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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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eingesetzt. Wisse der Herr also, daß er noch ebenso verbunden ist, jetzt zu gehorchen, als damals, da ich ihn seinen Donat lehrte.« – »Daß Sie das verlangen,« schrie Jones, »glaub' ich wohl! Aber geschehen wird's nicht. Sie müßten denn noch eben die Birken und Haselstauden zu meiner Ueberzeugung brauchen können.« – »So muß ich Ihnen denn ohne Umstände sagen,« versetzte Schwöger, »daß ich fest entschlossen bin, das gottlose Mensch zu kennen.« – »Und ich muß Ihnen denn wieder ohne alle Umstände sagen,« erwiderte Jones, »ich bin fest entschlossen, Sie sollen sie nicht kennen.« – Schwöger erdreistete sich vorwärts zu gehen, und Jones packte ihn beim Arm, welchen Herr Blifil freizumachen suchte und dabei sagte: er könne es nicht leiden, seinen alten würdigen Lehrer so gemißhandelt zu sehen.
    Jones, der sich jetzt mit zweien verwickelt fand, hielt für nötig, sich so bald als möglich von einem seiner Widersacher zu befreien. Er wandte sich also an den Schwächsten zuerst, ließ den Theologen los und führte einen Schlag auf die Brust des Junkers, welcher so glücklich seine rechte Stelle traf, daß er ihn der Länge nach auf den Boden hinstreckte.
    Schwöger war so erpicht auf die vorhabende Entdeckung, daß er den Augenblick, da er sich in Freiheit sah, nach dem Gebüsch [228] hinwackelte, ohne sich eben darum zu bekümmern, wie's derweile seinem Freunde ginge; aber er war nur wenige Schritte vorwärts gekommen, als Jones, welcher Blifiln zu Boden gestreckt hatte, den Geistlichen einholte und ihn beim Zipfel seines Kleides zurückzerrte.
    Dieser Stiegelhüpfer war in seiner Jugend ein allzeitfertiger »Komm heraus auf den Platz« gewesen, und hatte sich durch seine Fäuste viel Ehre erfochten, sowohl auf Schulen als auf Universitäten; er hatte nun allerdings seit ziemlich vielen Jahren her keine Uebung mehr in dieser edlen Kunst, dennoch war sein Mut noch ebenso handfest als sein Glaube, und seine Gliedmaßen nicht weniger stark als beide. Ueberdem lief ihm, wie der Leser vielleicht schon bemerkt haben wird, ein wenig leicht die Galle über. Sonach, als er sich umsah und seinen Freund, die viere von sich, auf'm Boden gestreckt, erblickte, und zu gleicher Zeit sich so unbehende angefaßt fühlte, und zwar von jemand, der bisher bei allen zwischen beiden vorgefallnen Kampfspielen sich bloß passive verhalten müssen (ein Umstand, welcher das ganze um so verhaßter machte): so entging ihm endlich die Geduld; er warf sich in eine angreifende Stellung, raffte alle seine Kräfte zusammen und ging ebenso ungestüm auf Jones Fronte los, als er's ehedem mit seinem Hintergliede gewohnt war.
    Unser Held stand dem Angriffe des Feindes mit der unerschütterlichsten Tapferkeit, und sein Brustgewölbe erklang von dem Schlage. Er gab solchen sogleich mit nicht minderer Heftigkeit zurück und zielte dabei ebenfalls auf Ehrn Schwögers Brust; der aber drückte nach guter Boxer Art und Kunst, Jones' Fäuste niederwärts, so daß er bloß den Bauch traf, welcher mit zwei Pfund Rindfleisch und ebensoviel Pudding angefüllt war, und also vom Schlage nicht hohl erschallen konnte. Ein mancher fester Faustschlag, lustiger und leichter anzusehen, als zu lesen oder zu beschreiben, ward von beiden Seiten gegeben und empfangen; und es hatte ein heftiger Fall, bei welchem Jones seine Kniee auf Schwögers Brust geworfen hatte, den letzten so entkräftet, daß der Sieg nicht länger zweifelhaft geblieben wäre, hätte nicht Blifil, der unterdessen wieder zu Kräften gekommen, das Gefecht wieder erneuert und dadurch, daß er mit Jones anband, dem geistlichen Herrn einen Augenblick Zeit verschafft, wo er die Ohren schütteln und sich verschnaufen konnte.
    Und nun griffen beide unsern Helden an, dessen Streiche nicht mehr die Kräfte behielten, womit sie zu Anfang gefallen waren: so geschwächt hatte ihn dieser Kampf mit Schwögern. Denn, obgleich der Pädagog lieber sein Solo auf dem Menscheninstrument [229] spielen mochte und die letzte Zeit her nur dergleichen Sonaten geübt hatte, so hatte er doch von seiner alten Wissenschaft noch soviel behalten, daß er auch noch ganz gut mit einem Duett zurechtkommen konnte.
    Der Sieg schien der neuern Gewohnheit nach sich auf die Seite der stärkern Anzahl zu lenken, als plötzlich ein viertes Paar Fäuste in der Schlacht erschienen und im Augenblick gleich dem geistlichen Herrn ihr Kompliment machten, wobei ihr Führer ausrief: »Sei'n keine Sünd' und Scham in euch,

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