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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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mögen, wenn es nur irgend in unsrer Macht steht, jetzt dazu schreiten, ihm die Mittel und Wege zu zeigen, wodurch der Junker erfuhr, wo seine Tochter wäre.
    Also: In dem dritten Kapitel des vorigen Buches ließen wir [147] uns ein Wort davon entfallen (denn es ist nicht unsere Gewohnheit, zu welcher Zeit es wolle, den Vorhang weiter aufzuziehen, als eben zum Zwecke nötig ist), daß Madame Fitz Patrick, welche ein herzliches Verlangen trug, sich wieder mit ihrem Onkel und ihrer Tante von Western auszusöhnen, meinte, sie hätte dazu wahrscheinlich eine bequeme Gelegenheit, wenn sie behilflich wäre, Sophien an der Begehung desselbigen Verbrechens zu hindern, wodurch sie sich den Zorn ihrer Familie zugezogen hatte. Nach vielem Hin- und Hersinnen also faßte sie den Entschluß, ihrer Tante Western Nachricht von dem Aufenthalt ihrer Kousine zu geben. Demzufolge schrieb sie ihr folgenden Brief, welchen wir aus mehr als einer Ursache dem Leser der Länge nach zum besten geben wollen.
     
    »Hochgeehrteste Fräulein Tante!
     
    Die Veranlassung meines Schreibens wird vielleicht machen, daß meiner teuersten Tante dieser Brief nicht unangenehm ist, wenigstens wegen einer von Ihren Niecen, ob ich gleich keine große Ursache habe, zu hoffen, er werde Ihnen auch der andern wegen lieb sein.
    Ohne weitere Entschuldigungen anzuführen, als ich auf dem Wege war, meine unglückliche Person zu Ihro Gnaden Füßen zu legen, traf ich, durch den seltsamsten Zufall von der Welt, mit meiner Kousine Sophie zusammen, mit deren Geschichte Sie besser bekannt sind, als ich selbst, ob ich zwar unendlich viel zu viel weiß; wenigstens genug, um mich zu überzeugen, daß sie in Gefahr steht, in eben dasselbe Unglück zu rennen, welches ich leider dadurch über mich gezogen habe, daß ich höchst thörichter und dummerweise Ihrem höchst weisen und klugen Rat nicht gefolgt bin.
    Kurz ich habe den Mann gesehen, ja ich habe gestern den ganzen Tag in seiner Gesellschaft zugebracht, und es ist ein sehr scharmanter junger Mensch, das kann ich Ihro Gnaden versichern. Durch was für einen Zufall er mit mir bekannt geworden, das ist zu langweilig, meiner gnädigen Tante hier zu erzählen; aber ich habe heute morgen meine Wohnung verändert, um ihn zu vermeiden, damit er nicht durch mich auf die Entdeckung meiner Kousine gerate, denn noch weiß er nicht, wo sie ist, und es ist auch ratsam, daß er es nicht eher erfahre, bis mein Onkel sie in Sicherheit gebracht hat. Es ist also keine Zeit zu versäumen und ich habe bloß nötig, Ihnen zu sagen, daß Sie jetzt bei der Kousine Bellaston ist, welcher ich meinen Besuch gemacht und gefunden habe, daß sie willens ist, meine Kousine Western vor ihrer Familie zu verbergen. Meine teuerste gnädige Tante wissen, daß es eine ganz sonderbare Frau ist. Aber nichts würde mich schlechter kleiden, als wenn ich einer Person von Ihrem großen Verstande und großer Weltkenntnis etwas sagen wollte, das einem guten Rate nur von ferne ähnlich sähe: ich begnüge mich also, Ihnen bloß zu sagen, wie die Sache steht.
    Ich hoffe, meine teuerste Tante, daß die Sorge, welche ich bei dieser Gelegenheit für das Beste meiner Familie bewiesen habe, mich von neuem der Gunst einer gütigen Anverwandten empfehlen [148] werde, welche beständig so vielen Eifer für die Ehre und das wahre Beste unser aller bezeigt hat, und daß es ein Mittel sein möge, mir Ihre gnädige Freundschaft wieder zu erwerben, welche einen so großen Teil meiner vorigen Glückseligkeit ausmachte, und für meine zukünftige so unentbehrlich ist. Ich bin mit der vollkommensten Verehrung, gnädigste Fräulein Tante,
    Ihre pflichtschuldigste Niece und gehorsamste
    demütigste Dienerin
    Henriette Fitz Patrick

     
    Tante Western war jetzt in ihres Bruders Hause, woselbst sie sich beständig aufgehalten hatte, um dem armen Junker in seiner Betrübnis Trost zuzusprechen. Von diesem Troste, welchen sie ihm in täglichen Gaben zuteilte, haben wir bereits eine Probe gegeben.
    Sie stand jetzt mit ihrem Rücken gegen das Feuer gekehrt, hielt eine Prise Schnupftabak in der Hand und teilte dem Junker diese tägliche Spende an Trost aus, unterdessen er dabei seine Nachmittagspfeife rauchte, als sie den vorstehenden Brief empfing. Sie hatte ihn kaum durchgelesen, als sie solchen ihm hinreichte und dabei sagte: »Da,
mon Frère,
da ist eine Nachricht von Ihrem verlornen Schäflein. Das Glück hat es Ihnen noch einmal wiedergegeben, und wenn Sie sich von meinem Rate

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