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Tom Sawyers Abenteuer und Streiche

Titel: Tom Sawyers Abenteuer und Streiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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Morgen sein. Du gehst noch mal hin und wachst, willst du?«
    »Ich hab's gesagt, Tom, daß ich's tu, und ich tu's auch! Und wenn's 'n Jahr lang dauert, ich spuk jede Nacht in dem Gäßchen dort herum. Bei Tag schlaf ich und bei Nacht wach ich.«
    »Schön. Aber wo wirst du schlafen?«
    »Auf Ben Rogers Heuboden. Der hat nichts dagegen und Onkel Jakob, – weißt du, der alte Nigger, der im Hause ist – auch nicht. Dem hab ich schon oft 's Wasser geschleppt, und er gibt mir manchmal was zu essen, wenn er selber was hat. 's ist 'n guter Nigger, Tom. Der hat mich gern, weil ich nie tu, als ob ich was Besseres wär. Manchmal hab ich mich, weiß Gott, schon hingesetzt und mit ihm gegessen. Das brauchst du aber niemand zu sagen, Tom. Wenn einer so gräßlich hungrig ist, tut er manches, was er sonst für gewöhnlich nicht tät!« [Anm. Unsere Geschichte spielt in der Zeit vor Aufhebung der Sklaverei.]
    »Na, also Huck, wenn ich dich bei Tag nicht brauch, laß ich dich schlafen und stör dich nicht weiter. Und wenn in der Nacht was los ist, springst du zu mir 'rüber und miaust.«
     

     

26. Der Besuch der Höhle. – Hucks Entdeckung.
    Das erste, was Tom am Freitag morgen hörte, war eine sehr angenehme Neuigkeit, – Becky Thatcher war mit den Ihren am Abend vorher zurückgekehrt. Vor diesem Ereignis mußte der Indianer-Joe zusamt seinem Schatze in den Hintergrund treten, und Becky, die einzige Becky, nahm das ganze Interesse des Knaben ein. Er sah sie wieder, und die beiden verbrachten einen köstlichen Tag in Gesellschaft der Schulkameraden bei »Blindekuh« und »Verstecken«. Um das Glück des Tages vollzumachen, hatte Becky von ihrer Mutter die Erlaubnis erwirkt, am folgenden Tag das längst geplante und immer wieder verschobene Picknick halten zu dürfen, was ungeheuren Enthusiasmus und Jubel erregte. Becky insbesondere war außer sich vor Entzücken, und Tom nicht minder. Vor Sonnenuntergang noch wurden die Einladungen herumgeschickt, und die sämtliche jugendliche Bevölkerung des Städtchens war in einem Fieber der Erwartung und der emsigen Vorbereitung. Toms Erregung hielt ihn bis zu später Stunde wach, wobei er immer auf Hucks Miausignal wartete. Wie herrlich wäre es gewesen, die Gesellschaft folgenden Tages mit dem aufgefundenen Schatze zu verblüffen! Diese Hoffnung aber trog, – kein Signal störte die Ruhe der Nacht.
    Endlich tagte der Morgen, und um zehn oder elf Uhr sammelte sich eine lärmende, wonnetrunkene Gesellschaft vor dem Hause der Familie Thatcher. Alles war zum Aufbruch bereit. Ältere Leute pflegten Picknicks niemals durch ihre Gegenwart zu stören, die Kinder hielt man unter den Fittichen einiger junger Damen von achtzehn und einiger junger Herren von ungefähr vierundzwanzig Jahren für genügend beschützt. Man hatte für diese Gelegenheit die alte Dampffähre gemietet, und alsbald setzte sich die heitere, bunte Menge, beladen mit vielversprechenden Vorratskörben, die Hauptstraße hinunter in Bewegung, Sid war unwohl und mußte dem Vergnügen entsagen; Mary war ihm zum Trost und zur Gesellschaft zurückgeblieben. Das letzte, was Frau Thatcher zu Becky sagte, war:
    »Ihr werdet wohl spät zurückkommen, Kind, am Ende tust du besser, für diese Nacht bei einer deiner Freundinnen zu bleiben, die nahe beim Landungsplatz der Fähre wohnen.«
    »Dann bleib ich bei Suschen Harper, Mama.«
    »Meinetwegen; und hörst du, daß du dich hübsch ordentlich beträgst und niemand zur Last fällst.«
    Als sie dann zusammen die Straße hinuntertrabten, sagte Tom zu Becky:
    »Du – paß mal auf, was wir tun wollen. Anstatt daß wir mit Joe Harper heimgehen, steigen wir den Berg hinauf und bleiben die Nacht bei der Witwe Douglas. Die hat gewiß Gefrorenes, – sie hat immer welches, ganze Haufen davon, und wird sich schrecklich freuen, wenn wir zu ihr kommen.«
    »O, das wird aber köstlich!«
    Danach überlegte sich's Becky aber doch einen Moment und meinte:
    »Was wird aber meine Mama dazu sagen?«
    »Ei, wie soll denn die's erfahren?«
    Wieder sann Becky ein Weilchen nach und sagte dann zögernd:
    »Recht ist's ja nicht – aber –«
    »Aber, – Unsinn! Deine Mutter erfährt's nicht, und was ist denn weiter Schlimmes dabei! Alles, was sie will, ist, daß du für die Nacht gut aufgehoben bist, und ich wette, sie hätt' dich ebensogut dorthin geschickt, wenn sie nur daran gedacht hätte. Das weiß ich ganz gewiß! –«
    Frau Douglas, die das größte und schönste Haus des Städtchens besaß und

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