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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Goldsmith
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Tracie wartete schon, er musste wirklich gehen. Er schlug die Tür zu, rannte die Treppe hinunter und stand schon wenige Sekunden später draußen im Regen.
    Er hatte Glück, denn im selben Augenblick kam ein Taxi vorbei. Schon ziemlich nass geworden, hielt er es an und stieg ein. »Zum Java, The Hut«, wies er den Fahrer an. »Aber bitte schnell!«
    Im Armaturenbrett war eine Uhr. Es war noch später, als er gedacht hatte. Was sollte er tun, wenn Tracie schon wieder gegangen war? Er hatte sein Fahrrad in der Gasse hinter dem Java abgestellt; er konnte damit zu ihr fahren oder, falls er sie da nicht antraf, die Straßen auf und ab radeln, bis er sie fand und sich bei ihr entschuldigen konnte.
    Doch irgendwie hatte er jetzt schon den Verdacht, dass das womöglich nicht funktionieren würde – nicht etwa, weil er sie nicht finden, sondern weil sie seine Entschuldigung nicht akzeptieren würde. Sie hatte sich wahrscheinlich geschlagene sechsundvierzig Minuten lang Mollys Spott anhören müssen. Er zuckte zusammen bei dem Gedanken, was Molly Tracie alles an den Kopf werfen könnte, wenn sie sie schon einmal allein antraf.
    Er befürchtete, dass Tracie ziemlich wütend war, und hätte sich nicht weiter gewundert, wenn sie Java, The Hut in Brand gesteckt hätte – und alles andere, was ihr jetzt in die Quere kam. Als das Taxi neben dem Coffee-Shop abbremste, wartete Jon nicht einmal ab, bis der Wagen ganz zum Stehen gekommen war. Er warf Geld auf den Vordersitz und dankte dem Fahrer, während er aus dem ausrollenden Fahrzeug sprang. Er rannte hinten ums Taxi herum und riss die Tür zum Restaurant auf. Er schaute zum Tisch hinüber, an dem er und Tracie immer saßen. Als er sich umblickte, entdeckte er Laura in der Tür zur Küche und Molly, die an einem der Tische saß.

    Was hatte Laura hier zu suchen? War Tracie so sauer auf ihn, dass sie sich geweigert hatte zu kommen? Vielleicht kam er gar nicht zu spät, weil Tracie ihn versetzt hatte. Im günstigsten Fall war sie gerade auf der Toilette oder telefonierte mit Phil. Er trat auf Molly zu, die gerade in einem Teller Rühreier herumstocherte. Er packte sie am Arm. Sie schaute mit ausdruckslosem Gesicht zu ihm auf, aber er wusste sofort Bescheid.
    »Sie war hier, stimmt’s?«, fragte er Molly mutlos.
    »Stimmt«, sagte Molly und wandte sich wieder ihren Rühreiern zu.
    Er konnte es einfach nicht fassen. Er hatte eine altehrwürdige Tradition gebrochen. Er hatte ein furchtbar flaues Gefühl im Magen und war völlig außer sich. »Molly, ich weiß, dass ich ein Arsch bin«, räumte er ein, »und du weißt das auch. Aber bitte sag mir doch, ob sie zu mir gefahren ist oder zu sich nach Hause?«
    Molly zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung«, sagte sie. »Wir stehen uns nicht gerade nahe.«
    Laura war von der Küche herübergekommen, und er drehte sich zu ihr um. »Bitte, Laura«, war alles, was er sagen konnte.
    »Ich hab sie nicht gehen sehen, aber ich schätze, dass sie zu dir unterwegs ist«, meinte Laura. »Und ein Messer hat sie sich auch geborgt«, fügte sie hinzu.
    Jon wusste nicht, ob das ein Scherz sein sollte, aber das war ihm egal. »Ich hol mein Rad«, erklärte er Molly und rannte, wie von der Tarantel gestochen, durch das Restaurant und die Küche, wobei er fast ein Tablett mit Gebäck umstieß. Vor der Hintertür lehnte sein Fahrrad angekettet an einem Geländer. Er ließ in seiner Hektik erst den Schlüssel fallen und fummelte dann am Schloss herum. Als er es endlich aufbekommen hatte, riss er das Fahrrad herum und raste über das nasse Kopfsteinpflaster der Gasse hinaus auf die Straße. Dort fegte ihm der Regen voll ins Gesicht, sodass er mit gesenktem Kopf zu seiner Wohnung radeln musste.
    Es war eine lange, kalte Fahrt, und da er seinen Regenumhang
nicht dabei hatte, war er bis auf die Haut durchnässt, lange bevor er nach Hause kam. Aber er fror nicht. Er schwitzte sogar, vor Angst ebenso wie vor Anstrengung. Er musste sie einfach erwischen, bevor sie wieder ging. An seinem Haus angekommen, war er völlig außer Atem, und nun musste er auch noch die verdammte Treppe hoch. Er nahm zwei Stufen auf einmal, um schneller zu Tracie zu gelangen. Er keuchte, als er die Feuertür zu seinem Flur öffnete, und sein Herz pochte gegen seinen Brustkorb. Es schien einen Schlag lang auszusetzen, als er sah, dass der Flur leer war. Sie war schon weg, und falls es ihm je gelang, sie zu finden, würde sie nur noch wütender sein. Als er auf seine Tür zuging, wurde ihm

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