reden die immer von alten Knochenbrüchen? Soviel ich weiß, hatte Liam nur ein Mal den Fuß gebrochen. Da war er acht Jahre alt. Wahrscheinlich haben sie die Röntgenbilder vertauscht!“, sagte meine Ma gerade.
Leo schwieg einen Moment, ich konnte förmlich hören, wie es in ihrem Kopf ratterte. „Ja, vielleicht haben sie tatsächlich die Bilder vertauscht. Das wäre dann aber ein echter Saftladen hier.“
„Diese Fahrerei nervt auch, sobald es Liam besser geht, könnte er doch ins Evangelische Krankenhaus bei uns vor Ort verlegt werden.“
„Na ja“, sagte Leo. „So weit ist es ja jetzt auch nicht. Schätze eher, dass Liam bald nach Hause kann. Erholen kann man sich doch sowieso besser zu Hause.“
Mit Bedacht hatten Are und Marc mich ins Krankenhaus der Nachbarstadt verfrachtet. Nah genug, dass jeder mich besuchen konnte und weit genug entfernt, dass der mögliche Tratsch über meine rasante Heilung nicht bis zu uns rüberschwappte.
Die beiden betraten mein Zimmer, und der Geruch von Kaffee wehte mir um die Nase. Okay, ich hatte vorher auch nicht so gut riechen können. Ob das wohl so blieb?
Als meine Mutter kurz nach draußen ging, um mit dem Handy meinen Pa anzurufen, sagte Leo: „Du hast ja schon wieder geheult.“
Ich zuckte mit den Schultern. Was ging sie das an? Sie war offenbar darüber hinweg. Are und Marc waren Freaks in ihren Augen. Vielleicht hatte sie der Anblick der beiden, wie sie mich zurück zur Halle brachten, auch so geschockt.
„Du solltest froh sein, dass es vorbei ist“, meinte sie kopfschüttelnd.
Ich biss die Zähne aufeinander. Sie hatte keine Ahnung.
„Philipp kommt übrigens gleich noch vorbei. Er wollte dir mal ein paar Hausaufgaben bringen.“
Ich zog eine Grimasse. Hausaufgaben? Das hatte im Augenblick gar nichts mit meinem Leben zu tun.
Eine halbe Stunde später stand Philipp dann in meinem Zimmer. Er freute sich sichtlich, dass Leo noch da war und war entsprechend enttäuscht, als sie sich umgehend verabschiedete. Das würde wohl nichts werden mit den beiden.
Philipp zog sich seine dicke Winterjacke aus. „Das schneit vielleicht!“
„Hallo Philipp.“
Er trat näher an mein Bett heran und sah auf mich hinunter.
„Alter, was machst du denn für eine Scheiße?“
Ich hatte keine Ahnung, welche Version der Geschichte er kannte. „Kleiner Unfall“, behauptete ich daher. „Aber die Sache ist komplizierter als du denkst.“
„Hab gehört, du bist irgendwie beim Abbauen der Bühne unters Gerüst gekommen. Voll krass, was hattest du da zu suchen?“
„Fragt man sich dann immer im Nachhinein“, meinte ich vage. „Philipp, du musst mir helfen. Es ist total wichtig.“
„Ich wollte dir die Hausaufgaben bringen, und dich ein bisschen auf dem Laufenden halten.“
„Quatsch, das meine ich nicht. Ich meine jetzt was wirklich Wichtiges!“
„Was
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