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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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bekräftigt wurde, denn es wurden wirklich ebensoviel Schwüre und Flüche vorgebracht, als sonstige Silben gesprochen. In dieser Uneinigkeit sprach die ganze Gesellschaft auf einmal und zugleich und ein jeder schien auf nichts anders zu denken, als die Summe zu schmälern, die auf seinen Anteil fiel: so daß der höchst wahrscheinliche Schluß, den man voraussehen konnte, dahinaus ging, daß die Zahlung eines großen Teils der Rechnung zu Lasten des Wirts fallen oder (welches auf eins hinausläuft) unbezahlt bleiben würde.
    Diese ganze Weile über war Jones in einer Unterredung mit dem Wachtmeister begriffen. Denn diesen Befehlshaber ging der Streit ganz und gar nichts an, weil er nach undenklichem Gebrauch von allen solchen Kontributionen befreit war.
    Der Streit war endlich dermaßen hitzig, daß er sich auf eine militärische Entscheidung zu lenken schien, als Jones hervortrat und das ganze Getümmel auf einmal dadurch stillte, daß er erklärte, er [31] wolle die ganze Rechnung bezahlen, welche wirklich ihrem ganzen Inhalte nach nur einige Dreier über einen Gulden betrug.
    Diese Erklärung erwarb dem Jones den Dank und Beifall der ganzen Kompanie. Die Ausdrücke, gnädger Junker, stattlicher Herr, nobler Mann, erschollen aus allen Ecken der Küche; ja der Wirt selbst begann eine bessere Meinung von ihm zu schöpfen und der Erzählung des Pferdeknechts beinahe nicht mehr so recht zu glauben.
    Der Wachtmeister hatte dem Herrn Jones Nachricht gegeben, wie sie auf dem Marsch gegen die Rebellen begriffen wären und daß sie erwarteten von dem großen Feldherrn, dem Herzog von Cumberland, gegen den Feind angeführt zu werden. Aus diesem Umstande (welchen wir nicht für nötig erachtet haben, bekannt zu machen) mag der Leser merken, daß es grade um die Zeit war, als es mit der Rebellion zum Höchsten gediehen, und in der That waren die besoldeten Mörder jetzt nach England marschiert in der Absicht, wie man dafür hielt, des Königs Armee zu schlagen und alsdann wo möglich nach der Hauptstadt vorzudringen.
    Jones hatte etwas vom Helden in der Mischung seines Temperaments und war ein herzlicher Freund von der Freiheit des Vaterlandes und der protestantischen Religion. Es ist daher kein Wunder, daß bei Umständen, welche viel romantischere und wildere Unternehmungen gerechtfertigt haben würden, ihm der Gedanke in den Sinn kam, diesen Feldzug als Freiwilliger mitzumachen.
    Unser kommandirender Wachtmeister hatte vom er sten Augenblick an, da er diese gute Gesinnung wahrnahm, alles gesagt, was in seinem Vermögen stund, um sie zu ermuntern und zu bestärken. Er erklärte diese edle Entschließung nunmehr öffentlich, welche dann mit großen Freuden von der ganzen Kompanie, die ein einstimmiges Vivat der König! und der noble Junker! schrie, aufgenommen wurde, und die Mannschaft setzte hierauf mit manchem Fluch hinzu: »Bei Euch beiden wollen wir standhaft aushalten bis auf den letzten Blutstropfen.«
    Der Geselle, der den ganzen Abend mit dem Wirt und dem Pferdeknecht beim Feuer gesöffelt hatte, ward durch einige Gründe, die ihm ein Korporal in die Hand gegeben hatte, gleichfalls bewogen, den Zug mitzuthun, und nun, nachdem das Felleisen des Herrn Jones auf den Packkarren gelegt worden, stand das Heer im Begriff, sich vorwärts zu bewegen, als der Pferdeknecht, der Herrn Jones hergebracht hatte, auf ihn zuging und sagte: »Herr, ich hoffe doch, Sie werden bedenken, daß die Rosse eine ganze Nacht über die Zeit ausgeblieben sind und daß wir eine große Strecke auf dem unrechten Wege gemacht haben?« Jones wunderte sich nicht wenig über die Unverschämtheit dieses Begehrens und unterrichtete die [32] Soldaten von der Rechtmäßigkeit seiner Sache, welche alle den Kerl einstimmig verdammten, daß er sich unterstände, einen wackern Herrn beschnellen zu wollen. Einige sagten: man solle ihn krumm schließen, andere, er verdiene Spießruten zu laufen, und der Wachtmeister zeigte ihm ein spanisches Rohr, wünschte, er hätte ihn unter seiner Kompanie und schwur dabei recht herzlich, daß er sodann ein Exempel an ihm statuieren wolle.
    Jones begnügte sich unterdessen mit einer verneinenden Bestrafung, ging mit seinen neuen Kriegskameraden davon und ließ dem Pferdeknechte die armselige Rache, hinter ihm her zu fluchen und zu lästern, in welches letztere der Wirt mit einstimmte und sagte: »Ja, ja, es mag mir der rechte Falk sein, versichre Euch 'n hübscher Gunker, fürwahr, der unter d' Soldaten geht! sie werden dich

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