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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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Spekulation einzulassen, als sich mir hier zu öffnen scheint. Meine Absicht war, einen Lehrsatz wegzuschieben, der mir im Wege lag, weil unterdessen, daß Herr Jones auf dem allertugendhaftesten Wege wandelte, der sich nur denken läßt, indem er dran arbeitete, seine Nebenmenschen vom Verderben zu retten, der Satan oder sonst ein böser Geist, vielleicht einer in menschliches Fleisch und Blut gekleidet, aus allen Kräften daran arbeitete, ihn durch Sophiens Fall völlig elend zu machen.
    Dies würde also eine Ausnahme von der obigen Regel zu sein scheinen, wenn es wirklich eine Regel wäre. Da wir aber auf unsrer Reise durch's Leben davon so viele Ausnahmen gesehen haben, so wollen wir lieber den Lehrsatz bestreiten, auf welchen sie sich gründet, welchen wir nicht für christlich halten, welcher nach unsrer Ueberzeugung nicht wahr ist und welcher wirklich einen der schönsten Gründe über den Haufen wirft, den die bloße Vernunft für den Glauben an die Unsterblichkeit an die Hand geben kann.
    Jedoch da die Neugierde des Lesers (wenn er nur ein wenig davon hat) jetzt wach und hungrig sein muß, so wollen wir so bald als möglich dafür sorgen, sie zu füttern.

Zweites Kapitel.
    In welchem ein sehr hämischer Plan gegen Sophie dargelegt wird.
     
    Ich erinnere mich eines alten weisen Mannes, welcher zu sagen pflegte: wenn Kinder nichts thun, so thun sie etwas Böses. Ich [131] will diesen scharfsinnigen Spruch nun freilich über die schöne Hälfte der Schöpfung nicht so allgemeinhin ausdehnen; aber soweit wird man mir doch erlauben, daß, wenn die Wirkungen weiblicher Eifersucht nicht öffentlich in ihrer eignen rasenden, wütenden Gestalt und Farbe erscheinen, wir vermuten dürfen, daß diese heillose Leidenschaft im verborgnen wirkt und da zu unterminieren sucht, wo sie über der Erde nicht angreift.
    Hiervon gab das Betragen der vornehmen Dame Bellaston ein auffallendes Beispiel, welche unter all dem Lächeln, das sie in ihren Mienen zeigte, viel Zorn und Unwillen über Sophie verbarg, und weil sie deutlich sah, das dies junge Frauenzimmer zwischen ihr und der völligen Befriedigung ihrer Begierden im Wege stände, so faßte sie den Entschluß, sich dieselbe auf eine oder die andere Art vom Halse zu schaffen. Es dauerte auch nicht lange, so bot sich ihr eine günstige Gelegenheit von selbst dar, diesen Entschluß ins Werk zu setzen.
    Der Leser wird die Güte haben sich zu erinnern, daß wir ihn damals, als Sophie durch den Witz und die Laune eines Haufens junger Herrn, die sich das Publikum nennen, im Schauspielhause in einen so großen Schrecken gejagt worden, benachrichtigen, daß sie sich in den Schutz eines jungen Herrn begeben hätte, der sie ohne weiteren Unfall an ihren Wagen begleitete.
    Dieser Herr war ein junger Graf, der die Frau von Bellaston zum öftern besuchte, der Sophie seit ihrer Ankunft in der Stadt mehr als einmal bei ihr gesehen und ein sehr großes Belieben zu ihr gefaßt hatte, welches Belieben, da Schönheit niemals liebenswürdiger läßt als in Not und Verlegenheit, Sophie in diesem Schrecken dergestalt vergrößert hatte, daß man jetzt, ohne der Redensart eben eine große Gewalt anzuthun, von ihm sagen konnte, er sei wirklich in sie verliebt.
    Man kann leicht glauben, daß er eine so schöne Gelegenheit als sich jetzt von selbst darbot, seine Bekanntschaft mit dem geliebten Gegenstand seiner Wünsche zu befestigen, nicht fallen lassen wollte, da schon die gute Lebensart allein ihn bewogen haben würde, einen Besuch bei ihr abzustatten.
    Er machte also den nächsten Vormittag nach dieser Begebenheit Sophien seine Aufwartung, um unter den gewöhnlichen Komplimenten seine Hoffnung zu bezeigen, daß der Zufall von gestern abend keine unangenehmen Folgen für sie gehabt habe.
    Weil die Liebe aber, sowie Feuer, das einmal durchaus angezündet ist, sehr bald zu Flammen aufgeblasen wird, so hatte Sophie in gar kurzer Zeit ihre Eroberung vollendet. Die Zeit eilte nun unvermerkt vorbei und der hochansehnliche Graf hatte zwei volle Stunden bei seiner schönen Dame verweilt, bevor es ihm einmal einfiel, daß er einen langen Besuch gemacht habe. Nun hätte schon allein dieser Umstand Sophien ein wenig beunruhigen können, die sich jetzt ein wenig besser aufs berechnen verstand, aber sie hatte an den Augen des Verliebten wirklich noch viel redendere Beweise [132] von dem, was in seiner Brust vorging; ja, ob er gleich seine Leidenschaft nicht geradezu öffentlich erklärte, so waren doch viele

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