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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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fragte, ob es sehr schlimm gewesen sei, nachdem er aus dem Comedy-Club hinausgestürmt war? Sie erzählte, dass die Komikerin auf der Bühne noch ein bisschen gestichelt habe, aber gleich danach sei die Pause gewesen, und sie sei gegangen. Sie lachten und überlegten, was die anderen Zuschauer wohl über sie beide gesagt hatten. Er meinte, er werde ihr einen Rock kaufen als Ersatz für den, den er mit Bier übergossen hatte. Er werde ihr viele Dinge kaufen.
    Sie zogen den Abschied spielerisch in die Länge, bis Rachel schließlich sagte, sie müsse aufhören. Sie werde ihn später anrufen und sie liebe ihn. Gleichzeitig legten sie auf.
    Dann fuhr sie fort mit ihren Vorbereitungen für die Schule.
     
    Anne befand sich für die nächsten Stunden in einer Sitzung. Thorne war nicht unglücklich darüber. Er hatte am Empfang nachgefragt und ging nun, erleichtert seufzend, zum Fahrstuhl. Es wäre in Ordnung gewesen, wenn er ihr begegnet wäre. Er wäre schon irgendwie mit der Situation zurechtgekommen, ebenso wie sie, aber das Beste war, die Sache ein oder zwei Tage auf sich beruhen zu lassen.
    Er hoffte, das bis dahin alles vorüber sein würde.
    Am Tag zuvor waren sie nach dem Anruf von Sally Byrne nicht mehr in der Lage gewesen zu reden. Sobald eine Verhaftung – die Verhaftung – erfolgt sein würde, würden sie alles besprechen können. Es würde für Anne nicht leicht sein, aber er wäre da, um ihr zu helfen.
    Wenn sie ihn dann immer noch wollte.
    Er hatte es oft bei Menschen gesehen, die einem Mörder nahe standen. Er erinnerte sich, wie schwer es für Calverts Eltern gewesen war. Allerdings war die Situation damals ganz anders gewesen.
    Es würde eine Art Tod sein, und es würde viel Trauerarbeit zu leisten sein. Anne würde sich grämen wegen des Freundes, den sie verlor. Sie würde ihn auf viele Arten verlieren, und jede Art musste betrauert werden. Damit war noch nicht die Schuld angesprochen, die sie spüren würde, ebenso wenig wie die Scham, dass sie seine Freundin gewesen war. Dann war da noch die Schuld, die sie wegen der Scham spüren würde.
    Höchstwahrscheinlich würde sie auch die Erste sein, die von seinen Kindern angerufen wurde. Sie würde sie trösten und mit ihren Gefühlen umgehen müssen. Und mit der Presse würde sie umgehen müssen. War die Jagd auf einen Mörder unmöglich, hielten sie sich gewöhnlich an dessen Freunde. Nichts würde einfach werden.
    Anne würde jemanden suchen, dem sie die Schuld geben konnte.
    Es war wohl das Beste, einer Begegnung eine Weile aus dem Weg zu gehen. Sich aus der Schusslinie herauszuhalten. Es könnte immer noch alles schief gehen. Er kannte viele Fälle, die weit unkomplizierter waren und bei denen der Erfolg in letzter Minute vereitelt worden war. Eine Pfuscherei oder, Gott bewahre, eine juristische Spitzfindigkeit lauerte hinter jeder Ecke, um Polizisten, die sich in absoluter Sicherheit wiegten, unter sich zu begraben. Thorne verkaufte nicht das Fell eines Bären, bevor er ihn nicht hatte. Allerdings war er so zuversichtlich, dass er hierher gefahren war, in den Fahrstuhl stieg und sich fragte, wie genau er alles erklären würde.
    Denn er war nicht wegen Anne hierher gekommen.
    Alisons Zimmer zu betreten war ein Schock. Anne hatte ihm nicht erzählt, dass sie wieder künstlich beatmet wurde, obwohl er gewusst hatte, wie anfällig Alison für Infektionen war.
    Im Zimmer war es also wieder lauter und voller, doch das Mädchen in der Mitte zog seinen Blick und sein Herz auf sich – wie schon beim ersten Mal, als er hier gewesen war. Ihre Haare waren seit dem letzten Mal geschnitten worden. Das war an dem Tag gewesen, als er ihr das Foto von Bishop gezeigt und gleich darauf per Telefon von der »anonymen« Anschuldigung erfahren hatte. Seitdem waren die Dinge außer Kontrolle geraten.
    Doch jetzt hatte er wieder alles im Griff.
    Langsam trat er auf das Bett zu und an der Tafel vorbei, die zugeklappt an der Wand lehnte und mit einem weißen Tuch bedeckt war. Hatte Alison gehört, wie er hereingekommen war? Er wusste, wie begrenzt ihr Blickfeld war, und er wollte nicht, dass sie vor Schreck in die Luft sprang.
    In die Luft sprang? Blöder Idiot. Er wusste so wenig darüber, wie ihr Leben war. Zu was es geworden war. Er hatte sich vorgenommen hineinzublicken, es aber doch nicht getan. Er hatte von Menschen gehört, denen ein Körperteil amputiert worden war und die immer noch Schmerzen darin spürten. War es für Alison genauso? Konnte sie immer noch

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