Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)
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Schwöger war fest entschlossen, ein Verbrechen von dieser Art, welches er ein Sakrilegium nannte, sollte nicht ungestraft hingehen. Er schritt also unmittelbar zur Züchtigung, und nicht zufrieden damit, machte er auch Herrn Alwerth das nächste Mal, als er ihn sprach, mit diesem, wie es ihm vorkam, ungeheuern Verbrechen bekannt. Er zog in den bittersten Ausdrücken auf den Tom los, und verglich ihn mit den Käufern und Verkäufern, welche aus dem Tempel hinausgetrieben worden.
Quadrat betrachtete diesen Handel in einem sehr verschiedenen Lichte. Er könne, sagte er, kein strafwürdigeres Verbrechen darin finden, ob man dies Buch verkaufe oder ein anderes. Bibeln zu verkaufen sei, nach allen göttlichen und weltlichen Gesetzen, völlig erlaubt, und folglich wäre damit gegen keine Regel des Rechts verstoßen. Er sagte zu Schwöger, das große Aufheben über diesen Handel brächte ihm die Geschichte einer sehr christlich-frommen Frau ins Gedächtnis, welche aus bloßer heiliger Andacht einer Dame von ihrer Bekanntschaft Tillotsons Predigten gestohlen hätte.
Ueber dieses Geschichtchen stieg dem Theologen eine gewaltige Menge Blut ins Gesicht, welches ohnedem schon das bleichste war, und er stund auf dem Sprunge, mit großer Hitze und Aerger zu antworten, hätte sich nicht Madame Blifil, welche zugegen war, ins Mittel geschlagen und Frieden erhalten. Diese Dame erklärte sich ausdrücklich für Quadrats Meinung. Sie führte dafür in der That sehr gelehrte Gründe an, und schloß damit, daß sie sagte: wenn Tom dabei ja einen Fehler begangen hätte, so müsse sie gestehen, daß ihr Sohn ihr ebenso schuldig vorkäme, denn sie könne keinen Unterschied unter Käufern und Verkäufern finden, weil beide dergleichen aus dem Tempel getrieben worden wären.
Dadurch, daß Madame Blifil ihre Meinung eröffnet hatte, war dem Streite ein Ende gemacht. Quadrats Triumph hätte fast allein ihm die Worte im Munde erstickt, wenn er welcher bedurft hätte, und Schwöger außerdem, daß er aus bereits erwähnten Ursachen es nicht wagen durfte, etwas der Dame Mißfälliges zu sagen, erstickte fast an seinem Eifer. Was den Herrn Alwerth betrifft, so sagte der, weil der Knabe bereits schon abgestraft worden, so fände er nicht nötig, seine Meinung über die Sache zu sagen, und ob er über den Jüngling böse war oder nicht, das muß ich dem Leser selbst zu erraten überlassen.
Bald nach diesem ward bei dem Junker Western (der Landedelmann, [117] in dessen Gehege das Feldhuhn geschossen worden) eine Klage gegen den verabschiedeten Wildmeister, wegen ähnlicher Verbrechen, eingebracht. Dies war ein höchst unglücklicher Umstand für den Kerl, weil er ihm nicht nur an und für sich selbst mit großem Unglück drohte, sondern dabei auch noch Herrn Alwerth verhinderte, ihn wieder zu Gnaden anzunehmen. Denn als dieser würdige Herr eines Nachmittags mit seinem Neffen Blifil und dem jungen Tom spazieren ging, lenkte ihn der letztere ganz unvermerkterweise nach der Wohnung des schwarzen Jakob, wo die Angehörigen dieses armen Menschen, nämlich seine Frau und Kinder, in aller Not und allem Jammer befunden wurden, die nur Kälte, Hunger und Blöße über menschliche Geschöpfe verbreiten können; denn das Geld, das ihnen aus Toms Hand zugeflossen, war fast gänzlich zur Bezahlung alter Schulden draufgegangen.
Ein solcher Anblick wie dieser konnte nicht verfehlen, auf das Herz des Herrn Alwerth zu wirken. Er gab auf der Stelle der Mutter einige Goldstücke und sagte dabei, sie solle davon ihren Kindern etwas auf den Leib schaffen. Die arme Frau zerfloß bei dieser Gütigkeit in Thränen und konnte bei ihrer Danksagung sich nicht enthalten, auch ihre Erkenntlichkeit gegen Tom auszudrücken, welcher, wie sie sagte, lange schon sie und die ihrigen vom Verhungern errettet hätte. Wir haben, sagte sie, nicht einen Bissen zu essen, noch diese armen Kinder einen Lumpen anzuziehen gehabt, die wir nicht von seiner milden Güte empfangen hätten. In der That hatte Tom noch außer dem Pferde und der Bibel einen Schlafrock und andere dergleichen Sachen der Notdurft dieser notleidenden Familie aufgeopfert.
Als sie wieder nach Hause gekommen, bot Tom alle seine Beredsamkeit auf, um das Elend dieser Leute und die Reue und das Leid des schwarzen Jakob selbst mit den lebhaftesten Farben zu schildern, und hierin glückte es ihm so wohl, daß Herr Alwerth sagte, er glaube, der Mann habe für sein begangenes Versehen schon genug gelitten und er
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