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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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verlang', sie soll jetzunder mein halb Vermögen hinehm'n und das andre Halb wenn ich sterbe. Nun gut! wovor thu' ich das alles? Na! thu' 'chs nich, um s'e glücklich zu machen? Unsinnig sollt' man werden, wenn m'n die Leut' so schnickschnacken hört! Ja, wenn ich mich selbst wieder verehelichen wollt', so möcht' sie Ursach' haben ze krächzen und ze heulen! Aber o kunträry, hab' ich mir nicht mit mein'n liegenden Gründen die Hände so fest g'bunden, daß ich nicht wieder freien kann, wenn 'ch auch wollte? denn ich möcht' auf Gott's Erdboden das Weib sehn, das mich hab'n wollte. Was alle Teufel und Hölle! kann 'ch mehr thun? – Ich, darzu beitrag'n, daß sie verdammt würde! Ich! – Alle Hagel! da 'ch doch eher wollt', daß die ganze Welt lichterloh in der Hölle brennte, als daß 'r nur ihr klein Finger weh thät'. Vorwahr, Nachbar, Sie müssen's mir nicht vor übel nehm'n, aberst ich erstaune mich, daß Sie so schwätzen können und 'ch muß sagen, nehm'n Sie's wie Sie woll'n, 'ch hätt' Sie vor'n klügern Mann gehalten.«
    Alwerth beantwortete diese bittere Anmerkung bloß mit einem Lächeln. Er konnte, wenn er auch gewollt hätte, durch dieses Lächeln nicht einmal die geringste Beimischung von Aerger oder Verachtung ausdrücken. Sein Lächeln über Thorheiten war wirklich immer von der Art, wie wir uns von den Engeln über die Einfaltspossen der Menschenkinder vorstellen können.
    Nunmehr bat Blifil um die Erlaubnis, ein paar Worte reden zu dürfen. »Was das anbelangt,« sagte er, »daß dem Fräulein Gewalt und Zwang angethan werden sollte, da bewahre mich der Himmel, daß ich je darein willigen sollte! Mein Gewissen erlaubt mir nicht, irgend einem Menschen Gewalt zu thun, geschweige denn einem jungen Frauenzimmer, für welches ich, so grausam sie auch gegen mich sein mag, beständig die reinste und aufrichtigste Hochachtung unterhalten werde; dennoch aber habe ich gelesen, daß ein Frauenzimmer nur selten gegen die Beständigkeit unbeweglich bleiben soll. Warum sollte ich also nicht auch hoffen, durch eine solche Beständigkeit noch endlich diese Neigungen zu gewinnen, in welchen ich vielleicht künftighin keinen Nebenbuhler mehr habe? Denn was diesen Grafen betrifft, so ist Herr von Western so gütig, mich ihm vorzuziehn, und mein liebster Herr Onkel werden gewiß nicht in Abrede ziehn wollen, daß ein Vater bei diesen Vorfällen wenigstens eine verneinende Stimme habe. Ja, ich habe das liebe Fräulein selbst mehr als einmal sagen und beteuern gehört, daß sich solche Kinder nicht entschuldigen ließen, welche sich wider den ausdrücklichen Willen ihrer Eltern verheirateten. Ueberdem finde ich auch nicht, obgleich die andern Damen von der Familie die Anwerbungen des Grafen zu begünstigen scheinen, daß das liebe Fräulein selbst geneigt sei, sich ihm zum Vorteil zu erklären. Ich bin dessen leider nur zu gewiß; ich bin nur mehr als zu gewiß, daß der böseste aller Menschen noch immer in ihrem Herzen die Oberhand hat.«
    »Ja wohl, ja wohl, hat er!« schrie Western.
    [222] »Aber zuverlässig doch,« fuhr Blifil fort, »wenn sie die Mordthat erfährt, die er begangen hat, und sollten auch die Gesetze ihm nicht ans Leben kommen, so –«
    »Was 'st das?« schrie Western; »Mordthat? hat er 'ne Mordthat gethan, und ist Hoffnung, ihn auf'm Schaffot zu sehn? Toll de roll, tolloll deroll!« Hier fing er an zu singen und im Zimmer herumzuhüpfen.
    »Kind,« sagte Alwerth, »diese deine unglückliche Leidenschaft macht mir vielen Kummer! Ich bedaure dich von Herzen und möchte gerne alle dem Gewissen nicht zuwiderlaufende Mittel anwenden, deine Wünsche zu befördern.«
    »Weiter wünsche ich auch nichts!« rief Blifil. »Ich weiß, mein liebster Onkel hat eine bessre Meinung von mir, als zu denken, daß ich selbst in andre willigen würde.«
    »Nun sieh,« sagte Alwerth, »du hast meine Einwilligung, zu schreiben und sie zu besuchen, wenn sie es erlauben will. Aber ich bestehe darauf – keinen Gedanken an Zwang! daß ich weiter von keinem Einsperren höre, oder daß dergleichen wieder vorgenommen werde!«
    »Gut, gut!« schrie der Junker, »dergleichen soll denn nichts wied'r vorg'nomm'n werd'n. Woll'ns denn noch 'n bischen läng'r mit ansehn, was die Güte thun kann, un' wenn nun der Bub' erst durch Scharfrichters Hände gangen ist. Toll de roll loll! 'Ne bess're Zeitung hab' ich nicht gehört, alle mein Lebstage – so will ich woll wetten, soll all's geh'n, wie ich's hab'n will. Hört, liebster

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