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Tolstois Albtraum - Roman

Tolstois Albtraum - Roman

Titel: Tolstois Albtraum - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Pelewin
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Sie versucht, meinen Geist zu rufen, und sogar mit Erfolg. Was zum Teufel soll das für ein Hermaphrodit sein?«
    »Das ist nur eine Annäherung«, sagte T. »Der Kater ist kein richtiger Hermaphrodit, sein herzloser Herr hat ihn einfach kastriert. Aber Sie, Ariel Edmundowitsch, sind auch nicht der richtige Große Löwe. Also mögen sich Ihre Unvollkommenheiten gegenseitig ausgleichen …
    T. ließ den Kater los.
    Ariel sagte nichts, aber T. schien, dass ihm die Haare zu Berge standen. Er sprang vom Diwan auf und stürzte zum Tisch mit der Turingmaschine.
    Es war, als würde T. einer Vorstellung in einem winzigen Marionettentheater beiwohnen. Der leuchtende Trichter der Maschine flammte auf, winzige Textzeilen erschienen darin und Ariel hämmerte wie wild auf die Tastatur, wobei er sich von Zeit zu Zeit umdrehte, um dem über ihm aufragenden riesigen T. die Wörter ins Gesicht zu schreien:
    »Doch als T. versuchte, den Kater durch die Grenze zu zwängen«, brüllte er, »zeigte sich, dass das unmöglich war … Vollkommen unmöglich! Die Pfoten des Katers glitten an der undurchdringlichen Oberfläche der Kugel ab wie auf Panzerglas und der Kater miaute beleidigt, weil er nicht begriff, was los war …«
    In Wirklichkeit jedoch geschah etwas ganz anderes.
    Als er in die Dunkelheit fiel, war der Kater zunächst nicht mehr zu sehen, aber dann erschien er an der Grenze, die T.s Welt von Ariels rundem Universum trennte. Das zottige kleine Wesen im Zentrum weckte eindeutig das Interesse des Katers. Er miaute und sprang, als gebe es die durchsichtige Begrenzung gar nicht, mühelos hinein.
    Ariel saß mittlerweile nicht mehr an seiner Maschine – er hatte sich unter dem Tisch versteckt. T. sah, wie der Kater mit der Pfote die Turingmaschine umkippte, und das weitere Geschehen wurde von seinem roten Rücken verdeckt.
    Dann geschah etwas Verhängnisvolles.
    Ein Knall ertönte, der sich anhörte, als wäre ein Reifen geplatzt, und die Kugel erlosch.
    Es wurde dunkel und still.
    Die Stille hielt einige lange Augenblicke an. So lange, dass T. schon schien, danach werde nichts mehr passieren. Dann erklang ein lautes Knirschen, als öffnete jemand eine schwere, steinerne Tür, die jahrhundertelang niemand angerührt hatte.
    Die Tür selbst war nicht zu sehen, doch je weiter sie aufging, desto heller wurde es ringsum.
    Es war früher Morgen. T. erkannte Steppe, die sich nach allen Seiten bis zum Horizont erstreckte, wo sich schemenhaft bläuliche Silhouetten erhoben – vielleicht Berge oder Wolken, oder vielleicht Dächer ohnegleichen.
    Direkt vor ihm stand ein Wagen mit einem Pferd.
    Es war ein ganz gewöhnlicher Bauernwagen, in dem gerade so viel Heu lag, dass man es sich darauf bequem machen konnte.
    Auch an dem Pferd war nichts Besonderes, und doch kam T. das verrückte purpurrote Feuer, das in dem ihm zugewandten Auge schillerte, bekannt vor.
    T. kletterte auf den Wagen und das Pferd trottete gemächlich hinaus auf das Feld. Zu Anfang hielt er die Zügel in der Hand, aber als er merkte, dass das Pferd von allein weiterging, ließ er sie los und legte sich ins Heu.
    Es wurde allmählich immer heller und schließlich tauchte in der Ferne der Rand der Sonne auf. Nun wurden die Wolken über ihm sichtbar – sie waren so hoch, dass sie reglos zu sein schienen, steinern, ewig.
    T. zupfte eine Ähre aus dem Heu und steckte sie in den Mund.
    »Die Kinder glauben, dass Gott in den Wolken wohnt. Und das ist die reine Wahrheit. Ich möchte mal wissen, ob Wolken denken! Wenn sie Gedanken haben, dann wahrscheinlich ganz kurze. Und über Gott in sich denken sie bestimmt nicht nach, dazu muss man viel zu viele Wörter kennen …«
    T. kam es plötzlich so vor, als hätte die Roggenähre einen komischen Beigeschmack. Er zog sie aus dem Mund und betrachtete sie eingehend. Aber es gab keine Spur von Mutterkorn, die Ähre war ganz rein. T. lächelte. Wie zur Antwort wieherte das Pferd munter, schlug mit dem Schwanz und fiel in eine flottere Gangart.
    »Alles kehrt zurück hinter die letzte Schranke. Die Wolken, die Kinder, die Erwachsenen und auch ich. Also wer geht denn jetzt dorthin? Eine selten törichte Frage, obwohl auch geistliche Lehrer sie gerne stellen. ›Wer‹ ist ein Fürwort, es steht für ein Wort, aber von den Wörtern bleibt hier nichts übrig. Das Einzige, was man sehen kann, ist, wie ein Matrose sagen würde, die Schaumspur hinter dem Heck. Die Zeit und den Raum, die die Marktforscher aus dem Dreifaltigkeitskloster im Auftrag

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