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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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weiß, wie viele Männer sie hat antanzen lassen.«
    »Ich glaube nicht, dass Margaret Byrne auch nur einen Mann hatte, Sir«, sagte Holland mit ruhiger Stimme.
    Tughan drehte sich zu Holland, der sich weigerte wegzuschauen.
    »Die Spurensicherung hat an der Leiche keine Fingerabdrücke gefunden …«
    Thorne knallte die Hand auf den Schreibtisch. »Wenn die Spurensicherung keinen Scheiß gebaut und ein wichtiges Beweisstück als Eigentum des Opfers deklariert hätte, wären wir nicht hier. Dann wären wir schon fertig.«
    »Keine Fingerabdrücke an der Leiche, Tom. Der Mörder trug Handschuhe. Wie sollte er da einen Ring verlieren?«
    Thorne holte tief Luft. Beantworte die Frage. Anständig und ruhig. »Ich denke, er zog die Handschuhe an, sobald sie bewusstlos war. Einmal-Handschuhe. Er zog sie an, als er das Skalpell benutzte. Um den Schnitt zu machen. Den Ring hat er wahrscheinlich vorher verloren. Offensichtlich hat es eine Art Kampf gegeben.«
    Keable trat vor und legte eine Hand auf die Rückenlehne von Tughans Stuhl. »Er behauptet, er hätte ihn vor ein paar Wochen verloren«, sagte er über Tughan hinweg.
    Tughan schüttelte noch immer den Kopf. »Wie kann man einen Ehering ›verlieren‹?« Er drehte an seinem eigenen. »Ich würde dieses Scheißding nicht abkriegen, selbst wenn ich es wollte.«
    Holland wusste genauso wie Thorne eine Antwort darauf. »Seinen kann er ziemlich leicht abziehen, hat er mir gesagt. Er nimmt ihn bei der Arbeit ab. Und er hat behauptet, jemand habe ihn aus seinem Spind geklaut.«
    »Wurde noch etwas anderes gestohlen«, fragte Keable.
    »Seine Brieftasche und eine Uhr. Eine Tag Heuer.«
    »Hat er es gemeldet?«
    »Nein. Er meint, aus den Spinden würde immer wieder mal was verschwinden.«
    Thornes Blick wanderte von einem zum andern. Holland behauptete sich gut. Keable würde nur Fakten gelten lassen. Er brauchte Fakten, und Holland lieferte sie ihm.
    »Wann war das?«
    »Vor fast drei Wochen. Am elften.«
    Keable nickte. »Am Tag vor dem Mord an Margaret Byrne.«
    Thorne sagte nichts. Der Tag, an dem er sich von Bishop in die Stadt fahren ließ. Bishop hatte den Ring noch getragen. Er ließ Keable die Entscheidung treffen. Es war wichtig, ihn spüren zu lassen, dass er sie traf.
    »Was wollen Sie, Tom?«
    »Ich will einen Haftbefehl.«
    Tughan sprang auf, sodass sein Stuhl nach hinten flog. Keable hob die Hand. »Wir lassen uns zuerst den Ring herschicken und bringen ihn den Technikern. Über Haftbefehle reden wir, wenn es so weit ist. Nick, Sie rufen Lothian und Borders an. Ich will, dass der Ring hergebracht wird. Verstanden?«
    Tughan war der Erste, der den Raum verließ. Holland hielt ihm die Tür auf. Als Thorne ihm folgen wollte, hielt ihn Keable zurück. »Für den Mittag ist eine Pressekonferenz anberaumt, Tom. Ich hätte gerne, dass Sie mit auf dem Podium sitzen.« Er wäre auch in einer schnulzigen Musiksendung aufgetreten.
    Keables Ton sagte eindeutig, dass er keinen Widerspruch zulassen würde. Es würde auch keinen geben. Das Adrenalin schoss durch Thornes Körper und verschaffte ihm das Gefühl, als wäre er ein Drachen hoch oben in der Luft.
    Thorne …
    … der in den Einsatzraum ging; der bei niemandem den Blickkontakt mied; der dankbar die freundlichen Worte und zustimmenden Blicke in sich aufnahm; der die Hand auf Dave Hollands Arm legte und das Lächeln genoss, das er als Antwort darauf bekam; der Nick Tughans finsteren Blick auskostete, während dieser mit den Fingern durch sein dünnes blondes Haar strich und zum Telefon griff.
    Thorne, der sich an der Erleichterung in den Stimmen der Mädchen erfreute.
    »Bald wird alles vorbei sein, oder?«
    »Tommy! Das stimmt doch, oder?«
    »Wirst du ihn kriegen, Tommy?«
    »Schnapp dir das Arschloch …«
    Christine, Madeleine, Susan. Und am Ende noch Helen. Sie spuckte so viel Hoffnung aus, dass sie für alle vier reichte. Es war eine Hoffnung, von der er nicht länger befürchtete, dass man sie zerstören könnte.
    »Ja, ich werde ihn mir schnappen. Ziemlich bald.«
    Und irgendwo im Hintergrund hörte er das Lachen von Leonie Holden.
     
    Er sah sie sich zweimal an. Er sah sie in den Mittagsnachrichten auf BBC und ITV. Beide Male war er ganz hingerissen. Beide Male lachte er laut und applaudierte am Ende.
    Er war ohnehin in besserer Stimmung. Dinge kamen ans Tageslicht, und die Mutlosigkeit vom Tag zuvor – es war ein furchtbarer Tag gewesen – hatte sich nach dieser einen Meldung in den Nachrichten in Luft

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