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Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition)

Titel: Tom Jones. Die Geschichte eines Findlings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fielding
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sonst werden Bosheit und Neid Sorge tragen, sie dergestalt anzuschwärzen, daß die Einsicht und Herzensgüte eines Alwerths nicht vermögend sein wird, hindurch zu sehen und die Schönheit des Inwendigen zu bemerken. Lassen Sie dies, meine jungen Leser, Ihre beständige Maxime sein, daß kein Mensch gut genug sein kann, um berechtigt zu sein, die Regeln der Klugheit zu vernachlässigen, auch wird selbst seine Tugend von ihrer Schönheit verlieren, wenn solche nicht mit der äußeren Zierde des Anständigen und Schicklichen ausgeschmückt ist. Und wenn Sie, meine würdigen Jünger, diese Lehre mit gehöriger Aufmerksamkeit fassen, so werden Sie solche, wie ich hoffe, durch die in den folgenden Blättern enthaltenen Beispiele hinlänglich bestätigt finden.
    Ich bitte wegen dieses meines kurzen Auftritts, in der Manier eines Chors der Griechen auf der Bühne, um Verzeihung. Es ist wirklich meiner selbst wegen, damit, wenn ich die Klippen entdecke, woran oft Unschuld und Gutherzigkeit scheitern, man mich nicht dahin mißverstehen möge, als ob ich meinen Lesern gerade die Mittel anempföhle, wodurch sie ihr Verderben befördern. Und da ich dieses zu sagen von keiner meiner handelnden Personen erhalten konnte, so war ich genötiget, diese Erklärung selbst zu thun.

[113] Achtes Kapitel.
    Ein kindisches Werk, aus welchem man gleichwohl einen Hang zur Gutmütigkeit des Tom Jones ersehen wird.
     
    Der Leser wird sich erinnern, daß Herr Alwerth dem Tom Jones als eine Art von Schmerzensgeld für die Strafe, die er nach seiner Meinung unschuldigerweise erlitten hatte, ein kleines Pferd schenkte.
    Dies Pferd behielt Tom ein halbes Jahr, und dann ritt er es zu einem Markte in der Nachbarschaft und verkaufte es.
    Als er nach seiner Heimkunft von Schwöger quästioniert wurde, was er mit dem Gelde angefangen habe, das er aus dem Verkaufe des Pferdes gelöst, erklärte er ganz ungescheut: »das wolle er ihm nicht sagen!«
    »Oho!« sagte Schwöger, »das will man mir nicht sagen, so soll man's meinem Haselstocke schon bekennen;« denn dies war der Mittler, an den er sich in zweifelhaften Fällen, die Wahrheit herauszubringen, allemal zu wenden pflegte.
    Tom war schon auf den Rücken eines Bedienten gestreckt und alles in Bereitschaft zur Exekution, als Herr Alwerth ins Zimmer trat, dem armen Sünder eine Gnadenfrist erteilte und ihn mit sich in ein anderes Zimmer nahm, woselbst er, als er mit Tom unter vier Augen war, ihm dieselbe Frage vorlegte, welche Schwöger an ihn vorher hatte ergehen lassen.
    Tom antwortete: Sein Gehorsam erlaube nicht, ihm irgend etwas zu verhehlen; dem tyrannischen Orbil würde er aber niemals anders antworten als mit einer Karbatsche, und er hoffte bald im stande zu sein, ihm damit alle seine Grausamkeiten einzutränken.
    Herr Alwerth gab dem Jüngling einen sehr scharfen Verweis wegen seiner unanständigen und unehrerbietigen Ausdrücke gegen seinen Lehrer, noch mehr aber wegen seines erklärten Vorsatzes, sich zu rächen. Er bedrohte ihn mit dem gänzlichen Verluste seiner Gunst, wofern er jemals wieder ein ähnliches Wort aus seinem Munde hörte; denn, sagte er: der Freund und die Stütze eines gottlosen Taugenichts wolle er niemals sein. Durch diese und dergleichen Erklärungen drang er dem Tom einige Zeichen der Reue ab, welche dem Burschen aber kein sonderlicher Ernst war, denn er sann wirklich auf eine Wiedervergeltung der schmerzhaften Gunstbezeigungen, welche er von den Händen des Pädagogen genossen hatte. Gleichwohl ward er von Herrn Alwerth dahin gebracht, wegen seiner Rachgier gegen Schwöger sich reuig zu bezeigen, und [114] darauf erlaubte ihm der gute Mann, nachdem er ihm noch einige heilsame Vermahnungen gegeben hatte, weiter zu reden, welches er that, wie folgt.
    »In Wahrheit, mein teuerster Herr Vater! ich liebe und verehre Sie mehr als die ganze Welt. Ich weiß, wie unendlich viel ich Ihnen zu verdanken habe, und ich würde mich selbst verabscheuen, wenn ich mein Herz der Undankbarkeit fähig hielte. Könnte das kleine Pferd sprechen, das Sie mir geschenkt haben, gewiß es würde Ihnen erzählen, wie lieb und teuer mir Ihr Geschenk war; denn ich hatte größere Freude daran, es zu füttern, als darauf zu reiten. Ja, gewiß, liebster Herr Vater, es ging mir durchs Herz, daß ich es missen sollte, ich hätt's aus keiner andern Ursache auf der Welt verkauft, als aus der, welche mich dazu nötigte. Sie selbst, liebster Herr Vater, hätten an meiner Stelle ebendasselbe gethan, denn

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