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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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bin kein Bär! Ne! bin auch kein Hund; aber 'ch kenne jemand, die so was ist, was mit 'n B – anfängt; aber der Blix, ich will Euch zeigen, daß ich besser zu leben weiß, als gewisse Leute.«
    »
Monsieur
Western,« antwortete die Dame, »Sie haben Freiheit [150] zu sagen, was Sie wollen.
Je vous méprise de tout mon coeur!
Ich werde mich also darüber nicht ärgern. – Ueberdem, wie meine Kousine mit dem häßlichen irländischen Namen gar richtig sagt, ich habe so viele Rücksicht auf die Ehre und das wahre Beste meiner Familie und nehme so vielen Anteil an meiner Niece, welche mit dazu gehört, daß ich beschlossen habe, bei dieser Gelegenheit selbst nach der Stadt zu fahren. Denn in der That, in der That,
mon Frère.
Sie sind nicht der gewiegte Minister, den man bei einem polierten Hofe anstellen kann – Grönland – Grönland sollte allemal der Schauplatz der tramontanischen Negoziation sein.«
    »Himmel sei Dank,« rief der Junker, »daß ich nicht versteh was d' da sagst. Bist wieder in dein ausländ'sch Rotwelsch geraten. Doch sollst sehn, daß 'ch viel zu großmütig bin, dir an Höflichkeit was nachzu geb'n, und weil du nicht bös drüber bist, was ich gesagt habe, so bin ich auch nicht bös drüber, was du gesagt hast. Vorwahr, 'ch hab's immer für 'ne Narrheit gehalten, wenn Verwandte sich kritteln, und wenn s'e sich dann und wann 'nmal ein hastig Wort geb'n, je nu! wer austeilt muß wieder einnehm'n! Meinsteils, ich kann nicht maul'n und nehm's für lieb und gut von dir, daß du selbst nach Londen gehn willst; denn ich bin 'r mein Lebstage nur zweimal gewesen und jederzeit nur so 'n vierzehn Tage, und da kann man freilich nicht von m'r erwarten, daß 'ch in so kurzer Zeit viel von d'n Straßen und d'n Leuten kann kennen gelernt haben. Ich hab's niemals geleugnet, daß du von solchen Dingen mehr weißt als ich. Wenn 'ch dir das absputieren wollte, das wär' eben so viel, als wenn du mir absputieren wolltst, daß ich nicht mein Kuppel Hunde zu führen wüßte, oder 'n Hasen im Nest zu finden.« – »Das versichr' ich Sie,
mon Frère,
werd' ich mir niemals einfallen lassen.« – »Nu gut!« erwiederte er, »und ich geb' dir beide Händ' drauf, ich will dir auch das andre nimmer absputieren.«
    Hier wurden also, um der Dame eine Redensart abzuborgen, Präliminarien gewechselt unter den streitigen Parteien, und da nunmehr der Pfarrer anlangte und die Pferde fertig waren, so machte sich der Junker auf den Weg, nachdem er ihr versprochen hatte, ihren Rat vor Augen zu haben, und sie schickte sich dagegen an, ihm den nächsten Tag nachzufolgen.
    Nachdem er aber unterwegs dem Pfarrer diese Sachen mitgeteilt hatte, wurden sie beide darüber einig, daß man der vorgeschriebnen Formalitäten gar wohl überhoben sein könnte, und da also der Junker andern Sinnes geworden war, so verfuhr er auf diejenige Art, wie wir bereits gesehen haben.

Siebentes Kapitel.
    Worin dem armen Jones allerlei Widerwärtigkeiten begegnen.
     
    Die Sachen befanden sich in der vorbesagten Lage, als Jungfer Honoria im Hause der Madame Miller anlangte und Herrn Jones [151] aus der Gesellschaft rufen ließ, wie wir vorhin gesehen haben, und als sie sich mit ihm allein befand, folgendermaßen anhub: »Ach, allerliebster Herr Jones, wo soll ich's Herz hernehmen, Sie zu erzählen! Sie sind rungnirt, Herr Jones, und meine arme Fröln ist rungnirt und ich bin auch rungnirt.« – »Ist meiner Sophie was zugestoßen?« rief Jones und starrte dabei wie ein Wahnsinniger. »Ach 's größte, 's größte Unglück von der Welt,« schrie Honoria. »O solch 'ne Dame krieg 'ch mein Lebstage nicht wieder! O! daß ich so was Entsetzlich's habe erleben müssen!« Bei diesen Worten ward Jones aschenbleich, zitterte und stammelte, aber die Kammerjungfer fuhr fort: »O, Herr Jones, ich habe meine Fröln auf ewig verlor'n.« – »Wie? was? Um Gottes willen, sage Sie doch – o, meine teure Sophie!« – »Sie mögen s' wohl so nennen,« sagte Honoria, »sie war mir die teuerste Fröln! – Alle meine Lebstage krieg' ich so 'n Platz nicht wieder.« – »Hol' der Henker Ihren Platz,« rief Jones. »Wo ist, was, was ist aus meiner Sophie geworden?« – »Ei ja! da hab'n wir's,« rief sie. »Die Bedienten nur gleich zum Henker, meiner Ehre! Den Henker dran gelegen, was aus ihnen wird, abgedankt oder nicht, wenn s' auch noch so sehr rungnirt sind. Je ne doch! sie hab'n wohl kein Fleisch und Blut wie andr' Leute! Ja, nein! was ist dran gelegen, wie's den'n

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