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Tom Sawyers Abenteuer und Streiche

Titel: Tom Sawyers Abenteuer und Streiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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sollst du's erleben.«
    »Na, Tom, das ist einfach das Dümmste, was du tun kannst. Nimm nur mal meinen Alten und meine Mutter an. Nichts als Keilerei! Die haben immerzu aufeinander losgedroschen, das weiß ich noch ganz gut.«
    »Das will gar nichts sagen. Das Mädchen, das ich heirat, prügelt sich nicht herum.«
    »Tom, glaub's nicht, die sind alle gleich. Das Zuhauen versteht 'ne jede. Überleg dir's noch ein Weilchen, sag ich dir – überleg dir's. Wie heißt denn das Mädel?«
    »'s ist kein Mädel – es ist ein Mädchen.«
    »Na, das kommt auf eins heraus. Mädel oder Mädchen, 's ist ganz dasselbe, gehupft wie gesprungen! Na also, wie heißt sie, Tom?«
    »Will dir's vielleicht später mal sagen. Jetzt nicht.«
    »Mir auch recht. Nun werd ich, wenn du dich verheiratst, noch viel alleiner sein als je.«
    »Nein, das sollst du nicht. Du kommst und wohnst bei mir. Na, jetzt laß uns aber vorwärts machen und an die Arbeit gehen.«
    Eine halbe Stunde lang gruben und schwitzten sie. Kein Erfolg. Noch eine halbe Stunde der Mühe und des Schweißes. Derselbe Erfolg. Jetzt sagte Huck:
    »Liegt so 'n Schatz immer so tief drunten?«
    »Manchmal, – nicht immer. Gewöhnlich nicht. Wir haben eben vermutlich nicht den richt'gen Platz getroffen.«
    Sie wählten eine andere Stelle und fingen von neuem an. Etwas weniger rasch als im Anfang ging die Arbeit vonstatten, doch machten sie Fortschritte. Stillschweigend mühten sie sich eine Weile ab. Schließlich stützte sich Huck auf seine Schaufel, wischte sich mit seinem Ärmel die Schweißtropfen von der Stirn und fragte:
    »Wo gehen wir nachher hin, wenn wir hier fertig sind?«
    »Ei, an den alten Baum, denk ich, der dort auf dem Cardiffhügel hinter dem Haus der Witwe Douglas steht.«
    »Einverstanden! Wird uns aber die Witwe den Schatz nicht wegnehmen? Der Baum steht doch auf ihrem Boden.«
    »  Die  uns wegnehmen? Sollt's mal probieren! Wer so 'nen Schatz findet, dem gehört er auch. 's kommt gar nicht drauf an, wo er gefunden wird.«
    Das lautete beruhigend. Die Arbeit schritt vor. Endlich sagte Huck:
    »Hol's der Geier! 's muß wieder der falsche Platz sein. Was meinst du?«
    »Sonderbar ist's, Huck, ich versteh's nicht recht. Manchmal steckt Hexerei dahinter. Vielleicht ist's jetzt auch hier so.«
    »Dummes Zeug! Hexen haben am Tag keine Macht.«
    »Wahr ist's, daran hab ich nicht gedacht. Ach, jetzt weiß ich, was schuld ist! Was wir für einfältige Narren sind! Man muß ja doch erst wissen, wo der Schatten des Baumes um Mitternacht hinfällt, und da liegt der Schatz.«
    »Na, dann hol's der Teufel! Dann ist ja die ganze Graberei umsonst gewesen. Hol's der Henker, alles mit'nander, müssen also in der Nacht den scheußlich weiten Weg noch einmal machen! Kannst du loskommen?«
    »Freilich kann ich. Heut nacht muß es jedenfalls sein, denn wenn einer kommt und sieht die Wühlerei und die Löcher, dann weiß er gleich, was los ist, macht sich selber dahinter und schnappt uns am Ende die Bescherung vor der Nase weg.«
    »Gut also. Ich werd diese Nacht kommen und miauen.«
    »Schön. Komm her, wir verstecken unsere Hacke und Schaufel im Gebüsch.«
    Zur festgesetzten Zeit waren denn auch die Jungen in der Nacht an Ort und Stelle. Wartend saßen sie im Schatten. Es war ein einsamer Ort und eine von alters her feierliche Stunde. Geister flüsterten im raschelnden Laube, Gespenster lauerten in dunkeln Ecken und Winkeln, das dumpfe, tiefe Gebell eines Hundes erscholl aus der Ferne, dem eine Eule mit hohler Grabesstimme antwortete. Diese ahnungsvolle Feierlichkeit der Stunde lastete auf den beiden Jungen, sie sprachen wenig. Nach einer Weile, als sie dachten, nun müsse Mitternacht da sein, machten sie einen Strich, wo der Mondschein den Schatten des Baumes hinwarf, und begannen zu graben, Ihre Hoffnungen stiegen. Das Interesse wuchs und der Fleiß hielt ehrlich Schritt, Das Loch wurde tiefer und tiefer, aber jedesmal, wenn sie die Hacke auf etwas Festes aufklingen hörten, und ihnen das Herz voll freudiger Hoffnung laut klopfte, war's nichts als erneute Enttäuschung. Ein Stein war's gewesen, oder ein alter Holzknüppel! Endlich sagte Tom:
    »Es nutzt nichts, Huck, 's ist wieder der falsche Platz.«
    »'s kann nicht sein, Tom, wir haben ja den Schatten aufs Haar abgezirkelt.«
    »Weiß ich. Aber da ist noch was anderes.«
    »Was denn?«
    »Ja sieh. Wir haben doch die Zeit nur so ungefähr erraten. Am Ende war's zu spät oder zu früh.«
    Huck ließ die Schaufel

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