Tolle Maenner
selbst wenn es zu einem gewissen Teil stimmte – hatte das, was sie gerade miteinander geteilt hatten, nicht alles Vorhergegangene unwichtig werden lassen? »Ich habe mit dem Artikel angefangen, weil -«
Jon wandte ihr den Rücken zu und stürmte aus dem Schlafzimmer. Sie rannte ihm nach und hielt dabei das Bettlaken fest. »Jon! Warte doch.«
Er war schon an der Tür, drehte sich aber noch einmal um. »Ich
kann’s einfach nicht glauben. Ich bin für dich nur eine Story! ›Ein Langweiler‹. War ich das für dich? ›Ein armes Computerwürstchen ‹ ? Sehr schmeichelhaft.«
»Jon, als ich mit dem Schreiben begonnen habe, ist mir ganz schnell klar geworden, dass ich nie fähig wäre, das zu veröffentlichen.«
»Aber genau so hast du mich mal gesehen«, sagte Jon und schaute sich eines der Fotos an, das er noch immer in der Hand hielt. Er schüttelte den Kopf, zerknüllte das Foto und warf es auf den Boden. »Weißt du, als wir miteinander geschlafen haben, hatte ich ein bisschen Angst davor, dass du das aus dem falschen Grund tun könntest. Aber bis gerade eben wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass du es nur als Schritt auf deiner Karriereleiter sehen könntest.« Er lächelte, aber es war ein gemeines Lächeln, wie sie es noch nie an ihm gesehen hatte. »Was sollte es denn werden? Der Höhepunkt deines Artikels?«
»Jon, ich -«
Er schüttelte den Kopf. »Du sagst, du liebst mich, aber du hast mich in diesem dämlichen Zeitungsartikel verspottet und schamlos ausgenutzt. Du und Marcus, ihr müsst euch ja ganz köstlich über mich amüsiert haben. Und was ist mit Beth – hat sie auch mitgespielt? Und Laura? Haben sie den Artikel gelesen? Oder hast du ihn vielleicht zusammen mit Phil im Bett gelesen?«
»Jon, anfangs hab ich es für eine gute Idee gehalten. Ich habe viel von dir und von meiner Liebe zu dir einfließen lassen, und es ist gut geworden. Aber ich werde es einfach zerreißen. Ich hatte immer die Absicht, dich um dein Einverständnis zu bitten, aber dann habe ich irgendwie zu viele Gefühle in die Sache investiert und -«
»Gefühle! Ha, das ist jetzt wirklich ein guter Witz. Der Tag, an dem du ein Gefühl für andere entwickelst, wird in die Annalen eingehen. Du bist doch diejenige, die mir beigebracht hat, andere zu verletzen«, erinnerte er sie. »Du hast mir doch erst erklärt, welchen Spaß es machen kann, nach dem Motto ›Fick sie und vergiss sie‹ zu leben.«
»Vergiss doch den Artikel.«
» Dich werd ich vergessen!« Er wandte sich zum Gehen.
»Warte! Vor fünf Minuten hast du mir noch versprochen, mich nie zu verlassen. Wir sind seit sieben Jahren befreundet. Ich habe zugegeben, dass der Artikel ein Fehler war. Ich wollte ihn in den Papierkorb werfen, und trotzdem behandelst du mich jetzt so?«
Jon ging zur Tür. »Das ist doch genau die Tour, auf die du behandelt werden willst. Hast du mir das nicht selber beigebracht? All die Tricks... Frauen suchen den Schmerz, stimmt’s? Sie wollen schlecht behandelt werden. Ich bin ein gelehriger Schüler, auch wenn ich mir keine Notizen machen durfte.«
»Bitte, Jon. Ich liebe dich.«
»Was bedeutet dir denn Liebe? Verrat? Vergiss es. Zwischen uns war... rein gar nichts.« Er öffnete die Tür, bevor er sich noch ein letztes Mal zu ihr umdrehte. »Wirst du Phil davon erzählen?«
»Wovon denn? Zwischen uns war doch nichts, schon vergessen?«
Jon drehte sich um und schloss die Tür. Tracie konnte gerade noch warten, bis er außer Hörweite war, bevor sie hemmungslos zu weinen begann.
37. Kapitel
Tracie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, aber sie sah aus, als hätte sie eine ganze Woche nicht geschlafen. Sie war dabei ertappt worden, wie sie zu spät – viel zu spät – in die Arbeit kam, und sie war nicht einmal in der Lage gewesen, in der traditionellen Geste der Zerknirschung den Kopf einzuziehen. Als Marcus sie daher eine gute Stunde später in sein Büro rief, war ihr schon im Voraus klar, dass dies nichts Gutes bedeuten konnte. Sie hatte von Beth gehört, die es von Sara gehört hatte, die wiederum ein Gespräch zwischen Allison und Marcus belauscht hatte, dass Marcus wütend war, weil Allison ihm den Laufpass gegeben hatte. Das war sicherlich nicht dazu angetan, seine Laune zu verbessern. Er war ja so ein blödes Arschloch.
Aber so lächerlich Marcus und sein Liebesleben auch waren – ihres war noch schlimmer, sie hatte kein Recht, andere zu verurteilen. Molly hatte in allen Punkten Recht gehabt. Sie war dumm,
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