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Tom Sawyers Abenteuer und Streiche

Titel: Tom Sawyers Abenteuer und Streiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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Unschuld; Huck aber schien anderer Meinung zu sein.
     

     

25. Nächtliche Expeditionen.
    Am nächsten Morgen beim Erwachen erschienen Tom die Erlebnisse des verflossenen Tages wie ein böser, schwerer Traum. Er grübelte und sann, und je mehr er nachdachte und überlegte, desto mehr kam es ihm vor, daß er geträumt habe. So viel Geld auf einmal beisammen zu sehen, konnte ja gar nicht Wirklichkeit sein. In seinem bisherigen Leben hatte er nie mehr als fünfzig Dollars auf einem Brett vor sich gesehen. Tausende von Dollars aber auf einem Haufen, das überstieg seine ausschweifendsten Vorstellungen, selbst von verborgenen Schätzen.
    Noch ganz benommen von seinen Hirngespinsten kleidete er sich an, schlang wie geistesabwesend sein Frühstück hinunter, und machte sich alsbald auf, Huck zu suchen und sich von ihm die Bestätigung zu holen, daß alles nur Traum und Schaum gewesen. Er fand diesen am Ufer des Flusses in einem Nachen, mit den Beinen über den Bootrand baumelnd und mürrisch vor sich hinstarrend.
    »Morr'n, Huck.«
    »Morr'n, Tom, Verdammtes Pech, das, mit der Hacke und Schaufel!«
    Also war's doch kein Traum, sondern greifbare, wirkliche Wirklichkeit! Tom erzählte Huck von seinen Gedanken diesen Morgen.
    »Schöner Traum!« brummte der als Antwort, »hätt' was Niedliches werden können, wenn die Stiege nicht zusammengekracht war. Mir hat's auch die ganze Nacht geträumt, aber nur von dem Teufel von Spanier und von seiner ›Nummer Zwei‹.«
    In bezug auf diese rätselhafte Nummer ergingen sich die Jungen in allerhand Vermutungen. Schließlich kamen sie überein, es solle wohl die Nummer des Zimmers in irgendeiner Herberge bedeuten, und Tom machte sich auf den Weg, es auszukundschaften.
    Nach einer halben Stunde kam er zu Huck zurück und erzählte diesem, daß von den beiden Wirtshäusern der Stadt wohl nur eins in Frage kommen könne, denn in »Nummer Zwei« des einen wohne schon seit lange ein allgemein bekannter und geachteter junger Mann. »Nummer Zwei« des anderen Wirtshauses dagegen sei selbst dem Sohn des Hauses ein Geheimnis. Der sage, es werde immer geschlossen gehalten und nur bei Nacht höre er zuweilen Geräusch und sehe Licht darin. Er habe immer gedacht, es müsse dort spuken.
    »Das hab ich entdeckt, Huck,« schloß Tom ganz erregt seinen Bericht, »Das ist so gewiß die ›Nummer Zwei‹, die wir suchen, so gewiß, wie ich hier vor dir steh!«
    »Wird wohl so sein, Tom. Was sollen wir aber tun?«
    »Laß mich 'n bissel nachdenken.«
    Und Tom dachte eine lange Weile nach, dann sagte er:
    »Paß mal auf. Siehst du, die Hintertür von der ›Nummer Zwei‹ führt in den kleinen, engen Gang zwischen dem Wirtshaus und der alten Mausefalle von Ziegelbrennerei. Du kaperst nun alle Türschlüssel, die du irgend erwischen kannst, und ich nehm meiner Tante ihre, und in der ersten dunklen Nacht schleichen wir hin und probieren, ob einer paßt. Daß du dich fein nach dem Spanier umsiehst! Der sagt ja, er wolle kommen und herumschnüffeln wegen seiner Rache. Und wenn du ihn entdeckst, dann folgst du ihm und siehst, ob er nach meiner › Nummer Zwei‹ geht, wenn nicht, ist's natürlich Essig! Also, heut abend! Bring nur brav Schlüssel mit!«
    Am Abend waren Huck und Tom bereit zu ihrem Abenteuer. Sie trieben sich in der Nachbarschaft der Herberge herum, konnten aber nirgends etwas Verdächtiges erspähen. Um ungesehen das Experiment mit den Schlüsseln vornehmen zu können, war die Nacht viel zu hell, und so zog sich denn Tom bald nach zehn Uhr zurück, heimwärts, dem warmen Neste zu, während Huck, der etwas langer aushielt, gegen zwölf in einem leeren Zuckerfaß für die Nacht unterkroch.
    Dienstag nacht verfolgte die Jungen derselbe Unstern, ebenso Mittwoch, Donnerstag endlich standen dicke Wolken am Himmel und versprachen eine schöne, dunkle Nacht, Beizeiten stellte sich Tom ein, bewaffnet mit der alten Blechlaterne seiner Tante und einem großen Handtuch, um dieselbe zu verhüllen. Er barg die Laterne in Hucks Zuckerfaß, und die Wacht begann. Eine Stunde vor Mitternacht wurde die Herberge geschlossen und ihre Lichter, die einzigen in der Nachbarschaft, ausgelöscht. Kein Spanier war gesehen worden. Niemand hatte den schmalen Gang auf der Rückseite des Hauses betreten oder verlassen. Alles schien dem Unternehmen günstig. Die schwärzeste Finsternis herrschte, und die Totenstille ringsum wurde nur hier und da durch fernes Donnerrollen unterbrochen.
    Tom lief nach seiner Laterne,

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