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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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liegen und den folgenden könnte die tote Mannschaft, wenigstens dem größten Teile nach, wieder aufstehn, wie die gelenken Personen einer nichtessenden Schauspielerbande, und könnte nach dem Schall einer Trommel oder einer Klingenthaler Geige abmarschieren, je nachdem man vorher darüber Abrede getroffen hätte.
    Ich möchte, wenn's möglich wäre, diese Sache nicht gerne spaßhaft behandeln, damit die ernsthaften Männer und politischen Staatslotsen, welche, wie ich recht gut weiß, keinen Spaß verstehen, mich nicht auszuzischen Anlaß hätten; könnten bei alledem aber nicht die Schlachten ebensogut nach der größern Anzahl von zerlappten Köpfen, [233] blutigen Nasen und blaugeklopften Augen entschieden werden, als nach den größern Haufen von verstümmelten und ermordeten Leichen und menschlichen Körpern? Könnte man sich nicht auf eben die Art um Städte balgen? Freilich kann man dieser Vorschlag für ein nachteiliges Projekt für solche Kriegsmächte halten, die durch das Uebergewicht ihrer Genies (vielleicht deutlicher gesagt, ihrer Ingenieurs) einen Vorteil über andre Nationen haben, den sie sich nicht werden aus den Händen winden lassen wollen. Wenn ich aber auf der anderen Seite wieder die höchst uneigennützige Großmut und offene kunstlose Biedermütigkeit der Völkerschaften gegen einander in Betrachtung ziehe, so bin ich überzeugt, keine wird es ablehnen, sich mit ihrem Freunde auf einen völlig gleichen Fuß zu setzen oder, wie der alte Ausdruck lautet, Godes Ordeel nicht durch unfertige Waffen zu erschleichen.
    Dergleichen Reformation steht nun aber wohl freilich mehr zu wünschen als zu hoffen; weshalben ich mich denn mit diesem kurzen Winke begnügen und zu meiner Geschichtserzählung zurückkehren will.
    Western fing nunmehr an, sich nach der ursprünglichen Veranlassung des Haders zu erkundigen; worauf weder Blifil noch Jones eine Antwort erteilten; Schwöger aber sagte mit verbissenem Groll: »Ich glaube die Ursache braucht man nicht weit zu suchen; wenn Sie nur das Gebüsch recht durchstöbern wollen, so werden Sie sie finden.« – »Finden? sie?« erwiderte Western. »Um 'ne sie habt 'r euch also gerauft?« – »Fragen Sie nur den Herrn da im Kamisol,« sagte Schwöger, »der weiß es am besten!« – »Ja, nu denn!« schrie Western, »so ist gewiß ein Weibsen auf'r Fährt! – Ha, Tom, Tom! du bist doch ein lockrer Zeitz von Kerl du! – Aber kommt, kommt, Leut', vertragt 'ch und geht mit nach mein Haus und macht gemein Fried beim Punschnapf!« – »Ich bitte um Entschuldigung, Herr von Western,« sagte Schwöger. »Für einen Mann von meinem Stande ist's keine solche Kleinigkeit, so schimpflich behandelt und gepufft zu werden von einem Junker, der seine Knabenschuh kaum vertreten hat; bloß weil ich meine Amtspflicht thun und es an mir nicht ermangeln lassen wollte, ein liederliches Weibsmensch zu entdecken und zur gerechten Strafe zu bringen. Aber wahrlich, wahrlich, die größte Schuld fällt auf Herrn Alwerth und auf Sie selber; denn wenn Sie recht nach den Gesetzen thäten wie Sie billig sollten, so würden Sie das Land bald von solchem Ungeziefer reinigen.«
    »Von Füchsen würd' ich's Land ebenso leicht reinigen, und ebenso lieb,« schrie Western. »Sollte meinen wir verlören doch täglich Leut' g'nug im Krieg; und sollt' uns lieb sein, und sollt'n was zu geb'n, wenn Leute vor Rekruten sorgen. – Aberst wo ist [234] sie? – Bitt' dich, Tom zeig' mir's!« Hierauf fing er an umher zu spüren, gerade so, als ob er einen Hasen auf der Fährte gehabt hätte, und rief endlich aus: »Holloho! Märten ist nicht weit! Bei Pulver und Blei! da seht ihr's Lager. Glaube, ich kann rufen: fortgeschlichen!« Und das konnte er in der That; denn er hatte jetzt die Stelle entdeckt, von welcher sich die arme Dirne beim Anfange des Handgemenges auf ebensoviel Füßen weggeschlichen hatte, als ein Hase gewöhnlich zu seinen Reisen braucht.
    Sophie bat jetzt ihren Vater, daß sie wieder nach Hause kehren möchten, weil, wie sie sagte, sie sich nicht recht wohl befände und eine neue Anwandlung besorgte. Der Junker willigte alsobald in die Bitte seiner Tochter (denn er war der liebreichste Vater). Er drang ernstlich darauf, daß die ganze Gesellschaft mit ihm gehen und zu Abend bei ihm essen möchte. Blifil und Schwöger aber lehnten es ab. Der erste sagte, er habe mehr Ursachen als er jetzt sagen könne, warum er sich die Ehre verbitten müßte! und der letztere behauptete (und vielleicht

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