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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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geben, war Jones gänzlich damit beschäftigt, wie es dem Vorreiter ginge, der auch keinen andern Schaden empfing, als welcher vorher den Rebhuhn betroffen hatte, und den seine Kleider sehr leicht ertragen konnten, weil sie schon seit vielen Jahren dran gewöhnt waren. Er kam bald wieder auf seinen Quersattel, und durch die tüchtigen Flüche und Prügel, womit er sein Pferd aufmunterte, überzeugte er Herrn Jones ebensobald, daß kein Unglück geschehen sei.

Zwölftes Kapitel.
    Erzählt, daß Herr Jones wider Rebhuhns Rat seine Reise fortsetzt, nebst dem, was sich bei dieser Gelegenheit zutrug.
     
    Sie entdeckten jetzt in einiger Entfernung ein Licht, zur großen Freude des Herrn Jones und zu Rebhuhns nicht geringer Beängstigung, welcher sich steif und fest einbildete, er sei behext und dies Licht wäre ein Tückebote mit einer Laterne, oder ein noch ärgeres Ungetüm.
    Aber wie sehr ward diese Furcht vergrößert, als, da sie dem Lichte (oder Lichtern, denn so kam es ihnen jetzt vor) näher kamen, sie ein verwirrtes Geläut von menschlichen Stimmen hörten. Es sang, es lachte, es kreischte, es war dabei ein seltsames Getöne, als wie von Instrumenten, das man aber nicht füglich Musik nennen konnte. In der That konnte man es, um Rebhuhns Meinung ein wenig zu begünstigen, gar wohl eine verhexte Musik nennen.
    Es ist unmöglich, sich einen viel höheren Grad von Angst und Grausen vorzustellen, als derjenige war, welcher jetzt den Rebhuhn ergriff, und auch der Vorreiter war davon angesteckt worden, denn er war auf viele Dinge sehr aufmerksam gewesen, welche der andre gesprochen hatte. Er legte sich also jetzt gleich falls aufs Bitten bei [21] Herrn Jones, daß sie umwenden möchten, und sagte, er glaube ganz gewiß an das, was Rebhuhn eben gesagt hätte, nämlich daß, obgleich die Pferde vorwärts zu gehen schienen, sie doch nicht einen Schritt von der Stelle gekommen wären, zum wenigsten seit der letzten halben Stunde nicht.
    Bei allem seinem Verdrusse konnte sich doch Jones über die Furcht dieser armen Schlucker des Lachens nicht erwehren: »Entweder,« sagte er, »wir nähern uns den Lichtern, oder die Lichter haben sich uns genähert, denn wir sind jetzt gar nicht mehr weit davon. Aber, gute Bursche, wie könnt ihr euch vor einem Haufen Leute fürchten, die sich lustig zu machen scheinen?«
    »Lustig machen, Herr!« rief Rebhuhn. »Wer könnte sich wohl lustig machen zu dieser späten Nachtzeit, an solch einem Orte und in solchem Wetter? Es kann in der Welt nichts andres sein als Gespenster oder Hexen, oder sonst dergleichen verdammte Geister. Das lass' ich mir nicht ausreden.«
    »Mag es sein was es will,« rief Jones, »ich bin nun einmal entschlossen, hinzuzureiten und mich des Wegs nach Coventry zu erkundigen. Nicht alle Hexen, ehrlicher Rebhuhn, sind solche hämische Wettermacherinnen, als die, welcher wir zu unsrem Unglück da kürzlich begegnet sind.«
    »O lieber Gott! Herr!« krächzte Rebhuhn, »wer kann wissen, in was für einer Laune man sie eben antreffen mag! Wohl wahr, am sichersten ist's immer, wenn man ihnen hübsch und schön thut! Aber wie wird's uns gehen, wenn wir noch was Aergeres anträfen als Hexen, wenn's gar ewig verdammte Geister wären, Gott sei bei uns! – O, ich bitte, Herr, lassen Sie sich raten! ich bitte, bitte, bedenken Sie sich. Wenn Sie so manche schauderige Geschichte über diese Sache gelesen hätten als ich, so würden Sie nicht so vermessen sein. – Gott weiß, wo wir schon hingeraten sind, oder wo wir noch hingeraten werden! Denn solch eine Finsternis ist doch ganz gewiß noch nicht auf Gottes Erdboden gesehen worden, und ich zweifle, ob's einmal in der andern Welt dunkler sein kann.«
    Jones ritt so scharf drauf los als er nur konnte, ungeachtet aller Winke und Warnungen, und der arme Rebhuhn war genötigt, ihm zu folgen, denn ob er's gleich kaum wagte, vorwärts zu reiten, so wagte er's doch noch weit weniger, allein zurückzubleiben. Endlich langten sie an dem Orte an, wo sie die verschiedenen Töne gehört hatten. Dieser war, wie Jones gewahr ward, nichts andres als eine Scheune, in welcher eine große Anzahl Männer und Weiber versammelt waren, die sich mit viel anscheinender Fröhlichkeit ein gesellschaftliches Vergnügen machten.
    Jones erschien nicht so bald vor den großen Thüren der Scheune, [22] welche offen stand, als eine männliche und sehr rauhe Stimme von innen heraus fragte, wer da wäre – worauf Jones ganz höflich antwortete, ein guter Freund,

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