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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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verschiedene Thüren und Pfeiler, ohne damit das geringste auszurichten. Gegen mich war es viel gütiger, da es mir das eben angeführte Gleichnis von den Jagdhunden an die Hand gab, weil das arme Weib bei dieser Gelegenheit so schicklich mit einem gehetzten Hasen verglichen werden kann. Gleich diesem kleinen unglücklichen Tierlein spitzt sie ihre Ohren, um auf die Stimme ihres Verfolgers zu lauschen; gleich ihm flieht sie zitternd davon, da sie ihn hört und gleich ihm werden die armen Weiber gemeiniglich am Ende eingeholt und vernichtet.
    Dies war gleichwohl gegenwärtig der Fall nicht, denn nach einem langen fruchtlosen Nachsuchen kehrte Herr Fitz Patrick wieder nach der Küche zurück, woselbst, als ob dies hier eine wirkliche wahre Jagd gewesen, ein Herr anlangte und dasselbe Jagdgeschrei machte, das die Jäger zu erheben pflegen, wenn die Hunde eine falsche Spur genommen haben. Er war eben vom Pferde gestiegen und hatte ein zahlreiches Gefolge hinter sich.
    Hier, meine Leser, wird es nötig sein, Sie mit verschiedenen Dingen bekannt zu machen, welche Sie noch nicht wissen, oder Sie müßten viel weiser sein, als ich von Ihnen glauben kann. Und diesen Unterricht soll Ihnen das nächste Kapitel gewähren.

Siebentes Kapitel.
    In welchem die Abenteuer beschlossen werden, welche sich in dem Gasthofe zu Upton begaben.
     
    Zuerst also war der Herr, welcher soeben anlangte, niemand anders als der leibhaftige Junker Western, welcher seiner Tochter [207] dieses Weges nachgesetzt war. Und wäre er so glücklich gewesen, nur zwei Stunden früher zu kommen, so hätte er nicht nur seine Tochter, sondern obendrein noch seine Nichte dazu gefunden, denn dies war wirklich die Gemahlin des Herrn Fitz Patrick, welche dieser vor fünf Jahren, da sie unter Ihro hochweisen Gnaden, des Fräuleins von Western Aufsicht stand, entführt hatte.
    Jetzt war aber diese Nichte fast zu gleicher Zeit mit Sophie aus dem Gasthofe davongereist. Denn als sie durch die Stimme ihres Ehegemahls aus dem Schlaf geweckt worden, hatte sie die Frau Wirtin zu sich bitten lassen, und da sie von derselben erfahren, wie die Sachen ständen, hatte sie diese gute Frau mit einem übertriebenen Preise bestochen, ihr zu ihrer Flucht Pferde zu schaffen. Solch' eine Ueberredungskraft hatte das Geld in diesem Hauswesen, und obgleich die Frau vom Hause ihr Stubenmädchen als einen untreuen Dienstboten fortgejagt haben würde, wenn sie ebensoviel gewußt hätte als meine Leser, so war sie doch selbst gegen Bestechungen ebensowenig probefest, als es die arme Susanne gewesen war. Junker Western und sein Neffe waren einander von Person nicht bekannt. Der erste würde sich auch um den letzten gar nicht bekümmert haben, wenn er ihn auch gekannt hätte, denn da dies eine erschlichene und folglich nach der Meinung des guten Junkers eine unnatürliche Verbindung war, so hatte er von dem Augenblick ihrer Vollziehung an das arme junge Frauenzimmer für ein Ungeheuer dahingegeben, und seitdem niemals dulden wollen, daß solche in seiner Gegenwart nur genannt würde. Die Küche war nunmehr ein Schauplatz allgemeiner Verwirrung geworden. Western erkundigte sich nach seiner Tochter und Fitz Patrick forschte ebenso hitzig nach seiner Frau, als Jones hereintrat und unglücklicherweise Sophiens Muff in der Hand hielt.
    Sobald Western unsern Jones sah, ließ er das laute Holla ertönen, welches bei den Weidmännern gebräuchlich ist, wenn das ausgelassene Stück Wild vor die Kuppel kommt. Er lief drauf flugs auf Jones zu, packte ihn an und schrie: »Da, den Keuler hab'n wir! gebt nur acht, die Bache is gewis nich weit!« Die Unterredung, welche hierauf in Weidmanns-Stil auf einige Minuten erfolgte, wobei viele von vielerlei Dingen zugleich sprachen, würde ebenso beschwerlich zu beschreiben, als unlustig zu lesen sein.
    Nachdem sich Jones aus Herrn Westerns Händen losgemacht und sich einige von der Gesellschaft zwischen beiden ins Mittel gelegt hatten, beteuerte unser Held seine Unschuld damit, daß er von dem Fräulein nichts wisse; als der Pfarrer Schickelmann sich hervormachte und sagte: »Es ist vergebne Thorheit, es leugnen zu wollen! Denn man seh' nur, das Zeugnis wider Euch ist in Euren Händen. Ich [208] selbst kann es auf einen gerichtlichen Eid bezeugen, daß der Muff, den Ihr da in Euren Händen habt, dem Fräulein Sophie zugehört, denn ich habe ihn seit den letzten Tagen her sehr oft an ihrem Arme gesehn.« – »Meiner Fike Muff?« schrie der Junker ganz wütig. »Hat

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