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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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zu warten, dass sie anfing zu atmen.
    Sein Kopf war leer, während er sich, ohne zu blinzeln, auf ihr Gesicht und ihren Brustkorb konzentrierte. Der Atem würde kurz und flach sein, er beobachtete sie genau, um auch die leiseste Bewegung mitzubekommen. Alle paar Sekunden beugte er sich vor und tastete nach ihrem Puls.
    Helens Körper bewegte sich nicht.
    Er griff nach dem Beutel und der Maske. Es war Zeit, einzuschreiten. Zehn Minuten hektisches Drücken und lautes Rufen. »Los, Helen, hilf mir! Du musst stark sein!«
    Sie war nicht stark genug.
    Außer Atem ließ er sich wieder auf den Stuhl fallen und blickte hinunter auf den leblosen Körper. Ein Knopf fehlte an ihrer Bluse. Sein Blick wanderte zu den schwarzen Schuhen, die neben ihr standen, zu dem Häufchen Schmuck in einer Schale aus rostfreiem Stahl – billige Armbänder und hässliche Ohrringe.
    Er betrauerte sie, und er hasste sie.
    Er musste sich beeilen. Jetzt ging es darum, sie zu entsorgen. Schnell und problemlos.
    Er begann, sie auszuziehen.
     
    Thorne griff zu der Flasche Rotwein neben seinem Sessel und schenkte sich noch ein Glas ein. Vielleicht waren vierzigjährige Männer besser dran, wenn sie alleine waren, alleine in ihren hübschen, gemütlichen, aber kleinen Wohnungen. Vierzigjährige Männer mit schlechten Angewohnheiten, Stimmungsschwankungen und einer Vorliebe für Country-Music.
    Johnny sang über Erinnerungen. Thorne machte sich eine gedankliche Notiz, um den CD-Spieler das nächste Mal so zu programmieren, dass dieses Lied übersprungen wurde. Der Calvert-Fall – war er wirklich abgeschlossen?
    »Man nehme eine frische, zarte Leiche …«
    Fünfzehn Jahre waren zu lang, um dieses Gepäck noch mit sich herumzuschleppen. Außerdem war es nicht seins. Er erinnerte sich daran, wie es ihm aufgebürdet worden war. Er war erst fünfundzwanzig gewesen. Diejenigen, die weit über ihm standen, hatten ihm entsprechend ihrer Position die Drecksarbeit zugeschoben. Nie hatte er die Möglichkeit gehabt, den anständigen Weg zu gehen, um aus der Sache herauszukommen. Hätte er es denn überhaupt getan?
    »… einen Strafentlassenen …«
    Er hatte kein Mitspracherecht gehabt, als es darum gegangen war, Calvert nach dem Verhör, dem vierten Verhör, gehen zu lassen. Über das, was auf diesem Flur und später in dem Haus geschehen war, schien er wie jeder andere auch irgendwo gelesen zu haben. Hatte er wirklich das Gefühl gehabt, dass Calvert der Richtige war? Oder war dies eine Einzelheit gewesen, die er später dazugedichtet hatte, im Licht dessen, was er an jenem Montagmorgen gesehen hatte? Sobald die Dinge nach und nach ans Tageslicht kamen, war sein Anteil am Fall ohnehin vergessen worden.
    »… vier tote Mädchen …«
    Wo lag denn abgesehen davon sein Trauma – du meine Güte, was für ein Wort –, verglichen mit diesen kleinen Mädchen, die heute immer noch umherlaufen könnten? Die heute schon eigene Kinder haben könnten?
    »Memories are made of this.«
    Er richtete die Fernbedienung auf die Stereoanlage und schaltete das Lied aus. Das Telefon klingelte.
    »Tom Thorne.«
    »Hier ist Holland, Sir. Wir glauben, wir haben eine weitere Leiche.«
    »Ihr glaubt?«
    Sein Magen fuhr Karussell. Calvert hatte gelächelt, als er aus dem Verhörzimmer gegangen war. Alison blickte ins Nichts. Die tote Susan, die tote Christine und die tote Madeleine drückten ihm die Daumen.
    »Sieht genau gleich aus, Sir. Keinerlei äußere Verletzungen.«
    »Die Adresse?«
    »Das ist das Komische, Sir. Die Leiche liegt draußen. Im Gebüsch hinter dem Bahnhof von Highgate.«
    Zu dieser nächtlichen Stunde nur ein paar Minuten entfernt. Er kippte den Rest Wein in einem Zug hinunter. »Sie schicken mir besser einen Wagen, Holland. Ich habe was getrunken.«
    »Und das Beste, Sir …«
    »Das Beste?«
    »Wir haben einen Zeugen. Jemand hat gesehen, wie er die Leiche abgeladen hat.«

 
    Ich habe gespürt, dass Tim unbedingt wissen wollte, von wem die Blumen waren. Er sagte nichts, aber ich wusste, dass er sie angesehen hat. Er hat mich nicht gefragt. Vielleicht weil es eine Frage war, auf die er wirklich eine Antwort wollte – und nicht nur ein sinnloses Gespräch mit einer Exfreundin, die jetzt eine zurückgebliebene Idiotin ist.
    Tut mir Leid, Tim. Aber es gibt nichts, womit du dich auf so etwas hättest vorbereiten können. Ich meine, wenn man diesen üblichen Kram mitmacht, gemeinsame Ferien, die Freunde des anderen kennen lernen. Er brauchte sich nie mit meinen

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