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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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darauf?«
    »Keine Ahnung. Meine Mutter hat gemeint, ich sollte mir einen Hund zulegen.« Beide lachten, und er küsste sie wieder lang und hart. Dann zog sie sich zurück.
    »Jon, ich hab mich wirklich idiotisch benommen.«
    »Du bist wunderbar«, sagte er auf eine Weise, wie sie es ihr ganzes Leben lang hatte hören wollen.
    Aber sie musste wenigstens versuchen, es ihm zu erklären. Sie musste sich für ihr lächerliches Benehmen entschuldigen. Wie blind und wie dumm sie doch gewesen war. »Nein. Nein. Ich wusste ja nicht einmal, was ich wollte. Molly hat gemeint... Rühreier...« Wie konnte sie das nur erklären? »Ich hab einfach nicht kapiert -«
    Jon küsste sie. Es war ein weiterer perfekter Kuss. Dann schaute er sie an. »Weißt du eigentlich, dass ich deine Ohrläppchen anbete?« Er biss sanft in eines hinein, und sie erzitterte. »Sie sind wunderschön.«

    Dann streckte er sich auf dem Bett aus. »Ich komme mir vor, als ob wir die einzigen Menschen auf der Welt wären. Wie Adam und Eva auf einem Floß.« Das erinnerte ihn an etwas, und er stützte sich auf einen Ellbogen. »Darf ich jetzt wieder verlorene Eier essen?«
    »Jetzt gleich?«, fragte Tracie. Sie fand sich schon nicht schlecht, aber er war einfach wunderbar.
    »Noch nicht«, antwortete Jon. »Vorher verschlinge ich noch was anderes.«
    »Schon wieder?«, fragte sie und umarmte ihn. Sie war so glücklich, dass es fast schon wehtat und ihr ein merkwürdiger Gedanke kam: Sie wollte auf der Stelle sterben, um nie mehr in ihrem Leben weniger glücklich zu sein als in diesem Augenblick. »Du kannst essen, was immer du willst«, erklärte sie. »Solange du versprichst, dass du mich nie mehr verlässt.« Sie schaute ihm tief in die Augen.
    Sehr ernst erwiderte Jon ihren Blick. »Ich muss dich aber verlassen. Ich muss nämlich pinkeln.«
    Sie lachte erleichtert. »Also gut, aber nur dieses eine Mal. Und mach schnell.«
    Jon stand auf und ging an ihrem Schreibtisch vorbei. Auf dem Weg zum Bad fielen ihm die Polaroidfotos ins Auge, die nach dem Vorher-Nachher-Schema aufgehängt waren. Tracie riss entsetzt die Augen auf und fuhr hoch. Mein Gott! Habe ich ihm eigentlich erzählt... ihn je gefragt... ihr Verstand raste zu allem, was da lag, zu jeder einzelnen oberflächlichen Beobachtung, jedem dummen Adjektiv und, was am Schlimmsten war, zu ihrer Wette. Sie schloss die Augen und betete vergeblich, er möge sich doch einfach abwenden und ins Bad gehen, aber das tat er nicht. Er las einige der Haftnotizzettel, bevor sein Blick auf den Computerausdruck ihres Artikels fiel. Wieder betete sie im Stillen, dass er die Blätter nicht in die Hand nehmen möge, aber er tat es doch. Seine Miene versteinerte.
    Tracie konnte nicht glauben, dass es möglich war, innerhalb einer Minute von so vollkommenem Glück in so tiefes Elend zu
stürzen. Sie wollte losschreien und Jon sagen, er solle den blöden Artikel einfach fallen lassen und nicht weiter beachten. Ihr war klar, dass sie ihm schon längst hätte davon erzählen müssen.
    Jons Gesicht war leichenblass geworden. Er legte den Entwurf wieder auf den Schreibtisch und ging zu seinen nassen Kleidern neben dem Bett. Ungeschickt zog er Boxershorts und Jeans an.
    »Jon, bitte nicht«, sagte sie benommen.
    »Ich muss gehen«, erklärte er mit erloschener Stimme. Dann schaute er zum ersten Mal zu ihr hin, seit er die Schnappschüsse gesehen hatte. »Ich bleib nicht gern über Nacht«, sagte er. »Ich schlafe lieber allein.«
    Sie erkannte sie wieder, die Worte, die sie ihm beigebracht hatte. Sie sprang auf, wickelte sich das Laken um und fragte: »Willst du jetzt mich wie ein böser Junge behandeln?« Dann kam ihr plötzlich der Gedanke, dass das Ganze – dass er sie versetzt hatte, ihr dann gefolgt war und sie verführt hatte – womöglich auch nur ein besonders ausgeklügelter Trick seiner neuen Persönlichkeit war. War es das? War das alles nur Theater gewesen, um ihr zu zeigen, wie ihre eigene Medizin schmeckte? Sie begann wieder zu zittern. »Was bedeute ich dir eigentlich? Eine weitere Kerbe auf deiner Diskette?«, fragte sie.
    Er zog bereits sein Hemd an. »Und was bin ich für dich? Deine Chance, die neue Anna Quindlen zu werden?«, fauchte Jon zurück. Er schob die Arme in seine Jacke, nahm den Artikel und warf ihn ihr vor die Füße. »Du hast mir das alles angetan, um selber ganz groß rauszukommen?«
    »Natürlich nicht. Ich habe es getan, weil du mich darum gebeten hast.« Wie konnte er das nur glauben? Und

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