Tolle Maenner
weiterer Mitleidsfick? Oder Ruth? Wenn nicht die, dann muss es wohl Carole aus San Francisco gewesen sein.« Sie wandte ihm den Rücken zu und ging zum Spülbecken. Sie hatte immer noch Schluckauf. Eine Frau, die andauernd hickste, verlor jegliche Würde. »Vielleicht hast du ja auch mit Enid Aerobic gemacht.« Sie hickste erneut, ließ an der Spüle ein Glas voll Wasser laufen und wollte es gerade hinunterstürzen, als er antwortete.
»Es war Allison, wenn du’s genau wissen willst«, sagte er, »aber ich -« Noch bevor sie nachdenken konnte, hatte sie ihm das Wasser bereits quer durch die Küche in sein ohnehin patschnasses Gesicht geschüttet. Jon würgte und hob die Hände, als wollte er einen Schlag abwehren. Beide standen einen Augenblick lang wie angewurzelt da. »Das hab ich verdient«, sagte er. »Ich weiß, dass ich mich schlecht benommen habe. Aber tu bitte nicht so, als wärst du daran völlig unbeteiligt.«
»Na klar, schieb nur mir die Schuld zu«, sagte sie. »Als Nächstes vergewaltigst du noch eine und wirfst ihr hinterher vor, sie hätte es ja nicht anders gewollt.« Er packte sie an den Schultern. »Lass mich in Ruh«, sagte sie und versuchte, sich von ihm loszureißen.
»Erst wenn du mit mir redest. Erst wenn du dich beruhigt hast und mir zuhörst und mit mir redest.«
»Red doch mit Allison«, fauchte Tracie ihn an. Sie versuchte
erneut, sich loszureißen, aber seine Hände waren zu stark. Sie konnte es einfach nicht ertragen. Sie war so enttäuscht und wütend und schämte sich so sehr, dass sie den Kopf wegdrehte, die Hände vors Gesicht schlug und zu weinen begann.
Da ließ Jonathan locker und nahm sie in die Arme, und endlich, als hätte er Jahre darauf gewartet, küsste er sie erst sanft und dann wild und leidenschaftlich. In ihrer anfänglichen Verblüffung wehrte Tracie sich dagegen, aber dann küsste sie ihn zurück. Es war himmlisch. Es war... alles. Sie begann zu zittern. Jon ließ von ihrem Mund ab und küsste sie aufs Gesicht und leckte die Tränen ab, die noch immer an ihren Wimpern hingen. Seine eigenen Wimpern waren nass vom Regen, und endlich spürte sie sie auf ihrer Wange, ihren Lippen und ihrer Stirn. Dann fand sein Mund wieder den ihren.
Sie begann noch heftiger zu zittern, wusste aber selbst nicht recht, ob das von der Kälte oder der Hitze kam. Seine nassen Kleider drückten gegen ihre, aber durch sie hindurch spürte sie die Wärme seines Körpers. Sie konnte nicht mehr denken, sondern nur noch fühlen, und alles fühlte sich so natürlich und zugleich so außergewöhnlich, so unerwartet an. Und dann verflüchtigte sich endgültig alles, was auch nur entfernt an einen vernünftigen Gedanken erinnerte. »Du bist ja so kalt«, sagte er, ihr Gesicht mit beiden Händen umschließend. »Weißt du denn nicht, dass man nicht im Regen rumstehen darf?«
»Ich weiß gar nichts mehr«, flüsterte sie und lehnte den Kopf an seine Brust. Überrascht und dankbar zugleich registrierte sie, wie er sie hochhob, ins Schlafzimmer trug und ihr die nasse Jacke und die Bluse auszog. »Du zitterst ja auch«, hauchte sie.
»Aber nicht von der Kälte«, sagte er.
»Komm her«, sagte sie, und er zog all seine nassen Sachen bis auf die Boxershorts aus und kroch neben sie ins Bett. Sie schlang die Arme um ihn, und einen Augenblick lang lagen sie reglos unter der Decke. Sie spürte, wie seine Hüfte gegen ihren Schenkel drückte. Sein Atem ging flach, und dann merkte sie, dass sie beide völlig synchron atmeten. Wie auf Kommando wandten sie
sich einander zu, und sie spürte seine Härte und erzitterte von neuem.
»Ist dir immer noch kalt?«, fragte er, und sie antwortete, indem sie ihn küsste.
Als Tracie erwachte, umgab sie das Nachglühen von herrlichem Sex noch immer wie eine Aura. Sie drehte den Kopf auf dem Kissen und sah, wie Jon, hellwach neben ihr liegend, voller Liebe und Staunen ihr Gesicht betrachtete. »Du bist ja so schön«, sagte er.
»Ach komm. Ich -«
Er legte seine Hand auf ihren Mund. »Du bist so schön. So schön«, wiederholte er, und obwohl sie geglaubt hatte, schon alle Tränen vergossen zu haben, füllten ihre Augen sich erneut. Bewundernd fuhr er von ihrer untersten Rippe zu ihrer Taille und über die Wölbung ihrer Hüften. »Du bist so... schön«, sagte er. »Deine Brüste sind vollkommen, so weich und so verletzlich. Sie erinnern mich an neugeborene Welpen – blind, aber so lebendig und empfänglich.«
»Welpen!« Sie musste lachen. »Wie kommst du denn
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