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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Galanteriehändler, weil das Buch noch gerade so sauber war, wie es aus seinem Laden gekommen, jetzt wieder dafür gegeben haben. Ein bedächtiger Mensch würde sich indessen die Unwissenheit des Bettelmanns gehörigerweise zu Nutze gemacht und nicht mehr als sechs oder auch als drei Groschen dafür geboten haben; ja, einige hätten vielleicht gar nichts gegeben, und es dem Kerl anheimgestellt, sein erstes Fundrecht einzuklagen; und einige gelehrte Doktoren und Lizentiaten möchten wohl dran zweifeln, ob er unter diesen Umständen besagte Klage hätte gültig machen können.
    [289] Jones hingegen, der den Charakter der Großmut nicht im Verborgnen trug, und den vielleicht einige, nicht gar zu unbilliger Weise im Verdacht der Ausschweifungen gehabt haben, gab ohne Bedenken eine Guinee hin für das Buch. Der arme Mann, der seit langer Zeit keinen so großen Schatz besessen hatte, sagte Herrn Jones tausend Dank, und zeigte in seinen Gesichtsmuskeln nicht viel minderes Entzücken, als Jones hatte blicken lassen, wie er das erstemal den Namen: Sophie Western las.
    Der Kerl war willig und bereit, unsere Reisenden nach dem Platze zu führen, woselbst er das Taschenbuch gefunden hatte. Sie machten sich also miteinander ungesäumt auf den Weg dahin; aber nicht so geschwind als Jones wünschte, weil sein Wegweiser zum Unglück lahm war, und höchstens nur eine englische Meile in einer Stunde gehen konnte. Wie demnach der Ort, über drei solcher Meilen davon lag, obgleich der Kerl weniger angegeben hatte, so bedürfen wir dem Leser nicht zu sagen, wie lange sie auf dem Wege zubrachten.
    Unterwegs öffnete Jones das Buch wohl hundertmal, küßte es ebenso oft, sprach viel mit sich selbst und sehr wenig mit seinen Gefährten. Alles Dinge, worüber der Wegweiser gegen Rebhuhn einige Zeichen der Verwunderung blicken ließ, welcher mehr als einmal die Achseln zuckte und seufzend sagte: der arme Herr!
Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano.
    Endlich langten sie auf der eigentlichen Stelle an, wo Sophie unglücklicherweise ihr Taschenbuch fallen ließ, und wo es der Kerl ebenso glücklicherweise gefunden hatte. Hier wollte Jones seinen Wegweiser entlassen und schnellern Schrittes weiter gehn; der Kerl aber, bei dem das heftige Erstaunen und die Freude, welche der erste Empfang der Guinee erregt, jetzt schon ziemlich nachgelassen hatte, und der nunmehro Zeit gehabt sich besser zu fassen, nahm eine unzufriedene Miene an, kratzte sich hinter den Ohren und sagte: »Er hoffe, seine Xlenz würden ihm noch etwas mehr geben. Xlenz,« fuhr er fort, »werden, wie ich hoffe, in Erwägung ziehen, daß ich ja alles hätte behalten können, wenn ich nicht so ehrlich gewest wäre.« Und dies, wie der Leser gestehen muß, war wirklich auch wahr. »Wenn also das Papier da hundert Pfund wert ist, so verdient doch in Wahrheit, wer's gefunden hat, wohl mehr als eine Guinee. Noch dazu, wie wohl sein könnte, Ihr Xlenz bekämen die Dame nicht zu sehn, und geben es ihr nicht – und obwohl schon, Ihr Xlenz so aussehn und sprechen, wie 'n guter adlicher Herr, so hab' ich doch dafür keinen andern Bürgen, als Ihr Xlenz bares Wort; und das ist doch auch wahr, wenn sich der rechte Herr dazu nicht wieder finden sollte, so kommt's doch eigentlich demjenigen zu, der's zuerst [290] gefunden hat. Will hoffen, Ihr Xlenz, werden das alles in Bedenken nehmen. Ich bin nur 'n armer Mann, und deswegen begehr' und verlang' ich nicht alles, aber es ist doch recht und billig, daß ich meinen Teil bekomme. Ihr Xlenz sehen mir recht aus, als 'n wackrer Herr und werden, hoff' ich, meine Ehrlichkeit bedenken; denn ich hätte ja alles bis auf'n letzten Heller behalten können, und hätte kein Hund und Hahn darnach gekräht.« – »Ich versichr' Euch, auf meine Ehre, daß ich die rechte Eigentümerin kenne und es ihr wieder zustellen will.« – »Wohl gut, Ihr Xlenz,« antwortete der Kerl, »was das anbelangt, mögen's Ihr Xlenz halten wie Sie wollen, wenn Sie mir nur mein Teil geben, das will sagen, die eine Hälfte von dem Gelde, das andre mögen Ihr Xlenz selbst behalten, wenn's so gefällig ist!« Und dann schloß er damit, daß er einen erschrecklichen Eid schwur, er wollte niemals einer lebendigen Seele ein Wort davon sagen.
    »Seht nur, Freund,« rief Jones, »die rechte Eignerin soll nun ein für allemal alles wieder haben, was sie verloren hat, und was nun ein ferneres Trinkgeld anbelangt, so kann ich für jetzt Euch das wirklich nicht geben, aber sagt mir Euren

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