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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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durch das Wort Liebe aus zudrücken, und zu sagen, ich liebe dieses oder jenes Gericht; so kann auch der Liebhaber dieser Gattung mit eben der Schicklichkeit sagen, ihn hungre nach diesem oder jenem Frauenzimmer.
    Drittens will ich zugeben, (und man wird daraus, hoff' ich, erkennen, wie höchst billig ich bin,) daß diese Liebe, für welche ich als Sachwalter spreche, ob sie gleich ihre Wünsche auf eine weit feinere, geistigere Weise befriedigt, doch nichtsdestoweniger ihre eigene Befriedigung ebenso dringend sucht, als der gröbste von allem unsrem Hunger.
    Und endlich viertens, daß die Liebe, wenn sie nach einer Person von verschiedenem Geschlecht hinwirkt, sehr geneigt ist, zu ihrer völligen Beseligung denjenigen Hunger zur Hilfe zu rufen, dessen ich oben erwähnt habe; und welcher so entfernt ist sie niederzuschlagen, daß er vielmehr alle ihre Freuden zu einem so hohen Grade erhebt, wie es sich diejenigen kaum einbilden können, welche niemals einer andern Regung fähig gewesen sind, als solcher, welche vom Appetit allein entstanden.
    Gegen alle diese zugegebenen Punkte verlange ich von den Philosophen, mir einzuräumen, daß in einigen (ich glaube in vielen) [237] menschlichen Herzen ein milder, wohlthätiger Hang anzutreffen sei, der bloß sich darin behagt, zur Beförderung der Glückseligkeit andrer beizutragen; daß dieses Behagen allein schon, wie zum Exempel in der Freundschaft, in der väterlichen und kindlichen, und überhaupt in der allgemeinen Menschenliebe, ein großes und inniges Entzücken gewähre: so daß, wenn wir diesen Hang, diese Neigung, nicht Liebe nennen wollen, wir keinen Namen dafür haben; daß, obgleich das Vergnügen, welches aus einer so reinen Liebe entsteht, durch die Dazukunft von verliebtem Verlangen erhöht und noch süßer gemacht werden kann, dennoch das erste für sich allein bestehen könne und auch nicht durch die Hinzukunft der letztern zerstöret werde; endlich, daß Hochachtung und Dankbarkeit die wahren Beweggründe zur Liebe sind, sowie Jugend und Schönheit zum Verlangen; und obschon daher solches Verlangen natürlicherweise aufhören kann, wann Alter oder Krankheit seinen Gegenstand befallen, diese Zufälligkeiten dennoch keine Wirkung auf die Liebe haben, oder in einem guten Gemüte diese Empfindung oder Leidenschaft erschüttern oder vertilgen, welche auf Dankbarkeit und Hochachtung gegründet sind.
    Das wirkliche Dasein einer Leidenschaft leugnen, von der wir oft die deutlichsten Merkmale sehen, scheint sehr befremdlich und abgeschmackt zu sein, und kann wirklich nur von jener Selbsterkenntnis herrühren, deren wir oben gedacht haben; aber heißt das redlich zu Werke gehen? Schließt der Mann, der in seinem Herzen keine Spur von Geld- oder Ehrgeiz an trifft, deswegen gleich, daß solche Leidenschaften nicht in der menschlichen Natur sind? Warum wollen wir nicht mit gehöriger Bescheidenheit eben dieselbe Regel beobachten, ob wir über das Gute andrer Menschen urteilen, oder über ihr Böses? Oder, warum wollen wir in irgend einem Falle, wie Shakespeare es ausdrückt, die Welt in unsre eigene Person setzen?
    Hier ist, besorge ich, die herrschende Eitelkeit zu sehr im Spiele. Dies ist eine Probe von dem Räucherwerke, welches wir, fast ohne jemand auszunehmen, unsren eigenen Gesinnungen so sanft anheucheln. Denn es gibt beinahe nicht einen einzigen Menschen, wie sehr er auch den Charakter eines Schmeichlers verachtet, der sich nicht herablassen sollte, sich selbst auf die kriechendste Weise zu räuchern und zu schmäucheln.
    Wegen der Wahrheit obiger Bemerkungen wende ich mich also an jene, deren eigenes Herz und Gemüt von demjenigen, was ich behauptet habe, ein Zeugnis ablegen können.
    Untersuchen Sie Ihr Herz, mein guter Leser, und machen es mit sich aus, ob Sie diese Sachen mit mir glauben. Ist das, so [238] können Sie weiter fortfahren, wie sie auf den folgenden Blättern in Beispielen dargestellt finden; glauben Sie es nicht, so haben Sie, ich versichere Sie dessen, bereits mehr gelesen als Sie verstanden haben, und Sie thäten weiser, wenn Sie Ihren Geschäften oder Ihren Vergnügungen (worin sie auch bestehen mögen) nachgingen, als noch ferner das geringste Teilchen von Ihrer Zeit daran zu verschwenden, etwas zu lesen, das so wenig für Ihren Geschmack ist, als für Ihren Verstand. Mit Ihnen von den Wirkungen der Liebe sprechen, das wäre eben so unüberlegt, als mit einem Blindgebornen sich über Farben unterreden; denn Ihre Vorstellung, die Sie sich

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