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Tom Sawyers Abenteuer und Streiche

Titel: Tom Sawyers Abenteuer und Streiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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sinken.
    »Das ist's, weiß Gott!« sagte er, »Da liegt der Hund begraben! Ich meine, wir lassen die Sache bleiben. Wie sollen wir je die richtige Zeit herausfinden, und außerdem – 's ist so gruselig hier um die Zeit in der Nacht mit all den Geistern und Gespenstern, die nur so in der Luft herumflattern. Ich mein' immerzu, 's stünd einer hinter mir, aber ich fürcht mich, herumzuschauen, weil ja auch einer vor mir sein könnt, der nur auf die Gelegenheit wartet, bis ich den Kopf dreh. Seit ich hier bin, läuft's mir fortwährend eiskalt über den Rücken!«
    »Mir geht's beinah ebenso, Huck. Weißt du, meistens liegt auch bei so 'nem Schatz irgendein toter Mensch vergraben, der Wache halten soll.«
    »Herr, du mein Gott!«
    »Ja, so ist's, das hab ich oft gehört.«
    »Tom, ich befaß mich nicht gern mit den Toten, Die machen einem immer nur Ungelegenheiten.«
    »Ich Hab auch keine Lust, sie aufzuwecken. Denk mal, wenn der hier plötzlich seinen Schädel 'rausstreckte und was sagen wollte.«
    »Tom, Tom, hör auf, 's ist schauerlich!«
    »Das ist's, Huck, Mir ist auch kein bißchen wohl dabei, sag ich dir.«
    »Komm, Tom, wir stecken's auf und graben mal wo anders.«
    »Gut, 's ist am End besser.
    Tom dachte ein Weilchen nach und sagte dann:
    »Im Gespensterhaus. Das ist der richt'ge Ort!«
    »Hol's der Geier, Ich mag keine Häuser, in denen's spukt, Tom. Weiß Gott, Gespenster sind fast noch schlimmer als tote Menschen. Die mögen meinethalben mal plötzlich, ohne daß man daran denkt, den Mund auftun und einen erschrecken, aber die kriechen doch nicht herum in ihren Leichentüchern wie die Gespenster, und sehen einem plötzlich über die Schulter, wenn man gar nicht an sie denkt, und klappern mit den Zähnen und Beinern, Das könnt ich nicht aushalten, Tom, – kein Mensch könnt so was.«
    »Ja aber, Huck, Gespenster spuken doch nur in der Nacht. Am Tag werden sie uns dort am Graben nicht hindern.«
    »Das ist wohl wahr. Aber du weißt selber, daß keiner hier gern dem Gespensterhaus nah geht, bei Tag nicht und nicht bei Nacht!«
    »Na, das ist doch auch nur, weil mal einer da ermordet worden ist. Aber gesehen hat man nie was Unheimliches in der Nacht um das Haus herum, höchstens mal 'n blaues Licht am Fenster vorbeihuschen, – keine richtigen Gespenster.«
    »Na, wo du aber so 'n blaues Flämmchen siehst, Tom, kannst du Gift drauf nehmen, daß 'n Geist dicht dahinter ist. Das ist doch so klar wie was! Denn wer anders als Geister braucht so 'n Licht?«
    »Das kann sein. Aber auf keinen Fall kommen sie bei Tag heraus. Also brauchen wir uns gar nicht zu fürchten.«
    »Gut, mir soll's recht sein. Wir wollen das Gespensterhaus vornehmen. Aber – aber ich glaub, riskiert ist's doch!«
    Unter diesem Geplauder waren sie am Fuß des Hügels angelangt. Dort, inmitten des mondbeglänzten Tales, stand das »Gespensterhaus«, gänzlich vereinsamt, mit längst verfallener Umzäunung. Üppig rankendes Unkraut überzog Treppenstufen und Türschwelle, der Schornstein war in Trümmer zerfallen; leer starrten die Fensterhöhlen, ein Teil des Daches war eingesunken. Eine Weile blickten die Jungen unverwandt auf den gespenstigen Ort, immer halb in Erwartung, die blauen Flämmchen hinter den Fenstern vorbeihuschen zu sehen. Sie sprachen im Flüstertone, wie es zu Zeit und Umständen paßte. Dann rissen sie sich los von der unheimlichen Stätte, die sie in weitem Bogen umkreisten, und schlugen sich heimwärts durch die Wälder, welche die Rückseite des Cardiffhügels mit ihrem Grün schmückten.
     

     

24. Das Gespensterhaus.
    Um die Mittagsstunde des nächsten Tages fanden sich die Jungen wiederum am Schauplatz ihrer nächtlichen Taten ein, um ihr Werkzeug zu holen, Tom war sehr ungeduldig und konnte gar nicht schnell genug nach dem »Gespensterhaus« kommen. Huck, etwas gemäßigter in seinem Eifer, sagte plötzlich:
    »Sag mal, Tom, weißt du, was heut für 'n Tag ist?«
    Tom ließ im Geiste die Wochentage an sich vorüberziehen und hob dann den Kopf erschreckten Blickes:
    »Ei, der Tausend, daran hab ich gar nicht gedacht, Huck.«
    »Na, ich zuerst auch nicht. Mit einem Male aber fiel's mir siedend heiß ein, daß heut Freitag sei.«
    »Potz Blitz! man kann doch nie vorsichtig genug sein, Huck. Wir hätten schön in die Patsche geraten können, wenn wir mit so was am Freitag angefangen hätten.«
    »Hätten geraten können? Ich sag,  wären  geraten! 's gibt Glückstage, aber der Freitag ist keiner!«
    »Das weiß

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