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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Geschichte unter dem Artikel Betrunkenheit steht, so nehme ich Anstand, solche hier einzuschalten.
    Der Junker gab auf diese Geschichte keine Achtung, sowie vielleicht auf nichts von alledem, was er sagte, denn er fiel ihm, noch ehe er damit zu Ende war, in die Rede und verlangte eine Kanne Bier, wobei er bemerkte (und seine Bemerkung war vielleicht ebenso wahr, als irgend eine andre Bemerkung über dieses Seelenfieber,): »Aerger macht einen trockenen Hals.«
    Der Junker hatte nicht so bald einen derben Zug hinuntergeschluckt, als er wieder von Jones zu sprechen begann und den Entschluß äußerte, er wolle den nächsten Morgen ganz früh hingehen und es Herrn Alwerth hinterbringen. Sein Freund wollte ihm aus bloßer Gutherzigkeit hiervon abraten, aber sein Abraten that weiter keine Wirkung, als eine große Ladung von Schwüren und Flüchen hervorzulocken, welche den andächtigen Ohren des Herrn Schickelmann sehr wehe thaten; doch wagte er es nicht, gegen die wohlhergebrachten Gerechtsamen eines frei- und edelgeborenen Junkers Vorstellungen zu thun. Die Wahrheit zu sagen, war dem Pfarrer das Vergnügen, das er seinem Gaumen an des Junkers Tische verschaffte, immer noch den Preis wert, den er dafür [271] von Zeit zu Zeit mit diesem Ohrenzwange bezahlen mußte. Er befriedigte sich damit, zu denken, daß er diese üble Gewohnheit nicht eigentlich bestärke, und daß der Junker deswegen keinen Fluch weniger ausstoßen würde, wenn er auch niemals zu seinen Pforten einginge. Unterdessen, ob er gleich nicht so wenig Lebensart besaß, einem ehrlichen Manne in seinem eigenen Hause Vorschriften zu geben, so machte er ihn dafür so ganz seitwärts von der Kanzel herunter. Dies that nun freilich nicht die gute Wirkung, den Junker selbst zu einer Besserung zu bewegen; aber so viel wirkte es doch auf dessen Gewissen, daß er gegen andre die Gesetze des Landes desto schärfer in Ausübung brachte, und die höchste obrigkeitliche Person war im ganzen Kirchspiele die einzige, welche ungestraft fluchen und schwören durfte.

Zehntes Kapitel.
    Worin Herr Alwerth von Herrn Western besucht wird.
     
    Herr Alwerth war eben mit seinem Neffen vom Frühstück aufgestanden und war sehr vergnügt über den Bericht des jungen Herrn, von dem guten Erfolge seines bei Sophie gemachten Besuchs (denn er wünschte diese Verbindung in allem Ernste mehr in Rücksicht auf den Charakter des jungen Fräuleins, denn auf ihren Reichtum), als Herr Western ganz unangemeldet zu ihm hereintrat und ohne alle Zeremonien folgendermaßen zu sprechen begann:
    »Da! da hab'n wir nun 'en schön Stück Arbeit gemacht! da hab'n Sie Ihr'n Bastard zu was Rechts aufgefüttert! 'ch glaub' wohl nicht eben, daß Sie 'n Hand mit im Spiel haben, ich meine, wie m'n wohl sagt, mit Willen und Wissen, aber da ist 'n wacker Fischkessel drüber aufs Feuer gehängt, in unsrem Haus.«
    »Sag'n Sie mir doch, was gibt's denn, Herr Nachbar?« sagte Alwerth. – »Gibt? was soll's geben? Dumm Zeug gibt's die Menge, mein Seel! Mein' Tochter hat sich in Ihren Bastard verliebt, das gibt's! Aber ich geb' ihr kein'n Schilling! näh, nicht 'en Bruch vom Bruch vom roten Heller. Hab' immer gedacht, was 'raus kommen würd', ein Bastard aufzuziehen, wie 'nen Junker, und 'n in ander Leute Häuser 'rum kommen zu lassen. Sein Glück ist's, daß 'ch nicht an 'n reichen konnte; 'ch wollt 'n gewixt haben, 'ch hätt' 'n des Rollengehn legen wollen! wollt 'en Hurensohn gelernt haben, am Braten zu riechen, der auf'n Herrntisch soll. Von mein'm Braten kriegt er kein'n Bissen mehr, und keinen Pfennig dazu, sich ein'n in seine Küche zu kaufen. Will [272] Sie 'n hab'n! Nu! ein Hemd und ein Paar Schuh', damit die Thür' hint'r ihr zu. 'ch will lieber mein' Felder un Wälder uf Leibrenten legen, daß sie's Parlement damit bestechen können, das will ich.« – »Es thut mir herzlich leid!« sagte Herr Alwerth. – »Was schert mich Ihr Leidsein!« sagte Western, »'s wird m'r mächtig was helfen, wenn ich's verloren habe, mein einzig Kind, mein' arme Fieke! S' war die Freude meines Herzens, mei'n Hoffnung, mein Stecken und Stab in mei'n alten Tagen; aber ich hab's beschlossen, 'ch will sie aus 'en Hause jagen, und betteln soll sie, verhungern und verfaul'n auf der Straßen! Nicht 'en Heller, nicht 'en blutg'n Heller soll sie vom mein'gen ihr Lebtag zu sehn kriegen. Der Spürhund der! Immer war 'r fix, d'n Hasen im Lager zu rahmen! Daß er die Kränk' kriegte! Wer konnt's denken, was für'n Märten er uf'n Korn

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